Ob man nun an das Konstrukt der Ehe glaubt oder nicht, sei mal dahin gestellt. Wenn beide Seiten den Bund der Ehe schließen wollen, nur zu. Aber, und das mag eine naive Annahme sein: Wenn man schon heiraten muss, dann doch bitteschön aus Liebe.
Dass es offenbar auch andere Gründe gibt, eine Ehe zu schließen, versteht, wer die Beschreibung des Seminars einer Katholischen Landvolkshochschule in der Region liest. Der Titel klingt noch vielversprechend: "Mach Dir doch selbst den Hof". Man könnte meinen, hier werden Frauen bestärkt, gar keinen Mann für ihr Glück zu brauchen. Aber nein: Es geht um ein Seminar für "einheiratende Frauen". Und darum, welche "Chancen" es für alle Beteiligten biete, wenn die Frau auf einem Hof einheirate. Mit einer Agraringenieurin der bäuerlichen Familienberatung "gestalten die Teilnehmerinnen Bausteine für die eigene Rolle im Familienbetrieb", heißt es. "Sie nähern sich dazu den eigenen Stärken und den Bedürfnissen der Familie. Sie setzen sich mit den besonderen Zusammenhängen in landwirtschaftlichen Familienbetrieben auseinander und erarbeiten, wie ihr persönliches Potenzial wachsen und die Familie bereichern kann." Das Wort Liebe sucht man vergeblich.
Hat man womöglich ein veraltetes Bild von Ehe im Kopf und die rosarote Brille auf? Ist es zeitgemäßer und emanzipierter, wenn man sich ernsthafte Gedanken darüber macht, wie dieser Bund von Dauer sein kann, weil man sich über eigene Stärken und Potenziale von Anfang an im Klaren ist? Mag sein. Nur warum gibt es so ein Seminar dann nur für Frauen? Warum wird davon ausgegangen, dass der Mann der mit dem Hof ist? Und nur an eine heteronormative Zweierbeziehung gedacht? Wie viele Frauen das Seminar besuchen werden, man weiß es nicht. Für einen selbst aber steht fest: Einheiraten auf einen Hof unter solchen Voraussetzungen? Gott bewahre!