Obst im Überfluss:Will denn niemand mehr meine Äpfel haben?

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Ein Korb mit Äpfeln. (Foto: dpa)

Was vor einigen Wochen noch Freude bereitet hat, wird nun zu einer regelrechten Obstplage biblischen Ausmaßes. Unsere Autorin ist am verzweifeln.

Glosse von Amelie Hörger

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm - das ist schön und gut, bedeutet aber, dass besagter Apfel direkt in den darunterliegenden Garten fällt. Und das ist ein Problem, denn er ist nicht alleine. Regelmäßig regnet es gleich eine ganze Ladung Obst von oben herab. Hier in Zorneding können so jeden Tag mehrere Waschkörbe gefüllt werden. Leuchtend rot glänzend, leicht verschrumpelt oder auch giftgrün, das Angebot ist vielfältig.

Was in den ersten Wochen noch Freude bereitet, wird dieses Jahr zu einer regelrechten Plage biblischen Ausmaßes. Keine Heuschrecken oder Frösche belagern hierbei den Garten, sondern das Produkt des garteneigenen haushohen Obstspenders.

Brav wird deswegen jeden Abend mit gekrümmtem Rücken das Fallobst aufgesammelt und anschließend krampfhaft nach einem Verwendungszweck für weitere zehn Kilo Äpfel gesucht. Also beginnt man zu schälen, wie jedes Jahr wird schnell die Oma angerufen, um nach dem legendären Apfelstrudelrezept zu fragen. Das könnte man sich eigentlich wirklich einmal aufschreiben. Weiter schneiden, immer weiter, Akkordarbeit. Apfelmus, die Produktion läuft weiter, obwohl schon Dutzende Gläser im Keller stehen.

Sind auch echt bio, garantiert!

Die Hand wird langsam lahm. Der Freund am Telefon lehnt dankend ab, er habe selbst mehr als genug Äpfel, mitsamt dazugehörigem Mus aus dem Garten seiner eigenen Großeltern. Es ist zum Verzweifeln. Will denn niemand gute Äpfel haben? Sind auch echt bio, garantiert.

Geschmackstest
:Apfelspalterei

Maria Seidinger aus Rinding züchtet in ihrem Garten mehr als 200 Sorten Äpfel - obwohl sie selbst das Obst gar nicht verträgt. Der Magen unseres Autors ist da stabiler.

Kostprobe von Johannes Hirschlach

Als letzten Rettungsanker um in dem Meer aus Obst nicht unterzugehen, wird eine randvoll gefüllte Kiste mit einem großen Schild "Äpfel zu verschenken" vor die Türe gestellt. Das bange Warten beginnt. Da kommt plötzlich eine Frau den Weg entlang. Zögernd bleibt sie vor dem Angebot stehen, überlegt, schaut irritiert, und dann: verschwindet sie wieder. Ohne einen einzigen Apfel im Gepäck. Bedeutet das etwa noch mehr Apfelmus für den ohnehin schon überfüllten Keller?

Kurze Zeit später, erscheint die Frau erneut. Auf ihrem Fahrrad, an jeder Seite des Lenkers baumeln Einkaufstaschen, die sie belädt, Apfel für Apfel. Es gibt sie also doch: Menschen die noch nicht die Nase voll von Äpfeln haben. Doch oben von dem hohen Baumwipfel blicken höhnisch weitere pralle, rote Äpfel herab. Darauf wartend, mit lautem fiesen Poltern auf die Erde zu fallen. Doch jetzt ist eine neue Verwertung gefunden: Die heimische Apfelmusproduktion ist für dieser Saison definitiv beendet.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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