Musik:Paris in Ebersberg

Lesezeit: 2 min

Stephanie Lottermoser überzeugt mit eigenen Songs

Von Claus Regnault, Ebersberg

Die durch den Wegfall des Garfinger Jazzkellers heimatlos gewordene Jazz-Gemeinde hat - leider nur vorübergehend - Asyl in der Zimtblüte im Klosterbauhof Ebersberg gefunden. Das Lokal ist sehr gemütlich und Dank der Kochkünste seiner reizenden Wirtin schwebt ein angenehm milder Curryduft durch den Raum.

Es war Ort des Auftritts der Stephanie-Lottermoser-Combo, bestehend aus der Chefin am Tenorsaxofon, Ludwig Glöckner, E-Bass, Christoph Müller, Gitarre, und Magnus Dauner, Drums. Anlass war die Vorpräsentation der CD "Paris Song Book", in der Lottermoser ihr halbjähriges Stipendium des Bayerischen Kulturförderpreises verarbeitet hat. die Wolfratshauser Münchnerin ist seit ihrem Studium bei dem großen Tenorsaxofonisten Leszek Zadlo international sehr gefragt, an diesem Abend kam sie leicht erschöpft von einem Gig in Prag zurück. Vielleicht lag es ein wenig daran, dass ihr technisch zwar makelloses Spiel in der Aussage ein wenig risikolos blieb, den ganz eigenen Ton noch nicht gefunden zu haben schien. Lottermoser machte dies wett durch ihren Gesang, mit welchem sie eine in Intonation und Phrasierung eigenständige, fast mädchenhafte Farbe in ihre Songs brachte.

Lottermoser komponiert den überwiegenden Teil ihres Repertoires in durchaus beachtlicher Weise selbst. Die spürbare Begeisterung einer jungen Frau für die Weltstadt Paris verarbeitet sie zu überwiegend lyrischer Musik. Eindrucksvoll das Stück "Blues", das zwar kein Blues im traditionellen Sinn, sondern eher das Einfangen der mit ihm verbundenen Stimmung ist. Näher am echten Blues ist da schon der eindrucksvolle Song "I Hope That You Will Miss Me When I'm Gone". Hübsch auch das Stück "Coccinelle", das klar macht, dass es auch in Paris Marienkäfer gibt. Lottermosers Musik bewegt sich, nur gelegentlich zu Härte und Schärfe vordringend, in den 'groovenden', teilweise 'funkigen' (Eddie Harris) Bereichen des Mainstream. Vielleicht die richtige Art, musikalisch von Paris zu berichten, was Lottermoser mit dem Chanson "Que Reste-t-il-De Nos Amours" von Charles Trenet in überzeugend nostalgischer Gestaltung bestätigte.

Mitgebracht hatte sie in Müller und Glöckner sehr gute Gitarristen, vor allem aber den fabelhaften Schlagzeuger Dauner, der sich in der heißen Phase der nach der Pause üblichen Jam-Session noch besonders bewährte.

Diese Session war mit so vielen Anwärtern bestückt, dass sich daraus gleich mehrere Gruppen bilden konnten. Highlight war der Rhythmus-pralle Titel "The Chicken" von Jaco Pastorius. Hier lief Walter Ruckdeschel, diesmal am Alt-Saxofon, in einer Art Battle mit Lottermosers Tenor-Saxofon zu mitreißender Form auf, gekrönt durch ein Schlagwerk-Duell zwischen Frank Haschlers Percussion und Dauner, welches Letzterer Dank seiner dynamisch überlegenen Schlagwaffen für sich entschied. Aber auch in anderer Gruppierung gab es wahrlich Hörenswertes, etwa den erstaunlich meisterlichen Gitarrenbeitrag des Freisingers Martin Wesalowski und natürlich den immer wieder Aufmerksamkeit fordernden, jungen Werde-Profi Nicklas Röver, diesmal am E-Piano und, und, und. . .

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: