Mitten in Ebersberg:Werkeln, bis der Wächter wettert

Wer zum Rumschrauben sein Auto fremdparkt, schafft nebenbei einen neuen Job

Kolumne von Korbinian Eisenberger

Dem Manne wird nachgesagt, im Herumwerkeln an Autos innere Zufriedenheit zu finden. Aus gesicherter Quelle ist zwar festzuhalten, dass es Ausnahmen gibt. Bei so manchem ist die Hingabe jedoch eindeutig nachweisbar. Ein Beispiel lässt sich seit einem halben Jahr auf einem Parkplatz in Ebersberg beobachten. Dort basteln zwei Männer in unregelmäßigen Abständen an einem silbernen Kombi herum. Sie hämmern, bohren und schrauben, genussvoll, als gäbe es nicht Schöneres auf der Welt - nie war innere Zufriedenheit vollkommener. Allerdings gibt es ein Problem mit der äußeren Zufriedenheit. Genauer gesagt: Mit dem Gemüt der Nachbarn.

Denen ist kürzlich aufgefallen: Die Werkler werkeln auf einem Anwohnerparkplatz, von dem sie gar nicht die Anwohner sind. Und trotzdem steht ihr Kombi verlässlich dort herum, Tag und Nacht, egal ob sie daran werkeln oder nicht. Ein unsäglicher Regelverstoß also. In einer gutbürgerlichen deutschen Stadt kommt das einer Todsünde gleich. Prompt holte deswegen ein Nachbar zum Gegenangriff aus und meldete die törichten Tüftler beim Hauseigentümer. Allerdings ging dieser Schuss eher nach hinten los.

Das Ergebnis: Der Eigentümer lässt die Parkplätze künftig von einer Firma überwachen. Die Anwohner müssen demnächst einen Berechtigungsschein in die Windschutzscheibe legen, sonst gibt's vor der eigenen Haustür ein Knöllchen. Wie viele solcher Berechtigungsscheine es geben wird? Ob das Kontingent für alle Mieter reicht, wenn die Überwachung startet? Fragen über Fragen, mit denen sich die Hausbewohner dieser Tage herumschlagen müssen. Die beiden Werkler hingegen hämmern erst mal genüsslich weiter vor sich hin.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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