Neues Angebot:Bedürfnisorientiert

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Zorneding plant ein Netzwerk aus 24 öffentlich zugänglichen Toiletten

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Wenn die Blase drückt, ein stilles Örtchen vonnöten wäre, dann kann der Zornedinger wahlweise nervös oder kreativ werden. Vor allem dann, wenn das Rathaus schon zu ist - und es einem unangenehm ist, bei der nächsten Pizzeria oder dem nächstbesten Gasthof bloß für einen WC-Besuch vorstellig zu werden.

Dass es dem Zornedinger ständig pressiert, weil er sich geniert, soll sich nun ändern. Am Dienstag sitzen drei bekannte Gemeindebürger beim SZ-Lesercafé im Café Hasi über einem Stapel Papiere. Zwischen Seniorenbeirätin Irene Mooser, Gerhard Wolf vom Förderverein und der Zweiten Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) liegen Bilder verschiedener Toiletten und eine Liste mit Gewerbetreibenden. Bei ihnen war Mooser in den vergangenen Wochen klinkenputzen, und das mit Erfolg: Bei insgesamt 24 Gasthöfen, Märkten und weiteren Liegenschaften (sieben davon barrierefrei) können die Zornedinger in Zukunft ganz ohne Scham auf das WC huschen - ohne etwas konsumieren oder kaufen zu müssen.

Eine Idee, die in der Gemeinde schon länger im Raum stand. Zuletzt hatte Helmut Obermaier (Grüne) das Thema im vorvergangenen Sommer im Gemeinderat in die Runde geworfen. Stichwort: "Nette Toilette." Die Idee stammt aus dem baden-württembergischen Aalen, wo Händler und Gastronomen ihre Toiletten zur öffentlichen Nutzung bereitstellten. Im Zornedinger Gemeinderat wurde man sich damals allerdings nicht so recht einig, das Thema wanderte in den Seniorenbeirat.

Dort wurde Irene Mooser hellhörig. Sie dachte sich: "Da könnte ich doch was machen." Mooser war früher selbständig, ist es gewohnt, auf Menschen zuzugehen und sie zu überzeugen. Keine Selbstverständlichkeit, wie sich am Beispiel der Stadt München zeigt: Hier hat sich bisher niemand zum Klinkenputzen gefunden, das Thema schwelt seit Jahren auch wegen Finanzierungsfragen in einer Sackgasse.

Nicht so im kleinen Zorneding. Mooser, Wolf und Poschenrieder beugen sich in der Bäckerei über die roten Logos der Werbeagentur, mit der die Stadt Aalen das Projekt umgesetzt hat. Wer das Originalkonzept mit den roten Stickern übernimmt, muss Lizenzgebühren zahlen. Für die Nutzungsrechte würde in Zorneding eine Gebühr von 975 Euro anfallen. Für Aufkleber, Flyer, Gestaltungsdatei und Plakate kämen noch etwa 2000 Euro hinzu.

Kosten, die man in Zorneding umgehen will. Hier möchten die Initiatoren auf die Kreativität der Zornedinger setzen. Sie suchen nun ein Logo und einen flotten Spruch, der dann als Sticker unter anderem am Servicebüro am Herzogplatz, der Trattoria Limone und im Café Hasi prangen soll. Tabu ist entsprechend der geschützte Begriff "Die nette Toilette". Wenn das Zornedinger Brainstorming dann erfolgreich war, 24 Eingänge zwischen dem Wolfesinger Gasthof Schlammerl und dem Sportplatz an der Wolfersbergerstraße entsprechend gekennzeichnet sind, erwartet Klinkenputzerin Mooser nur eins von ihren Mitbürgern: "Bitte die Toilette so hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat."

Gerhard Wolf nimmt Logo-Entwürfe und flotte Sprüche für das Projekt im Servicebüro am Herzogplatz entgegen. E-Mail: info@servicebuero-herzogplatz.de, Telefon: (08106) 999 1116.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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