Pliening:Anwohner blitzen ab

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Obwohl 147 Bürger gegen die Wiederverfüllung der nächsten Kiesabbaufläche unterschrieben haben, lässt sich der Plieninger Gemeinderat von seiner Marschroute nicht abbringen

Von Alexandra Leuthner, Pliening

"So ein Gemeinderat ist manchmal recht unterhaltsam", sagte eine Zuhörerin, als sie gegen Viertel vor Zwölf die jüngste Sitzung des Plieninger Gremiums verließ. Welcher der Mega-Tagesordnungspunkte ihr besonders gefallen hatte, verriet sie allerdings nicht. Sollte sie in Landsham-Moos zu Hause sein, wird es wohl nicht die Debatte um den weiteren Kiesabbau durch die Firma Ebenhöh gewesen sein, der sie erheitert hat.

Die Kiesfirma will, wie berichtet, eine weitere, knapp sechs Hektar große Fläche, die südlich des Abfanggrabens nahe an die Wohnhäuser in Moos heranreicht, in Angriff nehmen. Der Bauausschuss hatte dem Antrag unlängst zugestimmt, allerdings mit der Bedingung, dass das Gelände anschließend zu einem Drittel wieder verfüllt wird. Der Flächennutzungsplan sieht hier seit langem die Aufforstung zu einem Laubwald vor.

Nun ist aber gerade die Wiederverfüllung einer Vielzahl von Landshamer Bürgern ein Dorn im Auge. 147 Unterschriften und einen Antrag, auf die Maßnahme zu verzichten, hatte Gemeinderat Roland Ernst (SPD/Parteifreie), der selbst in Moos wohnt, dem Bürgermeister am Abend vor der Sitzung zugesandt. Der Abbau halte nur den Mindestabstand zum Wohngebiet ein, heißt es dort. Dadurch ergebe sich im Vergleich zum Abbau der vergangenen Jahrzehnte eine nochmals erhöhte Lärmbelastung. "Bei einer Verfüllung verlängert sich diese Lärmbelastung um mindestens weitere fünf Jahre. Dazu kommt die zusätzliche Staubbelastung unseres Ortsteils. Er liegt genau in Windrichtung des beantragten Abbaugebietes."

Bürgermeister Roland Frick (CSU), der sich schon im Bauausschuss überrascht über die Gegenwehr aus Moos gezeigt hatte, wiederholte noch einmal, er sei davon ausgegangen, dass die Bürger dort keine weiteren Baggerseen wollten, sondern mehr Platz zum Spazierengehen. Überdies seien Wiederverfüllung und Aufforstung Teil eines Vertrags zwischen der Gemeinde und dem Kiesunternehmer, erläuterte Stefan Seizl (Alternative für Pliening). Das fragliche Gelände stelle Ebenhöh der Gemeinde nach dem Abbau zur Verfügung. "Und zwar keinen See, davon hat die Gemeinde keinen Nutzen."

SPD-Fraktionssprecherin Eva Strauß schlug sich unterdessen auf die Seite ihres Fraktionskollegen. Selbst wenn man bisher davon ausgegangen sei, dass es ein überwiegendes öffentliches Interesse an der Wiederverfüllung gebe, wie es der Bauausschuss in seiner Stellungnahme formuliert hatte, gebe es doch nun neue Erkenntnisse. "147 Bürger haben unterschrieben, dass sie das nicht wollen, und ich denke schon, dass wir darüber nachdenken sollten." Es sei in den vergangenen Jahren doch auch immer die Position der übergeordneten Behörden gewesen, dass es in Kiesgruben keine Wiederverfüllung geben solle, unterstrich Ernst. Warum sollte das nun anders sein, fragte er und wies auf eine weitere Ungereimtheit in seinen Augen hin, die in der Stellungnahme ans Landratsamt formuliert ist: Dass die Gemeinde in der Wiederauffüllung ein dauerhaftes Mittel gegen ein mögliches Absinken oder Ansteigen des Grundwasserspiegels sehe, wenn weitere Abbauflächen dazu kämen. "Jetzt heißt es plötzlich, das Grundwasser kann sich senken. Vor Jahren schon haben die Bürger dieses Argument gebracht und wurden nicht gehört"

Dem Vorschlag, den Antrag so wie er ist, der Stellungnahme ans Landratsamt beizulegen, wollte Ernst allerdings nicht folgen. So ließ Bürgermeister Frick den Gemeinderat über den gesamten Antrag abstimmen und er wurde mit 15 gegen vier Stimmen abgelehnt. Einen kleinen Teilerfolg aber konnten Ernst und die Landshamer Bürger dann doch noch verbuchen. Ihrem Wunsch, die Abbauzeiten auf Montag bis Freitag und nur bis 17 Uhr zu begrenzen, stimmte das Gremium ebenso zu wie einer Erhöhung des Schutzwalls zwischen dem Abbaugebiet und den Wohnhäusern von 2,50 auf drei Meter. Die spannende Frage ist nun, was das Landratsamt dazu sagt.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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