Moosach:Schulden fürs Klima

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Bürgermeister informiert über aktuelle Projekte in Moosach

Von Anja Blum, Moosach

Momentan steht die Gemeinde Moosach finanziell durchaus gut da, doch das wird sich im Laufe des Jahres ändern. So lautete die wichtigste Nachricht der Bürgerversammlung am Montagabend im Neuwirt. Wie Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) darlegte, lag die Verschuldung der Kommune Ende 2016 bei 389 Euro pro Einwohner, Ende 2017 wird sie voraussichtlich 1200 Euro betragen. Das ist fast doppelt so viel wie der Landesdurchschnitt von 680 Euro in vergleichbar kleinen Gemeinden. "Insgesamt wird der Moosacher Schuldenstand innerhalb dieses Jahres von knapp 600 000 Euro auf 1,8 Millionen steigen", so der Rathauschef vor einer "erlesenen Runde" von etwa 30 Zuhörern.

Grund ist ein Fernwärmeprojekt: Die Moosacher sollen künftig mit erneuerbaren Energien heizen können, geplant ist eine Hackschnitzelanlage samt Solarthermieanlage. Wie Gillhuber erklärte, will die Gemeinde dafür ein vier Kilometer langes Netz bauen und an eine Betreiber-GmbH vermieten. Diese wiederum soll die Heizanlage errichten. Die Gesamtkosten werden laut Bürgermeister auf 3,2 Millionen Euro geschätzt, auf die Kommune entfielen für Netzbau inklusive Wärmeübergabestationen etwa 1,35 Millionen Euro. Da allerdings mit Zuschüssen in Höhe von zirka 480 000 Euro zu rechnen sei, reduzierten sich die Kosten für Moosach auf 870 000 Euro.

Dies sei jedoch eine langfristig lohnende Investition, betonte Gillhuber: "Dadurch, dass wir das Netz verpachten, haben wir einen Rückfluss von vier Prozent, so dass sich die Maßnahme in etwa 30 Jahren amortisiert haben wird", erklärte er auf Nachfrage. "Die Trasse und die Anlage leben aber viel länger." Außerdem sei ein solches Fernwärmenetz ein zukunftsweisendes Projekt für die gemeindliche Infrastruktur, die eine Einsparung von mindestens 200 000 Liter Heizöl pro Jahr ermögliche. Die Wirtschaftlichkeit werde dabei vor allem von der Solarthermie und einem großen Pufferspeicher mit 100 000 Litern Fassungsvermögen gewährleistet: "Im Sommer wird es überhaupt nicht nötig sein, Hackschnitzel zu verbrennen", so der Bürgermeister. Und nicht zuletzt bedeute die Fernwärme eine Aufwertung aller angeschlossenen Häuser. Knapp 80 Vorverträge habe man bereits mit Abnehmern abgeschlossen.

Tatsächlich ist es allerdings noch nicht hundertprozentig sicher, dass das ehrgeizige Moosacher Projekt umgesetzt werden kann. Aus der Genossenschaft Rege (Regenerative Energie Ebersberg) ist zu hören, dass es noch Probleme mit dem Grundstück gebe, auf dem die Heizanlage errichtet werden soll, da noch Ansprüche Dritter geklärt werden müssten. Außerdem steht der endgültige Beschluss des Gemeinderates aus, die Trasse zu bauen. Dieser soll in der nächsten Sitzung am Montag, 24. April, fallen.

Neben dem Nahwärmenetz stellte Gillhuber weitere aktuelle Projekte wie den Gehweg nach Gutterstätt, den Glasfaserausbau und die energetische Sanierung des Rathauses vor. Auch müsse demnächst eine Alternative zum Trinkwasserbrunnen in Altenburg gefunden werden, da dessen Genehmigung 2018 auslaufe und eine Verlängerung nicht mehr möglich sei. Der Brunnen könne nach den Vorgaben der Fachbehörden nicht mehr ausreichend gesichert werden. "Doch es wurde bereits ein alternativer Standort gefunden, der sehr ergiebig ist, so dass die Trinkwasserversorgung langfristig gesichert ist", sagte der Bürgermeister. Es stünden nur noch ein paar Erkundungsmessungen an.

Ein "unendliches Thema" sei hingegen der Hochwasserschutz in Niederseeon - weil mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden. 80 000 Euro habe das Projekt bereits gekostet. "Am Anfang dachte ich, so ein Betrag reicht für die ganze Maßnahme", sagte Bürgermeister Gillhuber, doch mittlerweile rechne er mit Kosten von insgesamt etwa 460 000 Euro. Im laufenden Jahr müsse noch eine Prüfung der Umweltverträglichkeit stattfinden, mit einer Umsetzung sei also frühestens von 2018 an zu rechnen.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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