Musuem für Wald und Umwelt Ebersberg:"Es gibt viele Mäuse, die nachts rascheln"

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Museumsleiter Hannes Müller möchte den Menschen die Scheu vor der Natur nehmen. Dafür bietet er nun einen Survival-Kurs an. (Foto: Christian Endt)

Trotzdem ist es schön, in der Natur zu nächtigen, zeigt der Leiter des Waldmuseums Hannes Müller im Survival-Kurs.

Interview von Daniela Gorgs, Ebersberg

Am Tag nachdem Hannes Müller die Leitung des Museums für Wald und Umwelt übernahm, stand das Gebäude in Flammen. Statt Kurse in der Natur zu leiten und sich Konzepte für eine zeitgemäße Museumskultur zu überlegen, kämpfte der Geoökologe und Waldpädagoge mit den Folgen des Brandes, rettete Exponate und kümmerte sich um den Wiederaufbau. Als das Museum wieder so weit für Publikum instandgesetzt war, kam Corona. Seit Mitte Mai jedoch ist die Einrichtung samt Umweltstation wieder geöffnet. Und Müller kann nun seinen Kurs "Basic Survival - eine Nacht in der Natur, mit Feuermachen und Schlafen unterm freiem Himmel" anbieten.

SZ: Herr Müller, als Sie im vergangenen Dezember in Ebersberg gestartet sind, haben Sie erzählt, wie wichtig Ihnen die Natur ist und wie gerne Sie Menschen dafür begeistern.

Hannes Müller: Ja. Und ich bin froh, dass wir hier im Museum nach dem Brand und den Ausgangsbeschränkungen wegen der Pandemie wieder ein halbwegs normales Programm mit viel Natur anbieten können. Wir hatten Glück im Unglück. Alles, was mit der Umweltstation zu tun hat, konnten wir schon nach dem Brand fortführen, zumindest bis zum Corona-Ausbruch. Weil die Schulklassen in großen Gruppen aber immer noch nicht zu uns kommen dürfen, gehen wir an die Schulen.

Mit den Utensilien der Umweltstation?

Nein, man braucht eigentlich kein Material, um Kindern ökologische Funktionen zu erklären. Da reicht eine Wiese mit Insekten. Man kann Geräusche wahrnehmen, Achtsamkeit einüben, Zusammenhänge erklären und den Blick für die Natur schärfen.

Das ist auch Ziel der Veranstaltung, die Sie jetzt für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren anbieten.

Im Basic-Survival-Kurs geht es darum, in der Natur zu sein und sich selbst als Teil davon zu sehen. Ich zeige alte Techniken zum Feuermachen, Kochen und Übernachten. Ich möchte Menschen die Angst nehmen, draußen zu übernachten. Das kann ja immer mal passieren, dass man in diese Situation kommt, wenn man draußen unterwegs ist. Beispielsweise auf einer Bergwanderung. Oft ist es schneller dunkel als gedacht, und man schafft vielleicht den Abstieg nicht mehr.

Dann ist es gut, wenn man weiß, wie man ein Nachtlager baut?

Ja, man möchte ja nicht erfrieren. Im Kurs bauen wird zuerst eine Unterkunft. Jeder baut seine eigene kleine Höhle. Wir suchen große Stöcke, die wir an Bäume legen und bauen dann ein Gerüst aus kleinen und mittelgroßen Stöcken. Wenn das steht, decken wir es mit Laub ab. Das isoliert und hält auch leichten Regen ab.

Schlafsack und Isomatten darf man mitbringen?

Es geht auch ohne. Aber wer möchte, bringt das mit. Jeder entscheidet selbst, in weit er seine Komfortzone verlässt. Herausforderungen gibt es in der Nacht draußen genug.

Was meinen Sie damit? Das Gekrabbel von Insekten?

Gut möglich, dass das eine oder andere Insekt einen berührt. Ich meinte eher das Geraschel von Mäusen. Es gibt sehr viele Mäuse im Wald, die nachts im Laub rascheln. Aber die würden nie über einen herüberlaufen.

Beruhigend. Und was ist, wenn man nachts auf die Toilette muss und dann einem Wildschwein begegnet? Darf man überhaupt die Toiletten im Museum benutzen?

Wir übernachten in Absprache mit der Forstbehörde im Stadtwald. Da gibt es keine Wildschweine. Das Museumsgebäude wird nur in Notfällen als Rückzugsort genutzt. Dementsprechend verrichten wir unser Geschäft im Wald und nehmen einen 20-Liter-Wasserkanister zum Händewaschen und für die Körperhygiene mit.

Das klingt rustikal. Am Ende werden auch noch Würmer und Insekten verspeist.

(lacht): Nein, es gibt Kartoffelsuppe, angereichert mit Kräutern aus dem Wald. Das Programm ist ja sehr kurz. Mir geht es darum, zu zeigen, welche Rohstoffe die Umwelt bietet. Ich möchte, dass die Teilnehmer die Augen offen halten und die Ressourcen der Natur kennen und schätzen lernen. Es ist faszinierend, wie viel Wissen da dranhängt. Wir werden die Umgebung erkunden, das Wetter beobachten, Zeit draußen verbringen. Die Teilnehmer können das eine Nacht lang ausprobieren. Das hilft schon, das Kurzzeitgedächtnis zurückzusetzen und sich zu entspannen.

Ah. Für eine Nacht reichen dann die mitgebrachten Kartoffeln.

Ziel ist, aus der Alltagsumgebung herauszukommen. Raus aus dem Büro, aus der Stadt. Die Natur gibt einem neue Energie. So ein Ausflug schärft die Sinne und die Muskeln. Wer sich draußen seinen eigenen Unterschlupf baut, auf offenem Feuer sein Essen kocht, geht mit einem erfüllten Gefühl schlafen.

Und auf was freuen sich die Teilnehmer nach einem Survival-Kurs am meisten?

Auf eine Dusche und ein Bett. Draußen bücken wir uns ja viel, um Pflanzen zu sammeln, Äste und Feuerholz. Wir essen sitzend auf dem Boden. Das ist ungewohnt für den Rücken. Wie schön ist es dann, wenn man sich in einem Bett wieder ausstrecken kann.

Das Basic Survival beginnt am Freitag, 24. Juli, um 15 Uhr und endet am Samstag, 25. Juli, um 12 Uhr. Die Kosten für Erwachsene betragen 50 Euro, ermäßigt 30 Euro. Wer sind dafür interessiert, kann sich unter Telefon (08092) 82 55 52 anmelden oder über die Webseite www.museumwaldundumwelt.de/programm/aktuell.html. Schulen, die sich für Umweltbildung interessieren, können sich ebenfalls beim Museum melden.

© SZ vom 04.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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