Nach Bürgerbefragung:Bank statt Bus

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Beim öffentlichen Nahverkehr setzt Zorneding auf Alternativen

Von Anselm Schindler, Zorneding

Am Ende entschied nur eine Stimme: In einer Bürgerbefragung hat sich eine sehr knappe Mehrheit der beteiligten Zornedinger für eine Ringbuslinie ausgesprochen, welche die kleinen Ortschaften im Norden der Gemeinde mit dem Zentrum verbinden könnte. Am Donnerstagabend wurde das Ergebnis dem Gemeinderat präsentiert.

5000 Umfragebögen hatte die Verwaltung an die örtlichen Haushalte verteilt, um herauszufinden, ob der Gemeindebus auch wirklich genutzt werden würde. Doch nur rund sieben Prozent der Umfragebögen wurden ausgefüllt, weswegen die Auswertung nicht sonderlich repräsentativ sei, wie Stefan Ballerstaller vom Bauamt erklärt. Zudem fiel das Ergebnis denkbar knapp aus: Von den 359 Beteiligten sprachen sich 180 für den Bus aus - 179 waren dagegen. Bei der SPD hatte man sich eine klarere Positionierung zugunsten der Linie erhofft, die sozialdemokratische Gemeinderatsfraktion hatte die Idee mit dem Bus überhaupt erst aufgeworfen. Das war bereits im Herbst vergangenen Jahres, seither war die Diskussion immer wieder hochgekocht. Denn einige Gemeinderäte, vor allem von den Freien Wählern und den Grünen, lehnen die Linie strikt ab - der Bedarf sei zu gering, die Betriebskosten zu hoch - man rechnet mit monatlich bis zu 15 000 Euro.

Wegen der vielen Zweifel wurde auch in der Sitzung am Donnerstagabend wieder über Alternativen diskutiert, zum Beispiel über die Aufstellung von Mitfahrbänken. In Bayern gibt es bereits Gemeinden, die die Idee einer Mitfahrbank ausprobieren, darunter Irschenberg im Landkreis Miesbach. Das Konzept ist schnell erklärt: Die Bänke sind gekennzeichnet und stehen an Orten, wo Autofahrer leicht anhalten können. An den Bänken sind auch austauschbare Schilder angebracht, auf denen das Fahrziel zu lesen ist. Wer mitgenommen werden will, kann hier warten.

Die Bank werde gut angenommen und gerade von Rentnern rege genutzt, heißt es aus dem Irschenberger Rathaus. Um sich das Konzept genauer anzusehen, traf sich Zornedings Rathauschef Piet Mayr (CSU) bereits im Frühjahr mit seinem Kollegen aus Irschenberg. Mayr ist überzeugt, dass Mitfahrbänke auch in Zorneding einen Ringbus ersetzen könnte. In der SPD werden daran aber Zweifel laut, schließlich werde der Ort weiter wachsen, und der Bedarf nach einem Bus deshalb weiter steigen, wie Gemeinderat Werner Hintze in der Sitzung erklärte.

Man sei aber trotzdem offen dafür, das Konzept Mitfahrbank zu testen, betont seine Parteikollegin Bianka Poschenrieder. Aus anderen Gemeinderatsfraktionen kommt derweil mehr Unterstützung für den Vorstoß von Bürgermeister Mayr. Beispielsweise von den Grünen. Sie stehen einem Gemeindebus eenfalls skeptisch gegenüber, weil er nicht mit dem S-Bahn-Fahrplan abgestimmt sei und Gefahr laufe, die meiste Zeit leer seine Runden zu drehen.

Im Gemeinderat einigte man sich nun darauf, erst einmal Sponsoren für die Mitfahrbänke zu suchen, denn eine Bank kostet rund 800 Euro. Beworben werden soll die Idee auch in der Herbstausgabe des Gemeindeblattes.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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