Party in der Schule:Rap, Reden und Raketen

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Zum zehnten Geburtstag des Kirchseeoner Gymnasiums gibt es einen großen Festakt. Schüler, Lehrer, Eltern und Lokalpolitiker feiern mit einem großem Programm den runden Jahrestag und der Landrat lässt die Korken knallen

Von Jonas Wengert, Kirchseeon

Eine Inszenierung mit Pauken und Trompeten. Nein, zum zehnjährigen Bestehen hat man sich am Gymnasium Kirchseeon wahrlich nicht lumpen lassen. Die auf das ganze Schulgelände ausgedehnte Feier kann ohne Übertreibung mit dem Prädikat "durchchoreografiert" beschrieben werden. Während die Gäste sowohl im Außenbereich als auch in den Klassenzimmern Präsentationen und Ausstellungen verfolgen, gestaltet sich die Schulaula als Zentrum der Feierlichkeiten. Dort bedankt sich Schulleiterin Simone Voit zuallererst beim P-Seminar, das das Fest zum runden Geburtstag des Gymnasiums organisiert hatte. "Wir sind schon ein bisschen nervös und hoffen, dass heute alles gut klappt", sagt Melissa Prey, deren buntes T-Shirt mit der Zahl "10" sie als Teil des Organisationsteams outet.

Egal ob bezüglich Kultur, Naturwissenschaften oder Sport - zu verschiedensten Themenfeldern wurden Programmpunkte vorbereitet. Ein Feuerwerk wird zwar nicht gezündet, dafür aber eine Rakete mit Wasserdruck-Antrieb. Mit dieser hatten die Schüler beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" bereits den ersten Platz belegt und führen die Konstruktion auf dem Sportplatz nun abermals vor. In die Luft steigen später dann auch Ballons mit angehängten Kärtchen, die von den möglichen Findern an das Gymnasium zurückgeschickt werden sollen. Sie wisse, sagt Voit, dass nicht alle ihre Schüler mit der Aktion einverstanden seien und sie verstehe die Kritik. "Es ist eine schöne Sache, aber wir wollen uns als Umweltschule auch um das Thema Umweltverschmutzung kümmern", so die Schulleiterin. Deswegen werde diese Luftballonaktion auch die letzte am Kirchseeoner Gymnasium sein.

Liebe Grüße aus Kirchseeon hängen Schüler, Eltern und Lehrer an bunte Ballons. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Es ist der einzig kontroverse Punkt an einem sonst äußerst harmonischen Festtag. Um die Feierlichkeiten im Gedächtnis zu behalten, können Besucher beim Action-Painting an einem gemeinsamen Kunstwerk mitwirken und sich auf einem großen Banner mit Unterschrift und Grußworten verewigen. Auch musikalisch ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das Schulorchester, in dem sich für den besonderen Abend auch ehemalige Schüler finden, spielt eine klassische Ouvertüre aus der Oper "Carmen" wohingegen die Big Band mit schmissigen Jazz-Stücken aufwartet.

"Ein Hoch auf uns", singt der Lehrer-Eltern-Chor und dichtet die Textzeilen auf das alltägliche Schulleben um. Ein Lehrer tut sich, was Musik und Gesang angeht, besonders hervor. Mit einer Ukulele in der Hand betritt Felix Rutkowski die Bühne und beginnt mit einem Gstanzl zum zehnten Geburtstag. "Langweilig", befinden seine Schüler und unterbrechen den Vortrag. "Na gut", sagt Rutkowski, "dann eben was anderes." Im Handumdrehen tauscht er die Miniaturgitarre gegen eine Baseballcap und beginnt im Gangster-Style über das "Gymki" zu rappen. Im Hintergrund tanzen Schüler zu den Hip-Hop-Bässen. Das Publikum wippt mit den Händen in der Luft zum Rhythmus und belohnt die Performance am Ende mit viel Beifall.

Das Schulorchester hat sich Verstärkung von Ehemaligen geholt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Florian Hacker ist einer von vielen ehemaligen Schülern, die an der Jubiläumsfeier teilnehmen. Obwohl er bereits 2015 sein Abitur in Kirchseeon abgelegt hat, fühlt er sich dem Gymnasium verbunden. Neben seinem Studium gibt er weiterhin Saxofonunterricht an seiner alten Schule. "Ich gehörte zu den ersten Jahrgängen, die hier gestartet sind", sagt Hacker und fügt hinzu: "Es ist schon beeindruckend, was hier über die Jahre entstanden ist." Andere Ehemalige, die an diesem Abend nicht persönlich dabei sein konnten, hinterließen ihre Glückwünsche per Videobotschaft. Ihnen tun es viele aktuelle und ehemalige Lehrer aber auch die Landtagsabgeordneten Thomas Huber (CSU) und Doris Rauscher (SPD) als Vertreter der Politik gleich. Selbstverständlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, wobei der Elternbeirat an diesem Abend "nur" mit helfenden Händen zum Gelingen beiträgt. "Oft organisieren wir ja alles was mit Essen und Trinken zu tun hat", sagt Freia Zimmermann. Zum Jubiläum sei aber auch das ganz allein vom P-Seminar organisiert worden, inklusive Arbeitseinteilung und Schichtplan.

In der Aula zeigt die Schülermitverwaltung derweil ein Selfie-Video über den Schulalltag am "Gymki" und beweist Sinn für Humor. Während die Kamera den Unterricht aus Mathe, Chemie und Kunst festhält, läuft als Hintergrundmusik der Song "We don't need no education" von Pink Floyd. Auch die Schulleitung spielt bei den Videoclips mit, wobei besonders die zuletzt gezeigtem Outtakes für Lacher unter den Gästen sorgen. Dann wird das Zentrum der Schule geräumt, abgesperrt, und Margarete Barthelmes, laut Schulleiterin Voit "die Grand Dame der Schule", übernimmt das Kommando. Die Sportlehrerin moderiert die Tanzauftritte unterschiedlicher Schülergruppe, ehe sie das Sporttheater auf die freie Fläche bittet. Die Schülerinnen und Schüler jonglieren mit Keulen und Ringen, fahren Hoch-Einrad und schlagen Flick-Flacks und Salti.

Zur Feier des Tages kann man sich das Gymnasium auf der Zunge zergehen lassen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zwischendurch richtet auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) Glückwünsche an das Gymnasium. Aufgrund des Trubels in der Aula muss er trotz Mikrofon fast schreien. Neben einem Loblied auf die Schule bedankt sich Niedergesäß ausdrücklich bei Alt-Landrat Gottlieb Fauth. "Ohne deinen Einsatz und deine Überzeugungskraft wären wir heute wahrscheinlich nicht hier", so Niedergesäß direkt an seinen ebenfalls anwesenden Vorgänger gerichtet. Fauth hatte sich vehement für den Bau eines vierten Gymnasiums im Landkreis eingesetzt. Als Geburtstagsgeschenk überreicht Niedergesäß ein Trikot des FC Bayern München mit der Rückennummer 2008, dem Gründungsjahr der Schule. Das zudem mit "Gymki" beflockte Trikot wird später zugunsten des Fördervereins des Gymnasiums versteigert. "Happy Birthday zum ersten Lebensjahrzehnt", sagt Niedergesäß, lässt einen Sektkorken knallen und stößt mit Voit auf die nächsten zehn Jahre an, ehe die Party im Schulhaus weitergeht.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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