Pliening:Wachstum in die Breite

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In Pliening wird viel gebaut. Besonders Landsham, hier im Vordergrund, wird kräftig wachsen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wenn die Prognosen stimmen hat Pliening bald keine Baugebiete mehr, um Zuzöglinge unterzubringen. Damit sich das ändert, müsste die Gemeinde in Kürze neue Flächen ausweisen - und zwar im Außenbereich.

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Zufrieden können der Gemeinderat und die Verwaltung von Pliening mit den Ergebnissen der Innenraum-Katasteruntersuchung nicht sein, die in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt wurden. Nur etwa ein Drittel der befragten Grundstückseigner im Gemeindegebiet hatte auf die Frage der Verwaltung geantwortet, was sie denn kurz- und mittelfristig mit ihren Grundstücken zu tun gedenken. Immerhin aber habe man damit eine Argumentationsgrundlage in der Hand für künftige Baugebietsausweisungen und Flächennutzungsplanänderungen, die nötig werden, um weiteres Bauland in der Gemeinde zu schaffen, sagt Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow. Er hatte die Ergebnisse der gemeinsam mit dem Regionalen Planungsverband durchgeführten Untersuchung den Gemeinderäten erläutert.

Dem Bayerischen Bevölkerungsindex zufolge ist Pliening, ebenso wie die Mehrheit der Gemeinden im viel zitierten Münchner Speckgürtel, in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs. Bis 2019 prophezeit die 2011 veröffentlichte Erhebung des Landesamts für Statistik dem Ort einen Zuwachs von etwa 300 Bewohnern, weitere 350 dann für den Zeitraum bis 2029. Lege man nun den Berechnungen alle Baugebiete zugrunde, die im Augenblick in Pliening angedacht oder bereits in Planung sind - dazu gehören Landsham-Süd, Tanzfleckl-Nord und das kleinere Bauvorhaben am Siglweg -, würde der Platz nicht ausreichen, um die potenziellen Neu-Plieninger unterzubringen, so Schmidt-Roschow. Um den prognostizierten Überschuss von etwa 400 potenziellen Zuzugswilligen zu bewältigen, bleibt der Gemeinde nichts anderes übrig, als zusätzliche Flächen auszuweisen; wenn es nicht anders geht, auch im Außenbereich, wie es derzeit bereits in Landsham-Süd der Fall ist. Hier sollen von 2017 an bis zu 200 Neu-Plieninger Platz finden.

Mit der Erstellung des Flächenkatasters hat die Verwaltung nun seit dem vergangenen Sommer versucht, sich einen Überblick über Potenzialflächen im Innenraum zu verschaffen, deren Bebauung nach einer Gesetzesänderung des Baugesetzbuchs aus dem Jahr 2013 Vorrang bei der Planung eingeräumt werden soll. Besonders in Ballungsgebieten wie dem Großraum München soll damit der ungebremste Flächenverbrauch im ländlichen Gebiet in kontrollierte Bahnen gelenkt werden.

Im Außenbereich sollen Kommunen erst dann bauen, wenn es zwingende städtebauliche Argumente dafür gibt. Starker Siedlungsdruck dürfte allerdings bei allem Steuerungswillen ein solches Argument sein, erklärt Bauamtsleiter Schmidt-Roschow, ebenso wie die erklärte Absicht einer Gemeinde, sozialen Wohnungsbau oder günstigen Wohnraum für Einheimische zu schaffen. Das will die Gemeinde auch im Baugebiet Landsham-Süd, das bisher Außenbereich war, im Gemeinderat nun aber als Allgemeines Wohngebiet klassifiziert worden ist. Und die Auswertung der Katasteruntersuchung geben der Gemeinde in dieser Entscheidung Recht.

Nun sind die Ergebnisse der Untersuchung zwar nur eine Momentaufnahme, wie ein Gemeinderatsmitglied in der Sitzung kritisierte, der Verwaltung geben sie dennoch eine Entscheidungshilfe an die Hand - für ihre eigene Planung oder auch bei der jeweiligen Bewertung von Bebauungsanfragen von Landwirten oder anderen Grundeigentümern, die Grundstücke im Außenbereich haben. Natürlich wäre ein höherer Rücklauf der Verwaltungsanfragen für eine genauere Übersicht über die Entwicklungspotenziale wünschenswert gewesen, resümiert der Bauamtsleiter. Aber man könne niemanden zwingen, zu antworten. Und er könne sich vorstellen, erklärt Schmidt-Roschow, dass viele Plieninger mit Grundbesitz einfach heute noch gar nicht sagen könnten, was sie in zwei oder drei Jahren mit ihren Flächen tun wollen oder müssen. "Wir haben unsere Hausaufgaben jedenfalls gemacht."

Für die Gemeinde, die mit ihrer aufwendigen Inneraumauflistung einen Weg geht, den bisher nicht viele Kommunen beschritten haben, ist aus den Ergebnissen zumindest eines klar geworden: Der Druck, in den Außenbereichen zu bauen, ist größer geworden, auch wenn es noch Restflächen im Inneren der Gemeinde gibt. "Ich weiß aber nicht, wann diese Flächen zulaufen und ob sie das überhaupt irgendwann tun", sagt der Bauamtsleiter.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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