Partnerschaftskomitee Grafing:Von zeitloser Wirkung

Lesezeit: 2 min

Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist Udo Helmholz schon Mitglied bei der SPD, an so schlechte Ergebnisse wie derzeit, kann er sich nicht erinnern. (Foto: Christian Endt)

Dem Ehepaar Helmholz gelingt ein berührendes Porträt der französischen Chansonsängerin Barbara

Von Claus Regnault, Grafing

Der Abend, mit Bild und Musik gestaltet von Roswitha und Udo Helmholz, war nicht nur informativ, sondern in der spürbaren emotionalen Nähe zum Gegenstand auch tief berührend: Für das Partnerschaftskomitee Saint-Marcellin porträtierten die beiden in der Grafinger Bücherei eine berühmte Tochter der französischen Gemeinde: die Chansonsängerin Barbara. In Saint-Marcellin nämlich hat Barbara zwei Jahre als Teenager verbracht und ist dort schon vor Publikum aufgetreten. Im Lied "Mon Enfance" besingt sie einen späteren Besuch in Saint-Marcellin, wo sie die Stätten ihrer Kindheit nochmals aufsuchte. Seit dem Jahr 2000 findet dort jährlich ein Musikfestival zu Ehren Barbaras statt.

Barbara - wie gerne wäre ich ihr begegnet! Schließlich sind wir beide, zwei Jahre auseinander, Kriegskinder gewesen. Außerdem war sie eine der großartigsten Chansonsängerinnen. Heute ist leider nur mehr ihre Stimme präsent. 1997 hat sie uns verlassen, eine Künstlerin, deren Wirkung die Zeiten überdauern wird. Erst mit der Hilfe von Georges Brassens und Jacques Brel fand Barbara ihre eigene Stimme und ihre Aussage. Doch von da an war sie mehr als eine Chansonnière, sie sang nicht nur und begleitete sich am Klavier, sondern komponierte ihre Lieder über eigene Texte von poetischer Kraft.

Als Tochter jüdischer Eltern hatte sie eine schwierige Jugend zu überwinden, Krieg, deutsche Besatzung und Misshandlung durch den Vater, der zudem noch die Familie verließ. Mit enormer Willenskraft und aus eigener Initiative eignete sie sich eine professionelle musikalische Ausbildung an. Barbara war eher interessant als schön: In einem ihrer berühmtesten Chansons "L'Aigle Noir" findet sie ihre eigene Seele im Bild eines schwarzen Adlers, der sie im Schlaf besucht, eine Anspielung auf eine entsprechende Nase. Stets schwarz gekleidet, verpasste man ihr den Namen "la dame en noir" - doch ihre Seele war mitnichten schwarz, denn sie machte ihre Kunst aus Liebe zum Publikum.

Glücklichste Zeit ihres Lebens war wohl - auf Einladung eines deutschen Bewunderers - ein Aufenthalt in Göttingen, eine Stadt, die sie in einem spontan entworfenen Chanson hymnisch besungen hat, verbunden mit der Entdeckung, dass die Deutschen nicht nur Feinde, sondern Menschen wie du und ich sind. Barbaras Auftreten in Deutschland war ein entscheidender Beitrag zur deutsch-französischen Versöhnung. Es gelang ihr sogar, der damaligen deutschen Politikprominenz - unter anderem Gauck und Schröder - den Kopf zu verdrehen. Folge ihres Wirkens und ihrer Wirkung war die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Medaille "Légion d'honneur".

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: