Möbellager größer als angenommen:Zweifel am XXXL-Projekt

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Der Anzinger Gemeinderat hat einem Möbellager zugestimmt, nun wundern sich einige Politiker über dessen Dimensionen. Allein 205 Parkplätze sind geplant - anfangs war man nur von 60 Autos ausgegangen, die das Gelände anfahren.

Lena Grundhuber

Die Anzinger Grünen fühlen sich "getäuscht" - und auch bei anderen Gemeindevertretern scheinen Zweifel aufzukommen: Am Dienstag wurden im Gemeinderat Details der Planung für die Ansiedlung des Möbelriesen XXXLutz im nördlichen Gewerbegebiet vorgestellt.

Noch ist die Lidl-Lagerhalle zu sehen - doch wenn das Lager des Möbelriesen nach den aktuellen Plänen gebaut wird, wird es das Dach von Lidl sogar noch überragen. (Foto: Christian Endt)

So soll das geplante Logistikzentrum zusätzlich zu den Stellplätzen für Lkw einen Parkplatz für zunächst 205 Pkw erhalten. Das "Service-Center" soll unter anderem eine Ausbildungsakademie für Monteure werden. Auf das Dach des zweigeschossigen Lagers soll eine 4,80 Meter hohe Werbetafel stehen, die das Dach des benachbarten Lidl noch überragen würde.

Die Politiker reagierten nicht begeistert. Was die Werbetafel anbelangt, kündigte Reinhard Oellerer von den Grünen einen Gegenantrag an; auch Bürgermeister Franz Finauer (UBA) kann sich nicht vorstellen, dass eine so auffällige Werbefläche genehmigt werde.

Irritationen löste insbesondere die Größenordnung des geplanten Parkplatzes aus. Die Grünen sehen sich in ihren Befürchtungen bestätigt. "Ich höre das erste Mal von einem Service-Center, von dem aus Dutzende Transporter täglich Kundenadressen anfahren", sagte Oellerer; er sei von einem Lager ausgegangen, das die Märkte bedient. In dem Center sollen morgens und abends 180 Monteure und Angestellte ein- und ausfahren.

Außerdem werden hier neue Monteure ausgebildet. Kundenverkehr soll nur im Einzelfall auftreten. All das erkläre nicht die stattliche Anzahl von Parkplätzen, findet Oellerer. Das Verkehrsgutachten, das die Gemeinde bei Professor Harald Kurzak in Auftrag gegeben hatte, gehe davon aus, dass lediglich 60 Pkw pro Tag das Auslieferungslager anfahren werden - dies sei offenbar nicht haltbar.

Wie die Grünen kritisieren, rechnet das Gutachten - das dem in der Sitzung ebenfalls anwesenden Straßenplaner Bernhard Kern offenbar nicht bekannt war - zu wenig mit weiteren Ansiedlungen im Gewerbegebiet; außerdem sehe es keine Auswirkung durch die Fertigstellung der Flughafentangente-Ost. "Das widerspricht jeder vernünftigen Überlegung", sagte Oellerer.

In dieser Einschätzung wurde er von Berthold Kettner (CSU) unterstützt, und auch Bürgermeister Finauer stellte fest: "Die Schätzung stimmt nicht." Die Grünen rechnen damit, dass das Verkehrsaufkommen an der Einmündung zur Staatsstraße 2081 so hoch sein wird, dass ein reibungsloser Verkehr ohne bauliche Maßnahmen nicht mehr gewährleistet sei.

Hatte Oellerers Fraktionskollegin Barbara Spachmann-Bückers kürzlich ein Bürgerbegehren erwogen, um den Bau des Logistikzentrums zu verhindern, gibt sich Oellerer nun zögerlicher. Er spricht von einem "schwierigen Abwägungsprozess" zwischen Verkehrsaufkommen und den finanziellen Vorteilen. Die Grünen-Fraktion überlege, ob sie diesen Schritt gehen wolle: "Wir sehen die positiven Auswirkungen der Ansiedlung." Ihn ärgere jedoch die "Salamitaktik" des Unternehmens, das erst nach und nach die Details präsentiere.

Sollte es zu dem Bürgerbegehren kommen, seien die Zeitpläne des Möbelriesen "Makulatur": XXXLutz will Ende 2011 einen Teil des Lagers gebaut haben. Ein "sportlicher Zeitplan", findet der Bürgermeister. Zwar ist der Grundsatzbeschluss gefallen, doch muss noch der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Kommende Woche sei ein Treffen mit Gutachtern und Planern anberaumt. Am Erfolg eines möglichen Bürgerbegehrens hat Finauer Zweifel: "Dann steht die neue Turnhalle in Frage."

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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