Moosach:Nahwärme auf Eis gelegt

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Schon lange hortet das Moosacher Sägewerk Holzabfälle für die geplante Heizschnitzelanlage. Doch so bald wird es nicht in Betrieb gehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Moosacher Pionier-Projekt verzögert sich um ein Jahr

Von Anja Blum, Moosach

Eigentlich sollten bereits im Herbst die ersten Häuser in Moosach mit erneuerbarer Energie statt Öl beheizt werden - doch daraus wird nun nichts. Die Gemeinde und ihre Partner müssen ein ehrgeiziges Nahwärmeprojekt ein Jahr lang auf Eis legen, weil es unerwartete rechtliche Probleme mit dem Grundstück gibt, auf dem die Anlage entstehen soll. Geplant ist eine Hackschnitzelheizung samt Solarthermieanlage, eine bislang im Landkreis einmalige Kombination von besonders hoher Effizienz. Die kleine Kommune wird sich dafür erheblich verschulden - allerdings herrscht im Ort offenbar Einigkeit darüber, dass diese Investition langfristig eine lohnende ist.

Doch nun mussten die Verantwortlichen feststellen, dass auf dem Baugrund alte Geh- und Fahrtrechte, zum Teil stammen sie aus dem Jahr 1912, eingetragen sind. Vorgesehen ist, dass der Besitzer des Areals, das zum Sägewerk Oswald gehört, dieses an die Betreibergesellschaft der Heizanlage verpachtet. Dazu aber müssen nun erst die alten Fahrtrechte aus dem Grundbuch gelöscht werden. Sie bestehen, weil die Zufahrt zum Weiher unterhalb von Schloss Falkenberg über das fragliche Grundstück verläuft. "Das Problem ist, dass es wegen einer späteren Teilung des Weiherareals heute 14 Rechteinhaber gibt", erklärt Zweiter Bürgermeister Willi Mirus (AMB), Sprecher des Arbeitskreises "Neue Energie Moosach". Das mache die Sache kompliziert - und langwierig. Bis all diese Änderungen notariell erklärt und im Grundbuch eingetragen seien, vergingen laut Notar auf jeden Fall mehrere Monate. Deswegen hätten die Verantwortlichen den Start des Projektes nun auf Anfang 2018 verschoben.

Der Gemeinderat von Moosach bedauerte dies in seiner Sitzung am Donnerstag "außerordentlich - auch im Hinblick auf die vielen Moosacher Wärmekunden und die Anschlüsse der gemeindlichen Liegenschaften". Laut Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) wurden bereits knapp 80 Vorverträge mit Abnehmern geschlossen. Trotzdem muss offenbar niemand Angst haben, zu frieren: Die Betreiber-GmbH hat zugesagt, Bürger mit dringendem Anschlussbedarf (Neubauten oder alte Heizungen, die nicht über den nächsten Winter kommen) mit einer mobilen Anlage zu versorgen. Trotz allen Bedauerns kam das Gremium freilich nicht umhin, sich an dem Stop zu beteiligen, und hob die Ausschreibung für den Bau der Nahwärmeleitung auf. In seinem Beschluss hielt der Gemeinderat jedoch fest, dass man die Betreibergesellschaft nach besten Kräften bei der Lösung der vorhandenen Probleme unterstützen und alle Beschlüsse umsetzen werde, sobald die Voraussetzungen dafür geschaffen seien.

Nun gelte es eben, so Mirus, die erreichten Fortschritte für den weiteren Projektverlauf zu bewahren und auszubauen. Doch er sehe darin keine Probleme: Die bereits bewilligten Zuschüsse könnten auch in einem Jahr noch abgerufen werden und auch die Vorinvestitionen aller Projektpartner, für die Planung zum Beispiel, seien nicht verloren. Im Falle der Gemeinde Moosach handelt es sich dabei immerhin um knapp 200 000 Euro.

Die Kommune nämlich möchte das etwa vier Kilometer lange Leitungsnetz bauen und an die Betreiber-GmbH vermieten. Diese - sie besteht aus der Genossenschaft Rege (Regenerative Energie Ebersberg) und zwei Partnern - will die Heizanlage errichten. Die Gesamtkosten werden laut Bürgermeister auf 3,2 Millionen Euro geschätzt, auf die Kommune entfielen etwa 1,35 Millionen Euro. Da allerdings mit erheblichen Zuschüssen zu rechnen sei, reduzierten sich die Kosten für Moosach auf 870 000 Euro.

Kern der geplanten Anlage wird ein Hackschnitzelheizwerk mit einer Leistung von rund 300 Kilowatt sein. Es soll an der Grafinger Straße entstehen, so dass die Abfälle des dortigen Sägewerks gleich mitgenutzt werden können. Dieses Heizwerk soll dann das Nahwärmenetz mit warmem Wasser versorgen. Aber - und das ist das Besondere an dem Moosacher Projekt - nur während der Wintermonate. Denn bei ausreichend Sonnenschein soll ein Solarkraftwerk einen Teil der Arbeit übernehmen. Geplant ist nämlich neben dem Heizwerk eine 3000 Quadratmeter große Freiflächen-Solarthermie-Anlage zu errichten. So wird es dank eines großen Pufferspeichers mit 100 000 Litern Fassungsvermögen laut Bürgermeister Gillhuber im Sommer wohl überhaupt nicht nötig sein, teure Hackschnitzel zu verbrennen.

Verschoben ist nicht aufgehoben, laute nun für alle Beteiligten das Motto. "Ich habe mit allen 14 Rechteinhabern Kontakt aufgenommen, und sie haben alle ihr Einverständnis erklärt", berichtet Mirus. Ein konkretes Interesse an einem Zugang zum Weiher habe ohnehin nur die Besitzerin des Schlosses - und die sei wohl bereit, im Grundbuch eine Rangstufe zurückzutreten. "Insofern bin ich zuversichtlich, dass das alles klappen wird", sagt Mirus. Und mit Unwägbarkeiten müsse man bei solch großen Projekten ja irgendwie immer rechnen.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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