Mittagsverpflegung für Schulkinder:Alles frisch?

Lesezeit: 3 min

Im Herbst soll die neue Ebersberger Schulmensa den Betrieb aufnehmen. Was auf den Tisch kommen soll, wird auf Antrag der Grünen nun geprüft

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Für Kinder zu kochen nennen Pessimisten eine Strafe, Optimisten eine Herausforderung. Eine solche ist auch die Aufgabe festzulegen, wer für die lieben Kleinen kochen soll und was. Vor dieser Herausforderung steht man derzeit in Ebersberg, dort wird demnächst der Neubau an der Grundschule fertig. Neben einer großen Turnhalle gibt es dann auch eine neue Mensa samt Küche. Wer diese betreiben soll und wie, darum ging es nun im für die Schulen zuständigen Ausschuss des Stadtrates.

Die Grünen hatten beantragt, dass der Stadtrat an der Ausschreibung für den Mensabetrieb beteiligt werden soll, in welcher Form, darum ging es nun in der Sitzung. Zunächst erläuterte Peter Hölzer vom Amt für Familie und Kultur die Grundlagen der Ausschreibung. Da es um einen Vierjahresvertrag mit der Gesamtsumme von rund 350 000 Euro geht, müsse die Ausschreibung europaweit erfolgen. Was, wie Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) erklärte, "nicht heißt, dass wir das Essen jetzt aus Griechenland kriegen", sondern nur, dass in der gesamten EU zu erfahren sein muss "dass wir etwas suchen". Bei Bauvorhaben, die ebenfalls EU-weit auszuschreiben sind, habe sich gezeigt, dass die Bewerber trotzdem meist aus der näheren Umgebung kämen. Ohnehin gebe es seitens der Stadt "keine Zweifel daran, dass wir es so ausschreiben werden, wie es der Gesetzgeber verlangt", so Brilmayer in unverkennbarer Anspielung auf eine Debatte um den Mensabetrieb in der Nachbarstadt Grafing.

Was man vom Mensa-Betreiber verlangen könne, sei ebenfalls streng geregelt, so Hölzer. Es gebe vier Kategorien: Misch-Küche, Warmküche, Kühlküche und Tiefkühlküche. Dazu könne man bestimmte Qualitätsvorgaben machen, etwa einen Bio-Anteil festlegen. Kaum möglich sei dagegen, einen "Regional-Anteil" zu fordern, also, dass das Essen nur eine gewisse Strecke transportiert werden dürfe. Was ausgerechnet durch die gute Ausstattung der Küche in Ebersberg besonders schwierig sei. Denn dort könne sowohl Essen frisch gekocht als auch in großen Mengen gekühlt gelagert und anschließend aufgewärmt werden. Die Kapazität liege bei etwa 400 Essen pro Tag, das sind doppelt so viele, wie derzeit den Ganztagsklassen und der Schülerbetreuung serviert werden.

Was eine weitere Möglichkeit eröffne, so Hölzer, man könne die Küche nämlich auch einfach verpachten. Der Betreiber habe dann den Auftrag, dort unter der Woche täglich 200 Essen für die Schulmensa zuzubereiten. Ansonsten könne er die Küche selbst nutzen, und etwa als Caterer für Firmen, Essen auf Rädern, Altenheime oder ähnliches tätig werden. Zu guter Letzt gibt es auch noch die Möglichkeit, dass die Stadt Ebersberg als Schulsachaufwandsträger selbst die Mensa betreibt: "Wir könnten einen eigenen Küchenchef und Personal einstellen", so Hölzer -"am besten einen Sternekoch", ergänzte der Bürgermeister sichtlich amüsiert.

Denn der Eigenbetrieb hat durchaus seine Tücken, wie Günter Obergrusberger (CSU) aus eigener Erfahrung als Festzeltverleiher zu berichten wusste: "Wir hätten zwar alles selbst in der Hand, aber auch das personelle Risiko", also etwa die Aufgabe, bei Krankheit eine Vertretung zu finden. Nicht zuletzt könnte auch das geänderte Umsatzsteuergesetz Probleme machen, so Hölzer. Andererseits, so Petra Behounek (Grüne), böte eine eigenbewirtschaftete Mensa mehr Gelegenheiten zur Mitsprache: "Wir hätten die Möglichkeit, frisch zu kochen." Was sicher besser für die Kinder sei, ergänzte ihre Fraktionskollegin Susanne Schmidberger. Ob das Essen vor Ort gekocht oder angeliefert wird, sage erst einmal nichts über die Qualität aus, widersprach Obergrusberger, durch schonende Kühlverfahren könnten die Mahlzeiten auch länger transportiert und gelagert werden, ohne an Geschmack und Nährwert zu verlieren. Für Doris Rauscher (SPD) ist wichtig "es muss auch preislich stimmen". Würden die Essen zu teuer, bleibe die Mensa eventuell darauf sitzen. Aktuell kostet ein Mittagessen in der Schule je nach Portionsgröße zwischen 3,80 und 4,20 Euro.

Hölzer schlug vor, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Teilnehmen sollten Vertreter der Verwaltung und Mitarbeiter eines Fachbüros für solche Ausschreibungen. Auch alle interessierten Stadtratsmitglieder könnten sich beteiligen, so Brilmayer, Behounek und Obergrusberger nahmen das Angebot gerne an. Auf Anregung von Martin Schedo (CSU) soll auch jemand von der Mittagsbetreuung teilnehmen. Auch wenn in der Arbeitsgruppe selbst wohl nicht gekocht wird, könnte es den Teilnehmern durchaus warm werden - sie haben nämlich einen sportlichen Zeitplan zu erfüllen: Nach den Herbstferien soll die Turnhalle fertig sein und die neue Mensa den Betreib aufnehmen. Viel Zeit bleibt daher nicht für die Ausschreibung, soll die Küche in der Schule nicht kalt bleiben.

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: