Die Biogasanlage in Pliening soll trotz Pleite weiter am Netz bleiben. Wie der Geschäftsführer der insolventen AC Biogas GmbH in Münster ankündigte, die die Anlage vor drei Jahren übernahm, soll es bald einen neuen Eigentümer geben. Es wäre der vierte in der Geschichte der Anlage, die bei ihrer Inbetriebnahme 2006 als Vorzeigeprojekt galt. Voraussetzung für den Verkauf sind laut Geschäftsführer Hubertus Eing "konstruktive Gespräche und Abstimmungen mit den Genehmigungsbehörden". Dazu gehört wohl auch der Genehmigungsbescheid des Landratsamtes zur Neuerrichtung von sechs Siloanlagen. Die Behörde hatte angekündigt, die Biogas-Anlage stillzulegen, wenn nicht im Laufe des Jahres 2015 die maroden Siloanlagen saniert werden.
Der zuständige Sachbearbeiter im Landratsamt, Franz Neudecker, spricht von "erheblichem Sanierungsbedarf". Sechs der insgesamt sieben Siloanlagen sind undicht, sie dürfen nicht befüllt werden. Weil die Entwässerung der Silokammern nicht funktionierte, flossen die Silosickersäfte lange Zeit ins Erdreich. Seit 2013 läuft ein Grundwassermonitoring, damals eine Auflage, ohne die die AC Biogas GmbH gar nicht hätte weitermachen dürfen. Neudecker spricht von einer "Vorsorgemaßnahme". "Normalerweise schafft es die Natur, derlei Belastungen über den Lauf der Zeit zu regeln", sagt er. Belastend für die Natur sei der hohe Stickstoff- und Nährstoffgehalt in den Sickerungssäften. Es könne aber auch sein, dass in einem zweiten Schritt unterstützend zur Reinigung des Grundwassers eingegriffen werden müsse, so Neudecker. "Das wird noch geprüft." Der Fall in Pliening ist die einzige Gewässerverunreinigung durch Biogasanlagen im Landkreis zwischen 2004 und 2013. Vermutlich sind in Pliening nicht nur die Siloanlagen zu sanieren. Neudecker spricht von einem "Sanierungsstau". Darauf deutet auch eine Presseerklärung des in Münster ansässigen Unternehmens hin. Darin heißt es, der Insolvenzverwalter Stephan Michels habe im vorläufigen Insolvenzverfahren seit Ende Februar "erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Sanierung und Fortführung der in Pliening befindlichen Biogasanlage voranzubringen". Dazu gehöre unter anderem der Verkaufsprozess der Anlage. "Zum aktuellen Stand des Bieterverfahrens können zur Zeit aus verfahrenstechnischen Gründen keine nähere Angaben gemacht werden", heißt es. Hubertus Eing sprach aber davon, dass es sich nur mehr um Wochen handeln würde - "wenn alles nach Plan läuft". Der neue Eigentümer, so kündigte er an, würde dann die beantragten sechs Silokammern bauen, um die Anlage weiter betreiben zu können. Anders geht es auch nicht, wie Franz Neudecker erläutert: "Die Undichte der Anlagenteile muss unbedingt behoben werden." Doch auch die etwa 80 Landwirte werden über die Neuigkeiten erleichtert sein, bleibt ihnen ein großer Abnehmer von etwa 40 000 Tonnen Mais jährlich erhalten.
Mit der Insolvenz der AC Biogas AG und ihrer Tochtergesellschaft, der AC Biogasanlage Pliening GmbH, ereilt binnen weniger Jahre den zweiten Eigentümer der Anlage das gleiche Schicksal. 2011 erwischte es die Cash Crow, eine kleine Gesellschaft des Regensburger Energieunternehmens Aufwind Schmack Betriebs GmbH. Diese machte damals die gestiegenen Rohstoffpreise für die Misere verantwortlich. Damals sprang die Baywa und ihre Tochter r.e. Bioenergie ein, vor drei Jahren verkaufte man an die AC Biogas GmbH. Als die Mängel der Silokammern bekannt wurden, schaltete sich das Landratsamt ein. Ursprünglich sollte die Sanierung bis Ende 2014 erfolgen - doch dann meldetet der Mutterkonzern in Münster Insolvenz an. Wenige Monate später folgte das Plieninger Unternehmen.