Mitten in Vaterstetten:Hoch und runter

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Kuriose Zahlenspiele: Ein Aufzug kann sehr praktisch sein, selbst, wenn es ihn noch gar nicht gibt

Von Wieland Bögel

Aufzüge sind sehr praktisch und vor allem bequem, befreien sie den Menschen doch von der Mühsal der Gravitation. Manchmal entlasten Aufzüge aber auch das Budget, so nun geschehen in Vaterstetten. Dort wurden im Gemeinderat die Ergebnisse der jüngsten Ausschreibungen für Arbeiten am neuen Schulgebäude, darunter eben auch ein Aufzug, vorgestellt. Insgesamt, so Ralf Schloemilch vom Bauamt, habe man gegenüber der Kalkulation hier beträchtlich sparen können.

Wie hoch die Ersparnis genau ausgefallen ist, war im Gremium allerdings umstritten. Nicht nur, weil die Beschlussvorlage zwei verschiedene Prozentzahlen nannte - beide im übrigen falsch berechnet. Laut Vorlage habe man statt 16 473 449 Euro nur 16 101 456 ausgegeben, also 371 993 Euro gespart, soweit, so richtig. Diese Ersparnis entsprach nun aber im Sachvortrag zunächst 2,1 Prozent, wenige Zeilen darunter waren es bereits 2,3. Tatsächlich sind beide Zahlen falsch, denn 371 993 entsprechen 2,25 Prozent von 16 473 449, also dem ursprünglich kalkulierten Betrag.

Eine Tatsache, auf die Gemeinderat Herbert Uhl (FW) hinwies. Er ging aber noch weiter: Nicht nur die Prozentzahlen seien fälschlich berechnet, auch die Summe von 371 993 Euro sei nicht korrekt. Denn diese komme nur zustande, weil ein Posten in der Kalkulation fehle, nämlich der Aufzug. Für diesen hatte sich laut Bauamt kein Anbieter gemeldet, daher wurde die Leistung aus der Kalkulation genommen und der Posten sowohl bei der Kostenberechnung wie auch beim Ergebnis jeweils auf Null gestellt. Was laut Uhl das Ergebnis der Einsparung verfälschte: Schließlich könne man ohne Auftragnehmer keine Aussage darüber treffen, ob der Lift nicht deutlich teurer werde als die zunächst kalkulierten 238 000 Euro.

Nach kurzer Rücksprache mit Kämmerer Markus Porombka konnte Schloemilch aber vermelden, dass die Entfernung nicht vergebener Aufträge aus der Kalkulation üblich sei. Außerdem werde der Lift die Kosten für das Vergabepaket nicht in die Höhe treiben, eher sei das Gegenteil der Fall: Weil sich kein Anbieter gefunden habe, könne man den Auftrag nun vergeben "wie ein privater Bauherr", also ohne Ausschreibung, was unter Umständen deutlich günstiger komme. Wirklich praktisch, so ein Aufzug, sogar, wenn es ihn noch gar nicht gibt.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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