Pläne in Grafing-Bahnhof:Ein Angebot, das man ablehnen kann

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Wie viele Halleneinheiten an der Berufsschule Grafing entstehen, liegt auch an den örtlichen Vereinen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

An der geplanten Berufsschule in Grafing-Bahnhof soll eine Sechsfach-Turnhalle entstehen. Diese könnten Sportler der umliegenden Gemeinden mitnutzen - doch dort sieht man nicht überall Bedarf

Von Wieland Bögel und Christian Bauer, Grafing

Rekorde gehören zum Sport dazu - und manchmal auch zu Sportstätten: Die Turnhalle an der in Grafing-Bahnhof geplanten Berufsschule könnte die größte ihrer Art im Landkreis Ebersberg werden. Bereits im Januar hatten die Grafinger für eine Sechsfach-Halle ausgesprochen, laut Landrat Robert Niedergesäß (CSU) wäre dies durchaus möglich. Profitieren könnten von der neuen Halle auch die Sportler im südlichen Landkreis - sofern sich dann auch die Gemeinden an den Kosten beteiligen. Bei einem Treffen am 11. April sollen Sportler, Politiker und Planer nun einmal an einen Tisch gebracht werden.

Voraussetzung dafür, dass die Halle gebaut wird, ist natürlich, dass es endlich auch eine Einigung darüber gibt, wer das Grundstück für den gesamten Schulbau finanziert. Bekanntlich gibt es hier Differenzen zwischen der Stadt Grafing und dem Landkreis, erstere will alle vorgestreckten Kosten für das Grundstück vom Kreis erstattet haben, letzterer will eine Kostenaufteilung zwischen beiden Partnern.

Doch auch wenn hier noch Verhandlungen laufen, werden parallel die Vorbereitungen für die Bauleitplanung fortgesetzt. Auch wenn die Vereine jetzt Wünsche äußern dürfen - gewisse Grenzen werden ihnen dennoch gesetzt. Man werde "sicher nicht für die erste Bundesliga bauen", sagte der Landrat bei einem Pressegespräch, genauso wenig werde man sich aber auf "das absolute Minimum beschränken". Aber auch die nötige Ausstattung soll ein Thema bei der gemeinsamen Besprechung sein. Noch nicht geklärt ist die Finanzierung, man könne sich vorstellen, die Kosten für den Betrieb umzulegen, sagte Brigitte Keller, die Finanzmanagerin des Landkreises bei der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses: "Die Gemeinden zahlen also für die tatsächliche Nutzung durch ihre Vereine. Das ist eine sehr offene Lösung."

Die ersten Rückmeldungen aus den Gemeinden fallen sehr unterschiedlich aus: Neben Interessensbekundungen gibt es auch klare Absagen. Etwa von Udo Ockel (CSU), Bürgermeister von Kirchseeon. Mit zwei existierenden Sporthallen in der eigenen Gemeinde sei man gut aufgestellt, die Halle des Gymnasiums stehe noch nicht einmal an der Kapazitätsgrenze, sagt er. "Von meiner Seite ist da nichts geplant, ich würde das ausschließen", stellt er klar. Auch Moosachs Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) sagt, seine Gemeinde sei mit ihrer eigenen Mehrzweckhalle autark. Einen Bedarf an einer weiteren Halle sehe er daher nicht. "Aber man soll nie nie sagen", ergänzt er.

Ganz andere Töne kommen aus der Gemeinde Bruck. Ja, solche Überlegungen gebe es selbstverständlich, sagt Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU). Bisher müssen die Brucker Sportvereine nach Kirchseeon ausweichen, erläutert er, da der Ort keine eigene Halle besitzt. Der Aßlinger Bürgermeister Hans Fent (parteilos) bestätigt ebenfalls, dass ein grundsätzliches Interesse besteht, vor allem von Seiten des Turn- und Sportvereins. Besonders der Fußball im Ort würde in den Herbst- und Wintermonaten von der Halle profitieren. Erstgespräche habe es bereits gegeben, und er sei "recht positiv eingestellt, dass das Projekt demnächst auf die Reise geschickt wird". Fent sieht die Halle als sinnvolle Investition für den gesamten südlichen Landkreis. Emmerings Bürgermeister Max Maier (Bürger für Emmering) kann sich eine Beteiligung eigenen Worten zufolge in der Tat gut vorstellen. "Die Überlegung ist da", teilt er mit. Der ortsansässige SV Emmering habe sich auf Nachfrage klar für die Interessenszusammenlegung ausgesprochen. Nun gelte es, zu "schauen was auf uns zukommt" und wie hoch die Kosten ausfallen würden. Letztendlich, betont Maier, liege die Entscheidung beim Gemeinderat.

Glonns Bürgermeister Josef Oswald (CSU) hält sich derweil mit konkreten Aussagen zurück, für diese sei es "viel zu früh". Eine Mitnutzung der Sporthalle durch die Verwaltungsgemeinschaft Glonn hält er für sinnvoll, allerdings habe er nicht den Eindruck, dass mehr als eine Dreifachturnhalle nötig sei. Nach der geplanten Informationsveranstaltung müsse man weitersehen. Frauenneuhartings Bürgermeister Eduard Koch (Wählergemeinschaft Frauenneuharting) sagt, die eigene Mehrzweckhalle der Gemeinde sei zwar klein, "aber für uns reicht es". Auf seine Nachfrage hin hätten die Ortsvereine ihm zu verstehen gegeben, dass sie keinen Bedarf an weiteren Hallenkapazitäten in Grafing sehen.

Ohnehin keine Option ist Grafing für die Vereine im Norden, dort tut sich dafür eine andere Möglichkeit auf: Schließlich entsteht hier ein neues Gymnasium, bei dem auch eine Vierfachhalle geplant ist. Auch in Poing wünsche man sich, dass der Bedarf der umliegenden Gemeinden und der dortigen Vereine umfassend geprüft werde, sagte Poings Bürgermeister und Kreisrat Albert Hingerl (SPD) in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses. Zwar hätten Anzing, Pliening und Markt Schwaben bereits erklärt, sie bräuchten keine Wettkampfhalle. Aber sinnvoll wäre es schon zu überlegen, ob man nicht wenigstens eine Tribüne in der Halle vorsehe, sagte Hingerl.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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