Nach Konflikt um Bürgermeister:Der Schein von Harmonie

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Als wäre nichts gewesen: Der viel kritisierte Rathauschef Max Maier bei der Bürgerversammlung. (Foto: Andreas Junkmann)

Kein neuerlicher Streit bei Bürgerversammlung in Emmering

Von Andreas Junkmann, Emmering

Wenn Gemeinden zu einer Bürgerversammlung laden, dann informiert der Bürgermeister die Dorfbewohner in aller Regel über die Entwicklung des vergangenen Jahres und steht anschließend für Fragen zur Verfügung. Das war am Freitagabend in Emmering nicht anders - und ist deshalb bemerkenswert. Denn in der Kommune im Südosten des Landkreises ist im vergangenen Jahr ein handfester Streit zwischen dem Gemeinderat und Bürgermeister Max Maier (Bürger für Emmering) entbrannt. Davon war aber im Festsaal des Landgasthofs Bruckhof nichts mehr zu hören - das Thema wurde von beiden Seiten totgeschwiegen.

Das sah im Januar 2018 noch ganz anders aus. Damals hatte der Gemeinderat einstimmig Maiers Rücktritt gefordert. Als der Bürgermeister diesen ablehnte, kam es auf der Bürgerversammlung zwei Monate später zum offenen Schlagabtausch zwischen Rathauschef und Gemeinderäten. Maier aber blieb weiterhin im Amt. Selbst das Angebot einer vorzeitigen Pension, sollte er seinen Posten räumen, lehnte der Bürgermeister im Mai ab. Hintergrund der Querelen ist ein Vorwurf seitens des Gemeinderates, Maier komme seinen Pflichten als Verwaltungschef nicht nach. Dieser wiederum wehrt sich vehement gegen die aus seiner Sicht ungerechtfertigten Anschuldigungen.

Und so trat Max Maier am vergangenen Freitag als nach wie vor amtierender Emmeringer Bürgermeister ans Rednerpult. Wer jetzt aber mit dem großen Knall gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Auch wenn die Begrüßung zwischen Gemeinderäten - die geschlossen an einem Tisch in der Mitte des Saals saßen - und Bürgermeister nicht über ein dezentes Kopfnicken hinausging, so wahrten beide Parteien während der etwas mehr als einstündigen Veranstaltung doch zumindest den Schein von Harmonie.

Anstatt Diskussionen über abgelehnte Rücktritte bekamen die rund 50 Zuhörer einen Rundumüberblick über ihr Dorf. So sprach Maier über die Einwohnerzahlen, die im Vergleich zum Vorjahr von 1545 auf 1513 gesunken sind. "Die Asylbewerber sind weniger geworden. Das wird wohl der Sprung sein", mutmaßte der Rathauschef. Weniger geworden sind auch die Geburten, von 21 sank deren Zahl auf 14, dafür haben die Sterbefälle zugenommen, sie stiegen von acht auf 14. Aber immerhin gab es 2108 gleich zwei 90. Geburtstage zu feiern. Emmering war an diesem Abend eine völlig normale Gemeinde.

Die Möglichkeit zur Intervention hätten die Gemeinderäte bei der anschließenden Diskussion gehabt. Doch vom Mitteltisch kam diesmal keine Wortmeldung. Nachdem sich zwei Bürger noch zu einem Schlagloch in einer Straße und dem zunehmenden Hundekot auf Spazierwegen geäußert hatten, war die Bürgerversammlung auch schon wieder zu Ende. Ob die Harmonie in Emmering hält, bleibt abzuwarten. Darauf hat jedenfalls dieser Abend keine Antwort gegeben.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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