Pliening:Noch mehr Kies

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Die hellgrüne Fläche hinter dem See ist die nächste, die abgegraben wird. An der Grenze zum Nachbarfeld soll ein hoher Wall errichtet werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Plieninger Bauausschuss hat dem Abbau einer weiteren Fläche bei Landsham unter Auflagen zugestimmt. Das Landratsamt prüft nun, ob eine spätere Wiederverfüllung genehmigungsfähig ist

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Die Bagger der Firma Ebenhöh, die wenige hundert Meter westlich des Ortsteils Landsham-Moos Kies aus der Erde schaufeln, werden wohl schon im nächsten Jahr wieder ein bisschen näher an die Wohnhäuser heranrücken. Das Landratsamt Ebersberg hat die Gemeinde Pliening um ihre Stellungnahme zum Antrag der Firma gebeten, die nächste Abbaufläche in Angriff nehmen zu dürfen, der Bauausschuss ist dem in der jüngsten Sitzung nachgekommen.

Planungsrechtlich steht dem weiteren Vorgehen kaum etwas entgegen. 65 Hektar nördlich des Abfanggrabens sind als Vorranggebiet eingestuft, und die knapp sechs Hektar große Fläche auf dessen Südseite, die noch unbearbeitet ist und nördlich der aktuell ausgebaggerten Kiesgrube und der Gärtnerei Mühlbauer liegt, gehören zum Vorbehaltsgebiet "Erdinger Moos zwischen Ismaninger Speichersee und Flughafen München"; einem Kiesabbau steht auch hier, wie das Landratsamt der Gemeinde mitgeteilt hat, nichts entgegen.

Ein Erdwall mit einem landwirtschaftlichen Weg trennt den ausgehobenen See und die künftige Abbaufläche noch voneinander. Den Weg hat die Gemeinde bereits an den Kiesunternehmer abgetreten. Ersatzweise soll ein neuer Weg angelegt werden, der zwischen der neuen Kiesgrube und dem nahen Wohngebiet in Nord-Südrichtung verlaufen und als Spazierweg zur Verfügung stehen soll. In der Sitzung haben die Gemeinderäte dem weiteren Abbau zugestimmt, aber auch darüber beraten, wie die unmittelbaren Auswirkungen und die Folgen für die Landshamer gemildert werden können. Die Speicherseestraße führt ziemlich genau parallel zum gesamten geplanten Abbaugebiet in Richtung Norden, ihre Bewohner werden noch auf Jahrzehnte mit den Folgen zu tun haben. Nach dem Willen der Gemeinde soll ein zweieinhalb Meter hoher Erdwall, mit Sträuchern bepflanzt, zumindest den ärgsten Lärm und auch Staub fern halten. Weg und Wall müssen vor Beginn des Abbaus fertig sein.

Soweit ist die Sache wohl unstrittig, auch wenn die Gemeinde den Wall, der ursprünglich nach Ende aller Maßnahmen wieder abgebaut werden sollte, jetzt lieber stehen lassen möchte. Schließlich hätten die Pflanzen darauf ja viele Jahre Zeit zu wachsen, erklärte Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow, und es wäre schade, sie dann wieder zu beseitigen. Was aber in der ausgebaggerten Kiesgrube passiert, ist noch die Frage. Der Bauausschuss hat entsprechend einem früher beschlossenen Flächennutzungsplan mehrheitlich dafür gestimmt, die Fläche zumindest teilweise aufzufüllen. Ein Laubwald soll entstehen, und, so die Begründung in der Verwaltungsvorlage, einem möglichen Absinken oder Ansteigen des Grundwassers könne durch die Verfüllung entgegen gewirkt werden. Es gebe auch ein öffentliches Interesse daran, nicht noch mehr Baggerseen entstehen zu lassen, heißt es dort. Immerhin seien inzwischen 241 Hektar - 10,58 Prozent der Gemeindefläche - vom Wasser bedeckt.

Dieses öffentliche Interesse stellt Gemeinderat Roland Ernst (SPD), selbst in der Speicherseestraße zu Hause, in Frage. "Das Verfüllen wollen wir gar nicht", sagt er. Nach Aussagen des Kiesunternehmers Ebenhöh würde das vollständige Auffüllen der knapp 5,9 Hektar fünf bis zehn Jahre dauern, "das heißt für uns, noch mal so lange Staub und Lärm, dann durch Lastwagen." Außerdem müsse sehr genau überwacht werden, welches Material verfüllt werde. Tatsächlich, erklärte Christine Huber, zuständige Sachbearbeiterin im Landratsamt Ebersberg, könnten Kiesgruben nur nach Einzelfallprüfung unter sehr strengen Auflagen zugeschüttet werden, da Wiederverfüllung grundsätzlich verboten sei. Ausnahmen könnten nur gemacht werden, wenn ein öffentliches Interesse gegeben sei. Das gelte es nach der Stellungnahme aus Pliening nun für die Behörde zu prüfen, bevor die Planung öffentlich ausgelegt werde, also auch die Bürger dazu Stellung nehmen können. Zu möglichen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel existiere bereits ein Gutachten, das die Firma Ebenhöh vorgelegt habe, in dem diese in jedem Fall verneint würden.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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