Mitten in Poing:Traumhäuser zum Schnäppchenpreis

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Bezahlbare Wohnungen sind im Landkreis kaum mehr zu finden. Dabei gibt es eine Siedlung, die viel Platz bieten könnte - mit einem kleinen Nachteil

Kolumne von Andreas Junkmann

Es ist ein leidiges Thema für all jene, denen selbst kein Eigenheim vergönnt ist: die Welle der Wohnungsnot, die langsam aber sicher aus den Häuserschluchten der Großstadt hinüber aufs bislang halbwegs behütete Land schwappt. Wer im Ebersberger Raum eine Bleibe sucht, hat es mittlerweile alles andere als leicht. Denn auch in der Region hat sich ein bezahlbares Dach über dem Kopf in den vergangenen Jahren zu einem raren Gut gewandelt. Dabei wäre gerade hier eine Lösung zum Greifen nah - mit dem Bauzentrum Poing verfügt der Landkreis über ein wohnbauliches Kleinod, das nur darauf wartet bezogen zu werden.

Mehr als 60 voll möblierte Häuser, obendrein ausgestattet mit jedem erdenklichen technischen Schnickschnack, stehen im beschaulichen Ortsteil Grub - und alle sind sie unbewohnt. Dabei wäre der Standort für Mieter durchaus attraktiv: ruhige Lage, gute Anbindung zur Autobahn und eine S-Bahn-Haltestelle quasi direkt vor der Haustür. Auch in der Siedlung selbst mangelt es den Bewohnern an nichts. Die Gärten werden allen Anschein nach regelmäßig von Pflanzenprofis mit der Nagelschere auf Vordermann gebracht, auf den Straßen fahren keine Autos und in der Nacht hält ein stattlicher Zaun rund um die Anlage böse Buben fern.

Nun wird der leidgeplagte Wohnungssuchende nicht ganz zu Unrecht nach dem Haken an der Sache fragen. Und ja, einen Nachteil gibt es dann doch. Die Fertighaussiedlung ist mit jährlich etwa 75 000 Besuchern eine der wohl größten Attraktionen im Landkreis. Und diese Menschen erkaufen sich mit ihrem Eintrittsticket eben auch das Recht, jederzeit in jedes der Häuser zu kommen und alles da drin genau unter die Lupe zu nehmen. Das kann natürlich zu etwas befremdlichen Situationen führen, wenn man am Sonntagmorgen gerade am Frühstückstisch einen großen Schluck Orangensaft zu sich nimmt, während eine niederbayerische Reisegruppe zur Haustür hereingetrampelt kommt.

Aber dafür lässt sich mit den Vermietern sicherlich gut über den monatlich zu entrichtenden Obolus verhandeln. Schließlich hätten die Musterhausfirmen ja auch einen Vorteil, wenn sie ihre Schmuckstücke vermieten würden: Die Besucher könnten nicht nur einen Blick auf die Einrichtung werfen, sondern auch gleich vor Ort sehen, wie es sich in dem Haus tatsächlich so lebt. Und ganz nebenbei wäre der Landkreis Ebersberg seine Wohnungsprobleme zum Teil los. Win-Win-Win sozusagen.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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