Mitten in Grafing:Ja spinnt der Beppe!

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Der Schienenersatzverkehr zwischen Grafing und Ebersberg ist nicht nur für die Passagiere eine Zerreißprobe. Da platzt schon auch mal den Busfahrern der Kragen

Von Annalena Ehrlicher

Wer nichts tut, macht keine Fehler - so der Volksmund. Was für Diktatoren, militante Veganer und moderne Schlagersänger sicherlich richtig ist, wirft bei anderen Berufsgruppen erhebliche Probleme auf. Bei Mitarbeitern des öffentlichen Nahverkehrs beispielsweise: Die eine Berufsgruppe, für die das Nichtstun nie, niemals, in Ordnung sein kann, ist nämlich die der Busfahrerinnen und Busfahrer. Vor allem, wenn es sich dabei um die Frauen und Männer handelt, die den Schienenersatzverkehr bedienen!

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, bei dem bereits die kleinste Abweichung vom täglichen Ablauf für Irritationen und Verwirrung sorgt. Wie sehr die Gleissanierung der S 4 zwischen Grafing Bahnhof und Ebersberg die ländliche Ruhe torpediert, hat sich bereits in den ersten Tagen der Arbeiten gezeigt.

Besondere Verstörung stellt sich jedoch ein, wenn man an einen Busfahrer gerät, dessen Haltung man nur mit Arbeitsverweigerung beschreiben kann ("Ich fahr jetzt nicht nach Ebersberg, ich hab jetzt Pause"). Zurück im zweiten, völlig überfüllten Bus erklärt eine Dame dem anderen Fahrer, warum sie doch wieder bei ihm eingestiegen ist ("Der Herr sogt, er mog jetzt ned nach Ebersberg"). Dessen Reaktion ("Ja, spinnt der Beppe! I hob aa Pause jetzt, aber davor miaß ma hoid nach Ebersberg!") lässt darauf schließen, dass irgendetwas nicht nach Plan läuft beim Schienenersatzverkehr. Es folgt eine kurze Diskussion zwischen beiden Busfahrern ("Ja, Zefix!"), woraufhin sich beide Busse mit Fahrtziel Ebersberg aufmachen.

Dass letztlich auch beide dort ankommen ("Ja, aber er natürlich falsch herum, dass d'Leut auf der Straß' aussteing hamm miaßn!"), ist nur noch ein schwacher Trost für alle retraumatisierten Berufspendler. Auch dafür verfügt der Volksmund über ein passendes Sprichwort: "Trau, schau, wem!" Das gilt leider selbst für Busfahrer.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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