Er ist Location für Sommerfeste, Ausflugsziel für Kita-Gruppen und die jüngeren Grafinger Schulklassen. Kinder quengeln zu Hause, dass sie dort - und ganz sicher nirgendwo anders - den Nachmittag verbringen wollen. Und wenn es wieder heimwärts gehen soll, gibt es mindestens Tränen. Die Rede ist vom "Max-und-Moritz"-Spielplatz in der Bahnhofstraße, dem Grafinger Spielplatz schlechthin. Jetzt steht er zur Disposition, weil das Feuerwehrhaus nebenan vergrößert oder neu gebaut werden muss.
"Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten, gesetzliche Auflagen einzuhalten und die Einsatzbereitschaft unserer Feuerwehr auch vor dem Hintergrund einer stetig wachsenden Stadt sicherzustellen", schrieben Feuerwehrkommandant sowie CSU-Stadtrat Schorsch Schlechte und der Feuerwehr-Vereinsvorsitzende Andreas Schmidt an den Stadtrat. "Als einzelne Beispiele seien hier nur die zu kleinen Ausfahrten, der rutschige Bodenbelag, die sich kreuzenden Wege der Einsatzfahrzeuge, der Privatfahrzeuge und der Feuerwehrleute, die zu ihrer Einsatzkleidung laufen und die fehlende Trennung zwischen der Fahrzeughalle und dem Umkleidebereich genannt."
Dann folgt der Satz, der sich in Richtung Wochenende wie ein Lauffeuer unter Grafinger Eltern verbreitete: "Dabei sollte aus unserer Sicht vorrangig eine Lösung am bisherigen Standort favorisiert werden, auch wenn dazu eventuell eine Verlegung des Kinderspielplatzes in Betracht gezogen werden muss." Natürlich, die Formulierung ist vorsichtig. Doch er beendet das Grafinger Tabu um die Unantastbarkeit des "Max-und-Moritz"-Spielplatzes. Dieses war auch deshalb entstanden, weil in der stark nachverdichteten Innenstadt kaum ein Alternativareal zu finden wäre.
"Es gibt im weitem Umkreis nichts, was an diesen Spielplatz herankommt", ordnet etwa die Mutter einer Eineinhalbjährigen ein. "Er ist superzentral, auch im Sommer schön schattig, und öffentliche Toiletten gibt's inzwischen auch - jedes Mal, wenn ich da bin, ist der Spielplatz voll." Ein Mama-Tochter-Einkauf am Marktplatz ohne Abstecher zum "Max-und-Moritz"-Spielplatz - "undenkbar!"
Beliebt war der Spielplatz freilich schon immer, doch in den vergangenen Jahren war noch einmal ordentlich aufgerüstet worden. Dank einer, wie die Stadt damals schrieb, "sehr großzügigen Spende des Rotary Clubs Ebersberg-Grafing", wurden vor zwei Jahren neue Spielgeräte aufgestellt, speziell auch für Kinder mit Behinderungen. Das Internetportal www.ichspringimdreieck.de führt das Areal in der Top-Spielplatzliste des gesamten Münchner Umlands: "Ganz neu sanierter Spielplatz mit viel Holz, sehr schöner Sandelbereich, Riesen-Rutschenturm, diverse Schaukeln und Kletterbereiche, Karussell. WC vorhanden, Bäcker gegenüber."
Bürgermeister Christian Bauer (CSU) beruhigt. Eine wie auch immer aussehende Verlegung oder Schließung sei "nicht beabsichtigt". Über ein Bauprojekt in der Größenordnung eines Feuerwehrhauses müsse die Stadt jedoch ergebnisoffen beraten. Bis diese Beratung abgeschlossen ist, dürfte ohnehin noch einige Zeit vergehen. "In der nächsten Stadtratssitzung geht es zunächst einmal um die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den Um- oder Neubau", erläutert Bauer. Erst deren Ergebnis wäre dann Grundlage aller weiteren Überlegungen.
Gut möglich allerdings, dass sich dabei noch ein weiterer Konflikt auftut. Ein Teil der Sammlung des städtischen Museums ist in dem Gebäude zwischen Feuerwehr und Spielplatz untergebracht. Müsste am Ende der Spielplatz verlegt werden, käme die Stadt Grafing wohl auch um eine Überplanung dieses Museumshauses nicht herum. Wiederum von alldem nicht betroffen ist das Museumsgebäude vorne an der Bahnhofstraße. Es steht unter Denkmalschutz.