Parsdorf/Vaterstetten:Das Kreuz mit den Mädchen

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Die Mädchen sollen unter die Haube, aber so einfach ist das nicht, wie sich "Spiritus" das vorstellt. (Foto: Christian Endt)

Brettlbühne Vaterstetten feiert Premiere mit "Weiberwallfahrt"

Von Sebastian Hartinger, Parsdorf/Vaterstetten

"Meine Mädels, es ist halt ein Kreuz". So beschreibt die "Schneiderrosl", gespielt von Carola Reith, ihre missliche Lage. In dem Volksstück "Die "Weiberwallfahrt" von Werner Assam befinden sich die zwei Nachbardörfer Ettendorf und Knappenfeld um das Jahr 1955 in einer Art Dauerstreit. Vergangenen Freitag feierte die Brettlbühne Vaterstetten die Premiere ihrer Inszenierung unter Regie von Anna Drescher in der "Alten Post" in Parsdorf.

Die meist reichen Bauern aus Ettendorf schauen auf die Knappenfelder, deren Frauen sie als "Mannsweiber" bezeichnen, herab. Trotzdem kaufen die Ettendorfer Frauen - ohne Wissen ihrer Männer - ihre Dirndl bei der Schneiderrosl ein. Deren drei Töchter Zilli (Nicole Filipowitsch), Gitti (Andrea Roming) und Loni (Heidi Mittermeier) schickt die renitente Mutter auf eine teure Schule, damit diese etwas aus sich machen. Sorgen bereitet ihr nur, dass alle drei mit Burschen aus dem Nachbardorf anbandeln. Sie, die selbst ganz gut ohne Mann zurecht zu kommen scheint, steht dem Ganzen skeptisch gegenüber: "Männer sind wie Flaschengeister, wenn's einmal raus sind, gehen's nicht mehr rein."

Vor allem mit dem Spiritus (Robert Petschinka), einem verschrobenen, alten Kauz, der seinem Namen alle Ehre macht, gerät sie immer wieder aneinander. "An dich geht keine Mücke mehr ran, weil wenn's dich sticht, ist sie gleich besoffen", kommentiert sie seinen ausschweifenden Alkoholkonsum. Als der bei der Jugend beider Dörfer beliebte Rumtreiber der Schneiderrosl aber seinen Plan offenbart, wird diese neugierig. Die Kinder aus beiden Gemeinden sollen auf Wallfahrt geschickt werden, um sich dort offiziell kennenzulernen und später heiraten zu können. Die Schneiderin willigt ein, doch der Ausflug hat nicht die erwünschte Wirkung: Das Ganze wird ein einziges Besäufnis, und am Ende verlieben sich die Nachbarsburschen alle in ein anderes Mädchen. Kann die Schneiderrosl das hinbiegen? Oder versinken beide Dörfer nun endgültig im Chaos?

Die Inszenierung dieses Volksstücks von Werner Assam ist dem Ensemble gut gelungen. Zwar zieht sich die Geschichte an einigen Stellen, dies machen aber die Akteure, allen voran Carolin Reith als Schneiderrosl mit ihren drei Töchtern, durch lebendige Dialoge wett. "Die Weiberwallfahrt" hatte einige Lacher zu bieten, vor allem während der stärksten Phase des Stücks Anfang des zweiten Aktes. Auch das Bühnenbild, die Stube der Schneiderrosl mit Bauernschrank, Uromas Nähmaschine und allerlei Trachtenstoffen konnte überzeugen.

Die Brettlbühne Vaterstetten spielt noch bis 30. April jeden Freitag und Samstag in der "Alten Post" in Parsdorf. Einlass ist jeweils ab 18.30 Uhr. Eintrittskarten für je zehn Euro gibt es bei Familie Drescher, Telefon (08106) 68 94, (0176) 84 43 71 40 oder bei der Papeterie Löntz, Telefon (08106) 67 69.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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