Mitten in Ebersberg:Querfeldein statt außenrum

Lesezeit: 1 Min.

Es gibt Autofahrer, die an Wochenenden Absperrungen frech ignorieren. Dazu fällt einem so manches Sprichwort ein

Kolumne von Andreas Junkmann

Hierzulande gibt es gleich mehrere Sprichwörter, die als Rechtfertigung dazu dienen, Unfug zu treiben. So wird etwa bei der Abwesenheit von Führungskräften gerne eine Parallele zur Tierwelt gezogen: "Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch." Ein bisschen allgemeiner die Grenzen austesten tut derjenige, der sich auf den Satz "Wo kein Kläger, da kein Richter" beruft. Seit einigen Tagen hat sich nun speziell für die Stadt Ebersberg eine weitere solcher Weisheiten etabliert. Diese lautet: "Kaum machen die Bauarbeiter Wochenende, fährt der Ebersberger durch die Baustelle."

Wie viel Wahrheitsgehalt darin steckt, ist vor allem an Sonntagnachmittagen zu beobachten. Zwar ist auch dann die Eberhardstraße vom Rathaus bis zum Klostersee abgeriegelt, die Bauarbeiter weilen an diesem Tag allerdings zu Hause bei ihren Familien. Und da scheint für den ein oder anderen die Verlockung groß, auf die leidigen Umleitungen über Zorneding beziehungsweise Hohenlinden zu verzichten und stattdessen die kurze Route querfeldein zu nehmen.

Selbstverständlich bedarf es dazu aber nicht nur einer gehörigen Portion Spitzbübigkeit, sondern auch des angemessenen fahrbaren Untersatzes. Während Lenker von Klein- und Kompaktwagen trotzdem lieber an der Absperrung kehrt machen und ihre Reise auf gefestigten Straßen fortsetzen, scheint die Hemmschwelle bei Fahrern größerer Gefährte deutlich niedriger zu liegen. So hat sich am vergangenen Sonntag zunächst ein wagemutiger SUV-Pilot mit Ebersberger Kennzeichen auf die Holperpiste von der Abbiegung Ulrichstraße in Richtung Klostersee begeben. Dem Beispiel des offenbar Ortskundigen folgend, klemmte sich dann auch sogleich ein Holländer mit seinem Straßen-Monstertruck an die Stoßstange des Ebersbergers.

Immerhin scheinen beide aber sicher auf der anderen Baustellenseite angekommen zu sein, denn wieder umgedreht hat keiner von ihnen. Und so könnte man in diesem Fall auch noch ein weiteres Sprichwort heranziehen: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt."

© SZ vom 06.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: