Pliening:Der Geschichte auf der Spur

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Plieninger Heimatverein wird drei Jahre alt

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Als Stefan Seizl 2010 zur Gründung eines Plieninger Heimatvereins aufrief - und damit erst einmal scheiterte - hätte er sich vermutlich nicht träumen lassen, dass es nun, fünf Jahre später, so harmonisch zugehen würde, wenn sich die inzwischen 49 Mitglieder zu ihrer Jahreshauptversammlung treffen. Inzwischen feiert der Verein sein dreijähriges Bestehen, und die Zahl der Mitglieder wächst, wie Schriftführerin Bettina Marquis berichtet, kontinuierlich.

Der Verein, als dessen Vorsitzender Stefan Seizl, der für die Alternative für Pliening im Gemeinderat sitzt, von der Versammlung wieder gewählt worden ist, hat sich inzwischen den Keller des früheren Plieninger Brunnenhauses am Brunnenweg hergerichtet, die feuchten Mauern so weit wie möglich getrocknet und Regale aufgestellt. Hier lagern nun eine Menge orts- und familiengeschichtlich relevanter Gegenstände, die dem Verein im Lauf der Zeit von Plieninger Bürgern überlassen wurden. Im alten Schulhaus ist überdies ein Büro im früheren Ankleideraum der Feuerwehr entstanden. Dort solle demnächst eine bäuerliche Eckbank, ebenfalls aus alten Plieninger Beständen, für mehr Atmosphäre sorgen, berichtet Marquis.

Alle Gegenstände, die dem Verein überlassen werden, würden erfasst, beschrieben, fotografiert und in eine Datenbank einsortiert. Die Spender bekämen dann eine kleine Urkunde - und die Garantie dafür, dass sie die Erinnerungsstücke aus ihrer Familiengeschichte nicht irgendwann auf irgendeinem Flohmarkt wiederfänden. "Uns geht es ja darum, die Erinnerung an das Leben, wie es früher einmal war, zu bewahren und ein Bewusstsein für die Vergangenheit zu schaffen", erklärt Marquis. So waren es Seizl und seine Mitstreiter, die sich vehement für den Erhalt der alten Landshamer Brennerei eingesetzt hatten - und damit bei den Eigentümern, den sieben Familien der Brennereigenossenschaft, auf wenig Gegenliebe gestoßen waren. Sie hatten in einem Erhalt des alten Gebäudes nach dem Wegfall des Branntweinmonopols keinen Sinn mehr gesehen. An diesen unterschiedlichen Interessen war vor fünf Jahren der erste Gründungsversuch für den Heimatverein gescheitert. Inzwischen ist die Brennerei verschwunden, der Konflikt hat seine Grundlage verloren. Nachdem die Gemeinde das Brennereigelände gekauft hat und an dessen Stelle nun einen Dorfplatz plant, statt eine beliebige Wohnbebauung zuzulassen, ist dem Wunsch nach einer Stätte der Erinnerung zumindest ansatzweise Genüge getan.

Stefan Seizl allerdings hatte für den Platz bereits eine neue Idee. Er schlug dem Gemeinderat vor kurzem vor, entweder das Lenzhaus, ein altes Plieninger Gebäude, das jetzt noch an der Kirchheimer Straße 5 gegenüber dem Gasthof Stocker in Landsham steht und zu verfallen droht, oder das historische Vizenhäusl auf dem Dorfplatz wieder aufzubauen. Das Vizenhäusl, das früher am Plieninger Herdweg stand und als typisches Beispiel für die typische Architektur der Münchner Schotterebene gilt, ist derzeit im Oberbayerischen Freilichtmuseum Glentleiten gelagert und harrt dort einer möglichen Verwendung. Die Nutzung eines der beiden Gebäude für den Dorfplatz lehnte der Gemeinderat zwar ab, es gibt aber durchaus nicht nur im Heimatverein Überlegungen, ob man das Vizenhäusl nicht doch irgendwo in Pliening aufstellen könnte. "Wir haben ja nicht mehr so viele geschichtliche Anwesen im Ort", sagt die Schriftführerin.

Neben dem Bewahren gegenständlicher Erinnerung hat sich der Verein aber auch dem Erhalt der Tradition verschrieben. So hat Kassenwartin Erni Eder im vergangenen Jahr zu einem historischen Waschtag geladen und vor staunendem Publikum mit Waschbrett und Wurzelbürste vorgeführt, wie es war, als noch nicht in jedem Haus Waschmaschine und Trockner standen. Außerdem hat der Verein es geschafft, den Stephani-Ritt in Pliening wieder zu beleben. "Das ist alte Tradition, neu belebt", schwärmt Marquis - die selbst noch nicht mal aus Pliening stammt. Die SPD-Gemeinderätin ist als Schriftführerin ebenso wie Stefan Seizl als Vorsitzender, Stellvertreter Ludwig Bichler und Kassenwartin Erni Eder von der Jahreshauptversammlung im Amt bestätigt worden. Demnächst soll der Heimatverein auch eine eigene Homepage haben.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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