Nachhaltigkeit:Früh gesät

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Fünf Schulen aus dem Landkreis Ebersberg werden an diesem Montag als "Umweltschulen in Europa" ausgezeichnet. Von Gartenpflege über Bienenschutz bis hin zur Müllvermeidung sind Jugendliche jeden Alters in Projekten aktiv

Von Jonas Wengert

Ökologisches Denken und Handeln liegt im Trend, das zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse der vergangenen Landtagswahl. Abseits der Politik arbeitet im Ebersberger Raum auch der noch nicht wahlberechtigte Bevölkerungsteil an einer vermehrt nachhaltigen Lebensweise vor Ort. Fünf Schulen aus dem Landkreis Ebersberg werden an diesem Montag in Starnberg für ihren Beitrag zum Naturschutz im vergangenen Schuljahr geehrt. Die Auszeichnung "Umweltschule in Europa / Internationale Agenda 21 Schule" bezieht sich auf ein Aktionsprogramm der Vereinten Nationen und wird in mehr als 50 Ländern an Schulen mit Projekten zum Thema Nachhaltigkeit vergeben. In Starnberg werden nun 108 Schulen aus Oberbayern und Schwaben ausgezeichnet.

Eifrig im Einsatz für die Umwelt: Die Markt Schwabener Schüler beim Bäumepflanzen im Wald (Foto: Privat)

Mit einer Dokumentation über mindestens zwei Projekte zu Naturschutz und Nachhaltigkeit können sich Schulen alljährlich bewerben. In Bayern sind Umwelt- und Kultusministerium sowie die Deutsche Gesellschaft für Umweltentwicklung und der Landesbund für Vogelschutz für die Verleihung verantwortlich. Die Urkunden werden von Bayerns Umweltminister Marcel Huber (CSU) übergeben. Das Zertifikat soll ein Beleg sein, dass in einer Schule im Bereich Umweltschutz gearbeitet wird. Zudem soll es eine Motivation für Kinder und Jugendliche sein, sich zu engagieren, erklärt Birgit Feldmann, Referatsleiterin im Bereich Umweltbildung beim LBV. Die Auszeichnung könne Impulse setzen und dazu beitragen, dass sich der wichtige Nachhaltigkeitsgedanke nach einer Zeit unabhängig von Personen im Schulprofil verankere.

Grundschule Hohenlinden

Zum dritten mal in Folge wird die Grundschule Hohenlinden geehrt. Die Biene stand dort im Mittelpunkt der schulischen Umweltarbeit - passenderweise anlässlich des Jahres der Biene 2018. Neben theoretischen Inhalten über den Nutzen der summenden Tierchen für den Menschen packten die Schülerinnen und Schüler auch praktisch mit an. Um mehr Lebensgrundlage für die Insekten zu schaffen, wurde eine Wildblumenwiese angelegt. "Die Kinder waren von der Vorbereitung des Bodens über das Einsetzen der Samen bis hin zum fleißigen Gießen während des heißen Sommers mit dabei", so Schulleiter Reinhold Sporer. Mir ihrer Arbeit ist die Grundschule derzeit Projektpartner der Sonderausstellung "Bienchen summ" im Museum für Wald und Umwelt in Ebersberg. Dabei geht es auch um das Thema Konsum. Bei einem Bauern wurde eigenhändig Gemüse geerntet, zubereitet und gegessen. Aktuell arbeiten Schüler an einem Kartenverzeichnung, wo in der Umgebung regional und nachhaltig produzierten Produkte gekauft werden können.

Eine Klasse aus Hohenlinden beim Ausflug in eine Gärtnerei. (Foto: Privat)

Grund- und Mittelschule Aßling

In Aßling ist man sozusagen Daueraspirant auf den Titel Umweltschule. Die Auszeichnung für das Schuljahr 2017/18 ist bereits die neunte für die örtliche Grund- und Mittelschule. Das liegt unter anderem im aufwendig gestalteten und gepflegten Schulgarten begründet. Dieser werde als Pausenhof, öffentlich zugängliche Grünfläche und Lernort für Unterrichtsthemen genutzt, erklärt die Umweltbeauftragte Stefanie Koller. Sie leitet die AG Schulgarten. In einer Kräuterschnecke werden zum Beispiel Petersilie, Schnittlauch und Majoran angebaut, die dann beim Kochen im Hauswirtschaftsunterricht Verwendung finden. "Das ist nachhaltig", verkündet Koller.

