Neustart:Kulinarische Sehnsüchte

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Ein richtiger Marktplatz und ein neues Rathaus, das steht in Vaterstetten schon einige Zeit auf der Agenda - und da dürfte es auch noch einige Zeit stehen bleiben. (Foto: Christian Endt)

Der Vaterstettener Wochenmarkt hat schon bessere Zeiten gesehen. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe soll nun ein Konzept erarbeiten

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Darüber, was sich Mäuse am Donnerstag wünschen, gibt ein Kinderlied Auskunft, darum, was sich die Vaterstettener an diesem Tag wünschen, ging es nun im Finanzausschuss des Gemeinderates. Genau wie die Maus mit ihrem Wurstbrot haben auch die Vaterstettener kulinarische Sehnsüchte - sie hätten gerne mehr Auswahl am Wochenmarkt. Dieser, so das Fazit des Ausschusses, könnte dazu auch komplett umgekrempelt werden: Im Gespräch sind ein anderer Zeitpunkt, andere Organisatoren und Händler sowie eventuell eine räumliche Verlegung des Marktes.

Dieser findet seit ziemlich genau 34 Jahren am Donnerstagvormittag vor dem Rathaus auf der Wendelsteinstraße und auf dem Parkplatz vor der Kirche statt - und war schon einmal besser besucht, wie nun Marion Stübinger von der Finanzverwaltung im Ausschuss erläuterte. Sowohl die Zahl der Kunden wie die der Händler habe deutlich abgenommen. Derzeit sind es noch zehn Stände, vor einigen Jahren waren es noch 16. "Die Schlüssel-Angebote fehlen zunehmend", ergänzte Wirtschaftsförderer Georg Kast, sowohl bei Obst- und Gemüse, wie auch bei Brot und Fleisch hätten einige Händler ersatzlos aufgegeben. Nachfolger zu finden sei für die Gemeinde als Organisator extrem schwierig, einige angefragte Händler hätten mit der Begründung abgelehnt, der Markt lohne sich für sie nicht. Ein Grund sei sicher auch die Konkurrenz durch den Bauernmarkt am Freitag, der sowohl für die Wochenendeinkäufe als auch parkplatztechnisch günstiger liege. Im Gespräch mit den verbliebenen Markthändlern habe man verschiedene Möglichkeiten für eine Belebung untersucht. So könnte die Anordnung der Stände verändert werden, um ein besseres Ambiente zu erzeugen. Außerdem soll es im Juni ein Marktfest geben, auf dem die Händler sich und ihr Angebot vorstellen.

Dass man den Markt erhalten solle, forderte auch Christl Mitterer (CSU), "aber mit Kleinigkeiten wird das nicht funktionieren". Sie regte an, statt "kosmetische Sachen", wie Werbekampagnen oder Geschenke an die Kunden, einen "Neustart" zu versuchen. Der Markt solle an einem anderen Wochentag und möglichst nachmittags stattfinden. Das unterstützte auch Axel Weingärtner (Grüne), "an dem Tag wird das nichts mehr werden", und auch der Vormittag sei eher ungünstig für die arbeitende Bevölkerung. Ob die angesprochenen Aktionen zur Belebung beitragen könnten, bezweifelte Weingärtner, "ich höre immer, die Qualität sei nicht gut", vielleicht müsse man sich einfach nach neuen Händlern umsehen. Qualität sei "viel wichtiger, als irgendwelche Bespaßungen", fand auch Maria Wirnitzer (SPD), und auch ein neuer Termin müsse her, etwa Dienstagnachmittag, "Die Gemeinde verträgt schon zwei Märkte, aber nur wenn sie nicht zu nahe zusammenliegen."

Das Problem des fehlenden Ambiente könne man vielleicht mit einem anderen Standort lösen, so Wirnitzer, sie regte einen Umzug an den Baldhamer Marktplatz an. "Wir wollen schon das Vaterstettener Zentrum lebendig halten", gab Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU) zu bedenken, daher solle man den Markt in Vaterstetten lassen. Aber vielleicht künftig nicht mehr auf dem Parkplatz, schlug Roland Meier (FW) vor, der Markt solle ein paar Meter weiter auf den Platz vor der Kirche umziehen. Als neuer Termin wäre Mittwochnachmittag sinnvoll. Oder wenigstens den Markt am Donnerstag länger laufen zu lassen, schlug Cordula Koch (SPD) vor.

Ein neuer Termin oder auch nur eine Verlängerung in den Nachmittag, bedeute aber, dass ein ganz neuer Markt organisiert werden müsse, so Kast. Die derzeit dort vertretenen Händler hätten bereits erklärt, dass sie an allen anderen Terminen bereits ausgebucht seien. Allerdings sehe man auch bei der Verwaltung das Problem, dass zwei Märkte an zwei aufeinander folgenden Tagen "schwierig" seien.

Wagner schlug als Kompromiss vor, den Markt bis auf weiteres wie gehabt zu veranstalten und von der Verwaltung organisieren zu lassen. Parallel dazu soll eine interfraktionelle Arbeitsgruppe des Gemeinderats Vorschläge erarbeiten, wie es mit dem Markt weitergeht. Dazu sollen Gespräche mit Veranstaltern wie dem Bauernverband und der Marktgilde geführt werden. Der Vorschlag wurde ohne Gegenstimmen angenommen. Einen Zeitplan, wann ein Ergebnis vorliegen soll, gibt es aber nicht, weshalb sich mancher Vaterstettener am Donnerstag auch künftig vergeblich ein richtiges Wurstbrot wünschen dürfte.

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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