Mobilität im Landkreis Ebersberg:Einen kleinen Schritt weiter

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Das Projekt Wasserstoffregion nimmt im Umweltausschuss des Ebersberger Kreistags die nächste Hürde. Doch gewisse Zweifel bleiben - vor allem, weil damit erhebliche Kosten für den Landkreis verbunden sind

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Das Projekt Wasserstoffregion hat im Landkreis Ebersberg die nächste Hürde genommen: In nichtöffentlicher Sitzung hat sich der zuständige Umweltausschuss dafür ausgesprochen, das Vorhaben weiter voranzutreiben und auch eine Beteiligung des Landkreises an der Betreibergesellschaft anzustreben. Dies ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden, sofern auch der Kreis- und Strategieausschuss und der Kreistag ebenfalls ihre Zustimmung erteilen. Zum einen zahlt der Landkreis sechs Jahre lang bis zu 850 000 Euro für den Betrieb der vier zusätzlichen Wasserstoffbusse. Weitere 200 000 Euro werden fällig, falls es zum Beitritt zur Betreibergesellschaft kommt.

Die Busunternehmer erhalten das Geld dafür, dass sie außer den dieselbetriebenen Bussen zusätzlich die Wasserstoffbusse auf den von ihnen bedienten Linien einsetzen. Die Mitgliedschaft in der Betriebsgesellschaft soll sicherstellen, dass der Landkreis Wasserstoff zu einem möglichst günstigen Preis beziehen kann, erläutert Michael Ottl, Büroleiter des Landrats.

Zwar fiel die Entscheidung in nichtöffentlicher Sitzung letztlich nur mit einer Gegenstimme - der von Bianka Poschenrieder (SPD) -, doch im öffentlichen Teil der Beratungen waren durchaus auch kritische Stimmen zu hören gewesen. Aus der CSU-Fraktion gab es vor allem Bedenken, dass nur ein sehr kleiner Kreis von dem Projekt profitieren könnte. Denn bisher ist nur eine Wasserstofftankstelle im Landkreis geplant, und der einzige Standort, der bisher alle Anforderungen zu erfüllen scheint, liegt in Schlacht bei Glonn, wo das Busunternehmen Ettenhuber seinen Sitz hat. Die Firma hatte sich gleich von Anfang an aufgeschlossen gezeigt, bei dem Projekt mitzumachen, und hofft nun auch, dass die Tankstelle nah am Betriebshof errichtet wird.

Anfang kommenden Jahres wird es um den Standort für die Wasserstofftankstelle gehen

Doch es gibt eine Arbeitsgemeinschaft von anderen Busunternehmen aus dem Landkreis, die ebenfalls Interesse haben, beim Einstieg in die Wasserstofftechnologie mitzumachen, die aber nach Glonn weite Wege auf sich nehmen müssten. Die CSU hatte deshalb beantragt, dass nochmals geprüft werden soll, ob es nicht einen zentraleren Standort gibt, entsprechende Vorschläge können die interessierten Busunternehmen noch bis zum 10. Januar einreichen. "Wir wollen kein Monopol", so Martin Lechner (CSU), der Standort müsse sicherstellen, dass möglichst viele Fahrzeuge betankt werden könnten, nicht nur Busse, sondern später vielleicht auch mal Müllfahrzeuge oder andere Lkw. Er sehe bei nur einem Standort in Schlacht die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung.

Ein teures Prestigeprojekte nannte Bianka Poschenrieder (SPD) das Vorhaben. Sie unterstrich, Wasserstoff sei entschieden zu teuer, um ihn für die Mobilität einzusetzen, statt dessen müsse er eine wichtige Rolle bei Industrieprozessen spielen. Wesentlich sinnvoller wäre eine Umstellung auf Elektrobusse, dass dies funktioniere, zeige sich in chinesischen Millionenmetropolen längst. Vor allem aber kritisierte die SPD-Politikerin die hohen Kosten, vor allem angesichts der Tatsache, dass Schulprojekte aufgrund der schwierigen finanziellen Situation im Landkreis aufgeschoben würden, ebenso wie andere ÖPNV-Projekte, etwa die Ringbuslinie zwischen Grafing und Ebersberg.

In diese Richtung zielte auch die Wortmeldung von Thomas von Sarnowski (Grüne), der sagte, mit dem Projekt werde "Technologieförderung als freiwillige Leistung des Landkreises" betrieben. Zudem erscheine es fragwürdig, dass wegen zunächst vier Bussen gleich eine eigene Tankstelle im Landkreis Ebersberg gebaut werden solle, "können die nicht nach Hofolding fahren?". Dort ist ebenfalls auf dem Betriebshof eines Busunternehmens eine neue Wasserstofftankstelle geplant.

Letztlich stimmten dennoch fast alle zu, das Projekt weiter voranzutreiben. Ihm sei vor allem der Erfahrungsvorsprung des Landkreises bei dieser Technologie wichtig, sagte Martin Lechner am Donnerstag auf Nachfrage. Zwar sei sie "nicht das allein Seligmachende", aber es sei nun einmal eine der wenigen absolut sauberen Technologien, die genutzt werden könnten, wenn der Wasserstoff ausschließlich mit grünem Strom produziert werde. Zwar müsse der Landkreis tatsächlich für die Pionierarbeit in diesem Feld viel Geld investieren, "aber wenn ein nicht ganz armer Landkreis im Speckgürtel von München das nicht macht - wer soll es dann machen?" Fraktionskollegin Franziska Hilger unterstrich am Donnerstag auf Nachfrage, in ihren Augen sei der Hauptvorteil an der Projektbeteiligung, dass der Landkreis dadurch Zugang zu grünem Wasserstoff erhalte: "Hier gibt es in Bayern oder Deutschland noch nicht allzu viele Quellen." Die Einsatzmöglichkeiten für Wasserstoff würden ständig mehr, der Landkreis könne dann "klimafreundliche Mobilität und Logistik" unterstützen.

Das letzte Wort ist freilich noch nicht gesprochen, Ende Januar oder Anfang Februar will der Umweltausschuss zunächst nochmals über den Standort für die Tankstelle debattieren.

© SZ vom 18.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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