Neubau für 2100 Schüler:Offene Entscheidung

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Am Samstag stellen Stadt und Landratsamt den Planungsstand für die Berufsschule in Grafing-Bahnhof vor. Bürgermeisterin Angelika Obermayr versichert, dass nichts im Verborgenen beschlossen wird

Von Thorsten Rienth, Grafing

Bislang liefen die Vorbereitungen für die geplante Berufsschule in Grafing-Bahnhof vor allem zwischen der Stadt Grafing und den Landkreisen Ebersberg und München, welche sich die Schule einmal "teilen" werden. Am Samstag ändert sich das: Stadt und Landratsamt laden zur Vorstellung der Pläne ein - und zwar dorthin, wo bald Baustelle sein soll.

Dies ist im Westen des Grafing-Bahnhofer Bahnsteigs, dort, wo der Parkplatz "West" endet und die Felder in Richtung Bruck beginnen. Fünf Hektar misst die von der Stadt Grafing erworbene Fläche. Platz genug für eine Schule mit bis zu 2100 Schülern. Seit dem Ende der Sommerferien laufen im Kultusministerium die konkreten Planungen.

Mit dieser Reihenfolge sind in Grafing nicht alle einverstanden. "Es wurde angekündigt, dass die Bürger bei der Entscheidung eingebunden werden", klagte zum Beispiel Yukiko Nave (Bündnis für Grafing) in der vergangenen Stadtratssitzung. "Aber bislang ist davon noch nicht viel zu sehen gewesen." Die Stadträtin wähnt die erste Berufsschule im Landkreis als beschlossene Sache.

Das sieht Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) anders. Die Bauleitplanung, jener langwieriger Entscheidungs- und Beteiligungsprozess, an dessen Ende eine Baugenehmigung stehen soll, habe doch noch gar nicht begonnen. "Niemand beschließt hier irgendwas im Verborgenen", versichert die Bürgermeisterin. Wie bei jedem anderen Baugebiet werden auch die Pläne für das Projekt Berufsschule im Rathaus öffentlich ausliegen. "Dann gibt es für Betroffene und Öffentlichkeit die umfangreiche Gelegenheit, Einwände gegen die Pläne zu erheben." Die Einwände würden dann in öffentlichen Sitzungen behandelt.

Vor knapp vier Jahren präsentierten Landrat Robert Niedergesäß und Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr den Standort für die Berufsschule des Landkreises. Ein baldiger Baubeginn scheint indes unwahrscheinlich. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nave, zumindest implizierten das ihre Wortmeldungen in der September-Sitzung, hätte gerne auch die Standortauswahl öffentlich gehandhabt. Tatsächlich hatte die Stadt das Areal inklusive eines vorangegangenen Grundstückstausch unter Ausschluss der Öffentlichkeit erworben. Ein Problem?

Nein, widerspricht neben Obermayr auch die konservative Seite des Grafinger Parteienspektrums. Natürlich gebe es dabei immer Dinge, die zwangsläufig nichtöffentlich stattfänden, sagt etwa CSU-Stadtrat Thomas Huber. "Grundstücksverhandlungen und Notartermine lassen sich nun einmal nicht in die öffentliche Stadtratssitzung legen." Das sei nicht der Berufsschule geschuldet, betont der Landtagsabgeordnete. "Das ist selbst bei kleinen Wohngebieten so."

Bei der Vorstellung der Berufschulpläne dürfte es nun auch zum ersten Mal einen Eindruck geben, wie Anwohner in Grafing-Bahnhof das Vorhaben betrachten. In der Bürgerfragestunde der jüngsten Stadtratssitzung, immerhin die erste nach dem Planungsauftakt im Kulturministerium, kam keine einzige Nachfrage zu der Thematik. Das muss nichts bedeuten, kann es aber. Als es beispielsweise vor der Sommerpause um die Erweiterung des Straußdorfer Kindergartens gegangen war, machten ein Dutzend Eltern regelrecht Rabatz.

In Grafing-Bahnhof selbst regt sich noch kein Protest, zumindest kein öffentlicher. "In der Tat sind mir bislang keine ablehnenden Kommentare bekannt", sagt etwa der Grafing-Bahnhofer Stadtrat Josef Biesenberger (Grüne). Für den Ortsteil sei eine Berufsschule in jedem Fall eine Aufwertung. "So wird es auch von den Anwohnern gefühlt."

Wenngleich aktuell einiges auf die Umsetzbarkeit des Vorhabens hindeute, sei die Schule keine abgemachte Angelegenheit, betont Bürgermeisterin Obermayr. Selbstverständlich sei die Entscheidung offen, und "selbstverständlich beinhaltet eine Bauleitplanung immer auch die Möglichkeit eines Scheiterns."

Die Informationsveranstaltung zur geplanten Berufsschule beginnt am Samstag, 29. Oktober, um 10 Uhr. Treffpunkt ist der P&R-Parkplatz "West" an der Fußgängerunterführung.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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