Nach Alkoholverbot:Hoffnung auf Ruhe

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Die meisten Anwohner rund um das neue Ortszentrum zeigen sich erleichtert darüber, dass die Gemeinde gegen Lärm und Pöbeleien vorgeht. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

Von Barbara Mooser, Poing

Womöglich wäre die Besucherzahl noch vor ein paar Wochen wesentlich höher gewesen, damals, als die Wut noch frisch war über Randale und Alkoholexzesse auf dem Poinger Marktplatz. Inzwischen allerdings hat der Gemeinderat erste Schritte veranlasst, um die Situation rund um das neue Ortszentrum wieder für die Anwohner erträglicher zu machen - vielleicht war das der Grund dafür, dass zu einer SPD-Veranstaltung zu diesem Thema am Mittwochabend nur eine Handvoll Betroffener kam. Überwiegend zeigten sich die Anwohner hoffnungsvoll, dass Sicherheitsdienst und nächtliches Alkoholverbot Wirkung zeigen werden - es gab allerdings auch kritische Stimmen.

"Ich habe die Welt nicht mehr verstanden: Die SPD fordert einen Ordnungsdienst und die CSU ist dagegen", sagte ein Besucher. Das hätte er sich allenfalls umgekehrt vorstellen können. Er äußerte deutliche Zweifel an den Erfolgsaussichten. Eine Gemeinde, die so stark wachse und in der so viele junge Familien lebten, müsse sich doch etwas anderes einfallen lassen, um ein solches Problem zu lösen, sagte er - etwas, das auch die Bedürfnisse der Jugendlichen im Blick habe. Selbst direkte Anwohner des Marktplatzes zeigten grundsätzlich Verständnis für den Wunsch der jungen Leute, sich irgendwo zu treffen. Hier sollte man doch einmal so etwas wie ein Symposium veranstalten, bei dem auch die Betroffenen ihre Wünsche äußern könnten, sagte ein Zuhörer.

"Man kann das eine tun und das andere nicht lassen", erwiderte Gemeinderat Peter Maier. Ebenso wie seine Fraktionskollegin Bärbel Kellendorfer-Schmid unterstrich er nachdrücklich, dass es sich um zwei Paar Schuhe handle: Man könne und werde das Jugendkonzept der Gemeinde weiterentwickeln und dabei selbstverständlich auch die Jugendlichen beteiligen.

Doch nun sei es vor allem darum gegangen, die aktuelle schwierige Situation wieder in den Griff zu bekommen. "Das ist ein akutes Problem, das wir mit Jugendarbeit nicht lösen können", sagte Maier. Ohnehin könnte man die Jugendlichen, die in den vergangenen Wochen durch Straftaten aufgefallen waren, auf diese Weise nicht erreichen - schließlich stammte die überwiegende Mehrheit aus anderen Gemeinden.

Mehrere Anwohner äußerten sich erleichtert darüber, dass nun etwas getan wird. "Das hat sich über zwei Jahre dermaßen gesteigert, das muss man jetzt erst einmal unterbinden", sagte eine Besucherin. Eine andere Frau sagte, in letzter Zeit habe sich kaum mehr jemand über die Platzmitte gewagt, wenn die Jugendlichen da gewesen seien.

Auch wer im Sparkassenvorraum Geld abheben wollte, musste einen gewissen Mut mitbringen, erzählte ein anderer Diskussionsteilnehmer: Man habe sich an sechs, sieben Jugendlichen vorbei zum Geldautomaten durchquetschen müssen. Anwohner direkt am Marktplatz sagten, selbst dreifachverglaste Fenster, die überdies nach hinten hinaus gegangen seien, hätten nichts daran geändert, dass sie regelmäßig von nächtlichem Lärm und Gegröle aufgewacht seien. Eines der Hauptprobleme dabei sei der Alkoholkonsum: Die Jugendlichen holten sich hochprozentigen Schnaps, "vorsätzlich, um sich zuzuschütten".

Entsprechend begrüßten die meisten Anwesenden das Alkoholverbot, das künftig von 22 bis 6 Uhr rund um die neue Ortsmitte und den Bahnhof gilt. Wichtig sei nur, dass dieses Verbot auch überwacht werde. Hohe Geldbußen könnten, so meinten mehrere Teilnehmer, durchaus bei den jungen Leuten ihre Wirkung zeigen.

© SZ vom 13.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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