Neuer Vorstoß:Auf Schienen über die B 471

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Die Idee für eine Stadt-Umland-Bahn lebt wieder auf

Von Bernhard Lohr, Viktoria Spinrad, Haar

Die Bundesstraße 471 steht exemplarisch für die Verkehrsprobleme und Versäumnisse im Münchner Umland. Wie ein Ring verläuft sie um die Landeshauptstadt. Staus gehören zur Tagesordnung, ob nun in Oberschleißheim, im Raum Ismaning oder im Osten in Feldkirchen, Haar und Putzbrunn. Sie zeigen, dass die Straße als wichtigste Tangentialverbindung im Landkreis München überlastet ist. Und dass es überfällig ist, das sternförmig auf München ausgerichtete S-Bahnnetz durch Querverbindungen zu ergänzen.

Deshalb lebt die Idee einer Stadt-Umland-Bahn (SUB) nun wieder auf. Diese war im Jahr 2004 trotz fortgeschrittener Untersuchungen wegen hoher Kosten für gescheitert erklärt worden. Anlass für die Wiederbelebung ist eine gemeinsame Erklärung der Bürgermeister aus Feldkirchen, Haar, Grasbrunn, Vaterstetten und Putzbrunn. Sie pochen auf den Bau einer Autobahnparallele, die die stark belastete B 471 im Münchner Osten ersetzen soll. Doch mit mehr Straßen allein glauben sie das Problem nicht mehr in den Griff zu bekommen. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagt, zu Recht bestehe die Sorge, mehr Straßen würden am Ende nur noch mehr Autoverkehr anziehen. Deshalb sei entscheidend, die bisherige B 471 zurückzubauen und für Radverkehr und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Diese Erkenntnis greifen die Bürgermeister mit ihrem Vorschlag auf, auf der bisherigen Bundesstraße einen Radschnellweg zu schaffen, Expressbusse fahren zu lassen - oder gar eine Stadt-Umland-Bahn. Der Feldkirchner Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) sagt, es müssten dringend Tangentialverbindungen geschaffen werden, um Alternativen zum Auto zu schaffen. Die Trasse der B 471 "wäre ideal". Auch für eine Bahn: "Es darf alles gedacht werden", sagt van der Weck.

Könnten auch die Pendler im Landkreis Ebersberg von einer SUB auf der B 471 profitieren? Zwar loben Vertreter aus Poing, Vaterstetten, Oberpframmern und Zorneding den grundsätzlichen Ansatz, mehr Personenverkehr auf die Schiene zu bringen. Dass eine SUB die Straßen im Landkreis Ebersberg entlasten würde, glaubt man aber eher nicht. "Da müsste die Bahn unseren Landkreis tangential mitversorgen", so Zornedings Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD). Einen Vorteil sehen sie und ihre Amtskollegen aber für S-Bahn-Pendler gen Oberschleißheim und Sendling: "Da würde eine Bahn viele Pendler davon befreien, erst durch München durchfahren zu müssen", so Vaterstettens Wirtschaftsförderer Georg Kast.

Eine andere Frage ist, wie realistisch der Bau einer SUB überhaupt ist. Durchaus, betont Ebersberger Landrat und MVV-Landkreise-Vertreter Robert Niedergesäß: "Auf mittlere und längere Sicht ist eine SUB eine realistische Option." Kast hingegen verwirft den Vorstoß der Bürgermeister im Nachbarlandkreis als "nicht mehr als Gedankenspiele". Einig ist man sich darin, was es im Landkreis Ebersberg eher bräuchte: mehr Busse zwischen Süd und Nord. "Wir haben hier nichts nach Norden", klagt Poschenrieder; Kast kritisiert ein "eindimensionales Denken" im Landkreis, das sich nur auf Schulbusse fokussiere. Ein Problem, das laut Niedergesäß bald angegangen werden soll: Demnach treffen sich die Landräte des MVV-Bereich im Oktober, "um gemeinsam über die Zukunft und den Ausbau der Mobilität im MVV-Raum zu beraten."

© SZ vom 10.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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