Mitten in Pliening:Schiefer die Glocken klingen

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Das, was derzeit von den Plieninger Kirchtürmen zu vernehmen ist, gehört nicht gerade zum guten Ton

Von Alexandra Leuthner

In Würzburg läuten die Glocken deshalb so eindringlich, weil es die Erlösung ist, wenn sie wieder aufhören. Das hat der in den 40er Jahren geborene Stadtphilosoph und Aphoristiker Elmar Kupke geschrieben. Über die Gemeinde Pliening kann Ähnliches nun gerade keiner sagen. Nicht nur, dass die Internetseite Wikipedia für Würzburg exakt 62 Kirchen auflistet, was heißt, dass dort pro eineinhalb Quadratkilometer eine Kirche kommt und man sich die kakofonische Lautentwicklung jeden Sonntag gut vorstellen kann. Nein, in Pliening sind es nur drei Kirche pro - rein statistisch gesehen - 7,63 Quadratkilometer Dorffläche, und selbst die wollen nicht mehr so wie sie eigentlich sollen.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung kam der Skandal an den Tag. Seit 200 Jahren, klagte ein Plieninger Bürger, der sich zum Tagesordnungspunkt "Bürgeranfragen" zu Wort meldete, habe man sich darauf verlassen können, dass die Glocken der Kirche pünktlich ihren Stundenschlag verrichteten. Einmal zur Viertel-, zweimal zur halben und drei Mal zur Dreiviertelstunde; Und dann natürlich zuverlässig die Schläge der großen Glocke zur vollen Stunde. Und mit einem mal sei das vorbei. Was denn da los sei?

Nun hört, wie weiland Peppone, auch Bürgermeister Frick das Gras wachsen, respektive die Glocken nicht mehr läuten, und ist, wie jener kommunistische Bürgermeister eines imaginären Örtchens in der Po-Ebene, dessen liebster Gegenspieler der örtliche Pfaffe war, bestens über die Dinge informiert, die sich im Innern des Gotteshauses abspielen. "Die Glocken seien aus dem Rhythmus gekommen", erklärte er. Und setzte noch eins drauf: Auch die alte Plieninger Kirche, die zwar jüngeren Jahrgangs als ihre Geltinger Kollegin ist, aber äußerlich weit darüber hinaus, läute nicht mehr richtig. Nur noch morgens, oder abends, so ganz sicher war er sich nicht.

Was nun genau in Pliening schief läuft, ist noch nicht geklärt, und, um noch einmal aus dem reichen Schatz der Aphorismen rund um das Thema Kirche zu zitieren, wir wollen doch nicht hoffen, dass jener Satz des Lyrikers Ernst R. Hauschka der Plieninger Wahrheit am nächsten kommt: "Manche Kirchenglocke würde verstummen, wenn sie wüsste, wie oft sie vergebens geläutet hat."

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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