Neuer Vorstand gefunden:Rüstige Retter

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Das neue Team vom Förderverein samt "Sisyphus": Brigitte Binder, Leonhard Dierl, Karl Obermayr und Margit Schuster-Maier (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vier Menschen aus Grafing haben sich entschieden, den Förderverein des Museums der Stadt am Leben zu erhalten

Von Anja Blum, Grafing

Die wichtigste Botschaft des Abends lautet: "Es wird gut weitergehen mit unserem Verein!" Diese hoffnungsvolle Versicherung ist nötig, denn eine ganze Zeit lang war es wahrlich nicht gut bestellt um die Förderer des Museums in Grafing: Die Mitglieder des bisherigen Vorstands wollten ihre Ämter aus Altersgründen unbedingt niederlegen, Nachwuchs war nicht in Sicht, dem Verein drohte das Aus. Doch mit dieser Unsicherheit ist jetzt Schluss: Es hat sich ein neuer, etwas verjüngter Vorstand gefunden, die erste Mitgliederversammlung unter seiner Regie war dementsprechend geprägt von Zuversicht. "Unser allererstes Ziel ist es, das Feuer weiterzutragen!"

Zu verdanken ist die Rettung im letzten Moment zunächst einmal dem Leiter des Museums, Bernhard Schäfer: Der Historiker aus Frauenneuharting hatte die Mitgliederliste des Fördervereins durchforstet und diverse Menschen angesprochen, ob sie sich nicht ein aktiveres Engagement vorstellen könnten - darunter auch die vier Grafinger, die nun den Zusammenschluss leiten. "Wir haben uns alle nicht darum gerissen", sagen sie und lachen, aber eine Vereinsauflösung wäre für keinen von ihnen infrage gekommen. Also erklärten sie sich jeweils bereit, ein Amt zu übernehmen.

Alle vier - der Vorsitzende Karl Obermayr, seine Stellvertreterin Margit Schuster-Maier, Schriftführerin Brigitte Binder und Kassier Leonhard Dierl - sind dem Museum der Stadt und seinem Förderverein schon lange verbunden. Und sie alle eint ein Gedanke: Dass eine Einrichtung wie diese für die Bürger einer Stadt identitätsstiftend ist wie kaum etwas anderes.

Obermayr erzählt, er habe in den vergangenen Jahren unzählige Ausstellungen besucht und ein sehr emotionales Verhältnis zur regionalen Geschichte, er spricht von "Gänsehautmomenten", die solche Exponate bei ihm auslösten. Zum Beispiel ein Modell des Ortes aus dem Jahre 1811, an dem man sehen kann, wie einst direkt neben dem heutigen Museum der Hopfenanbau begann. Oder dass die Pfarrkirche einmal alles andere als mitten im Dorf stand. Margit Schuster-Maier wiederum hat als Grafinger Grundschullehrerin viele, viele Kinder durch das Museum geführt, und weiß, wie wichtig es ist, historische Fakten in der Heimat zu verorten. "Je besser das gelingt, desto größer ist das Interesse, nicht nur bei den Schülern." Viele gemeinsame Veranstaltungen verbinden Brigitte Binder und das Museum, schließlich war die Grafingerin lange Jahre Leiterin der Stadtbücherei. Da sie diesen Posten mittlerweile aber nicht mehr inne hat, "habe ich jetzt ganz viel Zeit, wie alle zu wissen glauben", sagt sie und lacht. Leonhard Dierl wiederum ist ein absolutes Museums-Urgestein, schon als junger Banklehrling half er mit, die Räume und Exponate instand zu halten. Heute sieht er seine Aufgabe vor allem darin, "Geld zu beschaffen", zum Beispiel durch das regelmäßige Sammeln von Altpapier.

Obwohl sich die vier Neuen vom Förderverein erst bei ihrer Wahl richtig kennengelernt haben, ist Obermayr sehr zufrieden mit der Zusammensetzung des Teams: "Wir sind schnell eng zusammengerückt und verstehen uns gut." Außerdem ergänzten sich die verschiedenen Kompetenzen sehr gut: Schuster-Maier bringe den pädagogischen Aspekt mit ein, Binder sei vor allem als "bestens vernetzter Aktivposten" eine große Bereicherung und Dierl schlicht eine "lebende Konstante". Der Vorsitzende selbst, der in Grafing ein Büro für technische Dokumentation betreibt, will in erster Linie "alles zusammenhalten, sich aber auch in Komplizierteres reinfuchsen und ab und zu mal zaubern".

Wie auf's Stichwort greift er in seine Tasche und zieht einen leuchtend gelben Flyer hervor - eine neue Beitrittserklärung für den Verein, die Obermayer entworfen hat, "...denn es ist auch DEIN Museum", steht darauf geschrieben. Darüber prangt ein neues Logo: eine grafische Darstellung des "Sisyphus'", einer Skulptur des Grafinger Künstlers Günter Ettenhuber, die seit langem den Vorgarten des Museums ziert. Die Figur aus der griechischen Mythologie rollt einen Stein den Berg hinauf, immer und immer wieder, Sinnbild für eine nie enden wollende Aufgabe. "Eine Thematik, wie sie besser gar nicht zur Tätigkeit eines Fördervereins passen könnte", so Obermayr.

Dem Förderverein ein neues, eigenes Logo zu verpassen war den neuen Verantwortlichen wichtig, um erstens einen optischen Wiedererkennungseffekt zu erzielen, und zweitens den Verein in seiner Eigenständigkeit deutlicher als bislang vom Museum abzugrenzen. "Wir sind nämlich nicht die Macher, sondern die Unterstützer, ideell wie materiell", betont Obermayr. "Wir verstehen uns nicht als Aufsichtsrat, der inhaltlich Einfluss nimmt." Vielmehr wolle man Museumsleiter Schäfer den Rücken stärken und es ihm ermöglichen, auch einmal "Anschaffungen auf dem kleinen Dienstweg" zu tätigen. Egal, ob es um ein Bild gehe, einen Beamer oder sonstige Ausstattung. Gut 44000 Euro haben die Förderer derzeit auf der hohen Kante, generiert aus Spenden, Papiersammlung und den Mitgliedsbeiträgen (18 Euro pro Jahr).

Inhaltlich wollen Obermayr und Co. auf den Verdiensten ihrer Vorgänger aufbauen und vor allem weiter alle traditionellen Veranstaltungen und Ausflüge anbieten. 152 Mitglieder zählt der Förderverein derzeit, allerdings beträgt ihr Altersdurchschnitt 74 Jahre. Die neuen Vorstandsmitglieder sind bis auf Obermayr, Jahrgang 1957, ebenfalls alle bereits im Rentenalter. Insofern bleibt die Hoffnung auf Nachwuchs rund um das Museum wohl weiterhin ein Thema.

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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