Ortswechsel:Neuer Aufschlag

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Die Vaterstettener Bücherei braucht einen neuen Standort. Wohin die Reise gehen soll, ist aber weiterhin unklar. Die Gemeinde sucht deshalb händeringend nach Möglichkeiten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Suche nach einem geeigneten Standort für die Vaterstettener Bücherei gestaltet sich schwierig

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Stille in der Bücherei ist wünschenswert - wenn es um die Bücherei zu still wird, allerdings nicht unbedingt. Jedenfalls nicht in Vaterstetten, wo zwar schon vor Jahren ein Neubau der zunehmend maroden und viel zu kleinen Bibliothek auf der Agenda stand. Da dieser aber zusammen mit dem neuen Vaterstettener Ortszentrum geplant war, bedeutete das Scheitern dieser Pläne 2013 auch das Ende der Neubaupläne für die Bücherei. Seitdem gab es zwar viele Vorschläge aber wenig Konkretes, das soll sich nach dem Willen des Gemeinderates aber bald ändern. Dort wurden nun mehrere Möglichkeiten vorgestellt, wie die Bücherei doch noch zu einem angemessenen Gebäude kommen könnte.

Hintergrund sind Anträge der Grünen und der SPD. Erstere wollten von der Verwaltung wissen, ob und unter welchen Umständen die Bücherei in einen Neubau des Rossinizentrums umziehen könnte. Die SPD wünschte sich eine Prüfung zweier Standorte am Baldhamer S-Bahnhof, einer wäre das Areal des abgerissenen Kiosks, der andere ein Gemeindegrundstück südlich der Bahnlinie.

Zumindest diese Fläche sei wohl nicht für einen Büchereineubau geeignet, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme. Denn erstens sei das Grundstück zu klein, man benötige daher Flächen privater Eigentümer. Doch selbst wenn dies gelinge, sei der Platz wohl immer noch kaum ausreichend, zudem fehlten Stellplätze und wegen der Lage direkt am Gleis werde es in einer dort errichteten Bücherei wohl auch sehr laut.

Zumindest möglich erscheint im Rathaus eine Bücherei nördlich der S-Bahn - allerdings gibt es hier noch einige Unwägbarkeiten. Das entsprechende Grundstück gehört nämlich der Bahn, dort prüfe man derzeit eine Bebauung. Der Schienenkonzern erarbeite aktuell einen Planentwurf für ein Wohngebäude, dort könnte sich unter Umständen auch die Bücherei einmieten, in der Gemeinde rechnet man mit Kosten von 13 bis 14 Euro pro Quadratmeter. Was und vor allem wann die Bahn dort aber bauen wird, sei noch unklar. Ähnlich die Situation am Rossinizentrum. Zwar gibt es Überlegungen, dieses zu erweitern oder neu zu bauen, da es mehr als 30 Eigentümer gibt - auch die Gemeinde besitzt dort ein Grundstück - ist auch hier kein Zeitplan erkennbar. Bei einer Mietlösung würden ähnliche Kosten anfallen wie in dem Bahngebäude in Baldham, möglich sei aber auch ein eigenes Gebäude, das dann zwischen drei und 3,6 Millionen Euro kosten würde und mit 1000 Quadratmetern etwa doppelt so groß wäre, wie die bestehende Bücherei.

In dieser Preisklasse und Größenordnung bewegen sich auch zwei weitere potenzielle Neubauten. So könnte eine Bücherei entweder, wie schon vor Jahren geplant, im neuen Ortszentrum entstehen - für das es derzeit allerdings keinen konkreten Zeitplan gibt. Frühestens 2025 könne die Bücherei dort fertig sein, schätzt man im Rathaus. Ebenfalls möglich sei auch ein Neubau neben dem Altbau. Nach dem Umzug der Grund- und Mittelschule ins neue Gebäude am Sportplatz wäre auf dem Grundstück Platz dafür. Fertigstellung könnte in diesem Fall bereits 2023 sein.

Als weitere Möglichkeit hatte die Verwaltung noch eine Sanierung der aktuellen Bücherei untersucht. Diese wäre mit schätzungsweise 1,4 bis 1,7 Millionen Euro und einer Fertigstellung bereits im übernächsten Jahr zwar die billigste und schnellste Lösung - aber auch die mit dem geringsten Nutzen. Das Platzproblem wäre nicht gelöst, während der Sanierung bräuchte es provisorische Büchereiräume zudem sind unangenehme Überraschungen, etwa bei der Statik nicht ausgeschlossen.

Daher solle man die Sanierung gleich von der Liste streichen, sagte Sepp Mittermeier (SPD), genau wie die Option südlich des Baldhamer Bahnhofes. "Die anderen haben alle ihren Reiz", diese sollte die Verwaltung genauer untersuchen. Besonders der Neubau am Schulgrundstück fand im Gremium viel Zuspruch, "das hat einen gewissen Charme", meinte Stefan Ruoff, dies sei wohl am schnellsten umzusetzen. Auch aus der CSU kam Unterstützung für diese Idee. Fraktionschef Michael Niebler sprach sich dafür aus, bei der Überplanung des Schulgrundstücks auf jeden Fall einen Neubau der Bücherei mit einzubeziehen.

Kritik kam dagegen von Renate Will (FDP), sie halte von solchen "Einzelanträgen" nichts. Stattdessen sollte die Gemeinde ein Gesamtkonzept erstellen, wie es der Landkreis mit seinem Masterplan Schulen kürzlich getan hatte. Dort sollten in einer Prioritätenliste sämtliche anstehenden Projekte aufgeführt sein. Herbert Uhl (FW) kritisierte, die vorgestellten Pläne gingen eher in Richtung "Veranstaltungszentrum". Er sei dagegen, "immer neue Räume zu schaffen, die dann nicht richtig genutzt werden", daher solle eine neue Bücherei unbedingt zusammen mit dem Ortszentrum verwirklicht werden.

Cordula Koch (SPD) warnte davor, sich zu viel Zeit zu lassen: "Der Zustand der Bücherei ist katastrophal" an manchen Stellen fiele schon die Deckenverkleidung herunter. Mittermeier beantragte, die Verwaltung solle die realistischeren der vier Vorschläge intensiver untersuchen und die Ergebnisse in einem halben Jahr dem Gemeinderat vorzulegen. Man sei es der Bücherei schuldig, hier endlich voranzukommen. Der Meinung war auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), im Rathaus sei man sich "der Verantwortung bewusst, dass wir in der Gemeinde eine gute Bücherei haben." Ohne Gegenstimmen wurde Mittermeiers Antrag angenommen.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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