Mülltrennung:Ist das Kunststoff oder kann das weg?

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In München werden Biotonnen seit einiger Zeit auf sogenannte Störstoffe kontrolliert, Ebersberg plant nun ähnliche Maßnahmen. (Foto: Stephan Rumpf)

In den Ebersberger Biotonnen findet sich immer mehr Abfall, der dort nicht hineingehört. Das ist ein Problem für die Kompostbauern aber auch für die Stadt, die hohe Zusatzgebühren zahlen muss. Bessere Aufklärung und mehr Kontrollen sollen Abhilfe schaffen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Für 10 000 Euro bekommt man so einiges, etwa einen Kleinwagen, etwa hundert Quadratmeter Bauland in der Kreisstadt, ein Freibierfest für mehrere hundert Personen - oder man gleicht damit die Nachlässigkeit einiger weniger aus. So geschieht es derzeit in Ebersberg, die Stadt musste heuer ebendiese Summe an Zusatzgebühren bezahlen, weil sich in den Komposttonnen zu viel Abfall findet, der dort nicht hineingehört.

Das Problem schilderte im Umweltausschuss nun Agnes Gehrer von der Abteilung Abfallwirtschaft. In der Stadt fallen pro Jahr etwa 1000 Tonnen Biomüll an, dieser wird von Landwirten zu Komposterde verarbeitet. Was normalerweise 87 Euro pro Tonne kostet, wenn drin ist, was draufsteht. Denn sogenannte Störstoffe - alles, was kein Biomüll ist - muss aufwendig von Hand aussortiert werden. Bis zu einem gewissen Anteil gehört dies zur normalen Entsorgung, sind aber mehr als drei Prozent des Mülls Störstoffe, wird ein Aufschlag von 51 Euro pro Tonne fällig.

In den vergangenen Jahren habe es in Ebersberg damit kaum Probleme gegeben. Ende 2016 habe man einmal einen Zuschlag zahlen müssen, 1600 Euro waren fällig. Doch seit diesem Frühjahr häuften sich die Beschwerden der Kompostbauern über den Inhalt der Ebersberger Biotonnen. Ein großes Problem dabei seien die sogenannten Biokunststoffe, die sich anders als herkömmliches Plastik zersetzen. Allerdings tun sie dies nur sehr langsam, weshalb sie für die Kompostierungsanlagen ungeeignet seien. Zudem können deren Betreiber nicht unterscheiden, was herkömmliche Tüte und was Bioplastik sei, weshalb beide aussortiert werden. In den vergangenensieben Monaten habe die Stadt deswegen jedes Mal Zusatzgebühren zahlen müssen, insgesamt eben 10 000 Euro. Darum begleiteten im Oktober eine Woche lang Mitarbeiter der Stadt das Müllfahrzeug und überprüften 814 Biotonnen. 87 waren falsch befüllt, dafür gab es 85 mal einen gelben Zettel, auf dem die Besitzer aufgeklärt wurden, dass sich Störstoffe in ihrer Tonne befinden. Zwei mal gab es einen roten Zettel, diese Tonnen enthielten so viel falschen Müll, dass sie gar nicht geleert wurden.

Dies solle man in Zukunft öfter machen, so der Vorschlag der Abteilung Abfallwirtschaft. Müllwerker und Rathausmitarbeiter sollten die Tonnen intensiver kontrollieren. Ist der Anteil von Nicht-Biomüll zu hoch, bleibt die Tonne stehen. Dem Besitzer bleibe dann die Nachsortierung bis zur nächsten Leerung, die Entsorgung gegen Gebühr an der Schafweide oder der Kauf eines Restmüllsacks für sieben Euro bei der Stadt. Bei der kommenden Ausschreibung des Müllabfuhrvertrags soll außerdem gleich die Möglichkeit mit genommen werden, falsch sortierte Biotonnen automatisch zu kostenpflichtigen Restmülltonnen umzudeklarieren. Auch wolle man den Einzelhandel auf die Probleme der Bioplastiktüten hinweisen, vielleicht nehme der eine oder andere diese aus dem Sortiment.

Stadtrat Philipp Goldner (Grüne) regte noch eine landkreisweite Initiative an, schließlich hätten die Nachbarkommunen das gleiche Problem. Tatsächlich summieren sich die Strafgebühren im Landkreis heuer bereits auf 100 000 Euro, das Doppelte des gesamten Jahres 2018. Vielleicht könnten die Landkreiskommunen gemeinsam Hinweis-Aufkleber für Biotonnen drucken lassen. Auch im Stadtmagazin sollte darüber regelmäßig informiert werden, schlug Elisabeth Platzer (SPD) vor. Marina Matjanovski regte an, allen Neubürgern gleich im Einwohnermeldeamt einen Flyer mit Mülltrennungstipps in die Hand zu drücken. Es sei "ein unerfreuliches aber interessantes Thema", fasste Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) zusammen. Mehr Informationen "für die, die es richtig machen wollen" sei eine gute Idee, aber werde nicht bei allen fruchten. Deshalb müsse auch gelten: "Wenn ein Saustall in der Tonne drin ist, nehmen wir die halt nicht mehr mit." Was der Ausschuss ohne Gegenstimmen dann auch so beschloss.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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