Aßlinger Kinder im Schulgarten. (Foto: Privat)

Neben Pflanzen sind in Aßling auch Tiere ein wichtiges Thema. In Aufzuchtstationen beobachteten die ersten bis vierten Klassen unter anderem die Lebensweise von Regenwürmern und Schmetterlingen - während im schuleigenen Teich Kaulquappen in ihrer Entwicklung verfolgt wurden. Laut der Umweltbeauftragten Koller lägen die häufigen Ehrungen auch daran, dass alle Lehrkräfte Nachhaltigkeit automatisch in ihrem Unterricht mitdenken und einbauen würden.

Gymnasium Vaterstetten

Eine Premiere feiert das Humboldt Gymnasium Vaterstetten. Auf Initiative des P-Seminars "Klimaschule" sowie des Wahlkurses "Humweltschützer" wurden dort verschiedenste Maßnahmen in den Schulalltag integriert. In puncto Essen etwa bietet der Pausenverkauf montags nun eine fleischlose Speisenauswahl an. Außerdem wurde nach einer positiven Testphase fair gehandelte Schokolade in das dauerhafte Angebot des Süßigkeitenautomaten aufgenommen, ein konventionelles Produkt musste weichen. Die Durchsetzung von konsequenter Mülltrennung ist laut Seminarleiterin Claudia Struckmeier ein größeres Projekt gewesen. In allen Klassenzimmer und Gängen steht ein Dreigespann an Mülleimern. Zur Veranschaulichung drehten die Jugendlichen einen Infofilm über die korrekte Entsorgung von Restmüll, Papier und Verpackungsmaterial, der nun auf dem digitalen schwarzen Brett zu sehen ist.

Jugendliche aus Vaterstetten bei der Ausbildung zum Umweltscout. (Foto: Privat)

Einige Schüler ließen sich zu Energiescouts ausbilden. Dabei konnten sie selbst ausprobieren, wie viel Strom Elektrogeräte im Stand-by-Modus verbrauchen. Ziel ist es, das Bewusstsein für energiesparendes Handeln in die einzelnen Klassen zu tragen. Struckmeier bedauert, dass man bei allem Engagement ab und an auf Widerstände stoße. Um Energie zu sparen, hatten ihre Schüler überlegt, Bewegungsmelder in den Turnhallen und Gängen anzubringen. Dieser Vorschlag sei vom Landratsamt jedoch abgewiesen worden, eine Nachrüstung sei zu teuer. "Das ist aus der Sicht von Schülern, die sich für Klimaschutz einsetzen, frustrierend", so Struckmeier.

Mittelschule Markt Schwaben und Gymnasium Grafing

An der Grafen-von-Sempt-Mittelschule in Markt Schwaben und am Gymnasium Grafing werden schon seit einigen Jahren Nachhaltigkeitsprojekte mit Jugendlichen durchgeführt. Beide Schulen holen sich zum vierten Mal den Titel Umweltschule in Europa. In Markt Schwaben wird in der Schulimkerei neben Kerzen und Heilsalben auch selbst Honig hergestellt und anschließend beispielsweise beim ortsansässigen Bäcker verkauft. Dafür habe die Schule extra eine eigene Schleudermaschine angeschafft, berichtet Rektor Rainer Elfinger. Für ein anderes Projekt schloss man sich vor ziemlich genau einem Jahr mit der Organisation "Plant-for-the-Planet" zusammen. Morgens wurde in Workshops über Klimawandel und Klimagerechtigkeit diskutiert und informiert. Nach dem Mittag gingen die etwa 40 Schüler dann zum Bäume pflanzen in den Wald.

Grafinger Schüler, die sich als Imker versuchen. (Foto: Privat)

Die Anzahl an Auszeichnungen ist nicht die einzige Parallele zwischen den Schulen in Markt Schwaben und Grafing. Am Gymnasium widmet man sich ebenfalls der Bienenpflege, für besondere Aktionen wird auch dort der Schulterschluss zu externen Stellen gesucht. Im Rahmen eines P-Seminars und in Kooperation mit "Recup" beschäftigten sich die Schüler mit dem Problematik von Einwegkaffeebechern. In einem weiteren Schritt machten sie das Pfandsystem des Münchner Unternehmens bei Cafés und Bäckereien in der Ebersberger Umgebung bekannt. Überhaupt wurde viel Aufmerksamkeit auf Müllvermeidung gelegt. Für eine Aktion wurde der Verpackungsmüll von beliebten Imbissgeschäften gesammelt und gut sichtbar in der Grafinger Schule angehäuft. Die Gymnasiasten erstellten Infomaterial über den gigantischen Ressourcenverbrauch für Einweggeschirr und gaben ihren Mitschülern Tipps zu Gastronomien, die das Mitbringen eigener Behältnisse unterstützen.

© SZ vom 22.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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