Mitstreiter gesucht:Auditorium für den guten Ton

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Die Musikfreunde Vaterstetten wünschen sich Zuwachs

Von Alexandra Leuthner, Vaterstetten

Es ist ein einsamer Kampf, den der Musiker ausficht, wenn die Sechzehntel nicht so perlend fließen, wie er sich das vorstellt, wenn der Sprung vom tiefen "C" zum zweigestrichenen "Fis" einfach nicht klappen und der Ober- und der Unterton des Akkords partout nicht gleichzeitig ertönen wollen. Immer wieder nimmt er sich die Passage vor, streicht der Bogen über die Saite, setzt die Lippen ans Mundstück, tippt Finger auf Tasten. Und dann ist er da, der perfekte Ton - und keiner hört ihn, außer ihm selbst. Und ist im nächsten Augenblick vergangen.

Den Musikfreunden Vaterstetten geht es da besser. Die Mitglieder des begeisterten Laienensembles spielen regelmäßig vor Publikum und belohnen so nicht nur sich selbst für ihren Fleiß, sondern bereiten auch anderen Freude. "Und genau darum geht es uns", erklärt Iris Ibel, die bei den Musikfreunden die zweite Geige spielt und sich die Verantwortung für die Organisation mit Orchesterleiter Martin Westermeier teilt. Ibel und ihr Musikerkollege Kurt Holert gehören zu den langjährigen Mitgliedern des Ensembles, das im Kern aus zwölf bis 14 Musikern besteht, sich für Auftritte aber auch Gastmusiker mit ins Boot holt. 50 Jahre, erzählt Ibel, habe sie für das Instrument, das sie als Kind zu spielen gelernt hatte, keine Zeit gehabt, dann aber den Zugang zu den Musikfreunden gefunden. "Jetzt übe ich jeden Tag mehrere Stunden." Damit die Läufe dann zu den Proben, die im Zweiwochenrhythmus stattfinden, sitzen. Auch Holert hatte seine Geige lange Jahre in der Ecke stehen, bis er über den Einstieg bei den Musikfreunden zu seinem Instrument zurück fand.

Jeden zweiten Dienstag treffen sich die Musiker, die überwiegend im Münchner Südosten zu Hause sind, im Vaterstettener Carecon-Seniorenheim zur Probe. Seit 1989 gibt es das Ensemble, das zwar Kammerorchester-Größe hat, aber eine Pauke und ein Fagott zu seinem Kern zählt. "Aber Bläser hatten wir nie viele dabei", erzählt Holert, "da könnten wir Verstärkung brauchen, bei den Flöten zum Beispiel." Vor einigen Jahren hat Martin Westermeier, Musiklehrer an der Realschule Neubiberg, die Leitung übernommen. Er ist der kreative Kopf des Unternehmens, und seine Kontakte zu Musikern und Schulen eröffnen den Musikfreunden immer wieder den Weg zu Projekten. So konnten sie vor einigen Jahren mit drei Chören Haydns kleine Orgelmesse in St. Paul in Perlach aufführen. Mit der Chorklasse des Gymnasiums Neubiberg - Westermeiers Ehefrau ist dort Lehrerin - inszenierte er die Humperdinck-Oper "Hänsel und Gretel".

Zweimal im Jahr treten die Musikfreunde im Seniorenheim auf, so wie am 14. April, mit der Peer Gynt Suite und Edgar Elgars "Pomp and Circumstance". Ihr Repertoire reicht von Kammerorchester-Suiten über geistliche Musik bis hin zu Orchester-Werken. Schubert, Dvorak, Mendelssohn, Haydn, Albinoni oder Strauß stehen auf ihrer Konzertliste. Immer wieder erfahren sie dabei Unterstützung von ehemaligen und aktiven Profi-Musikern, so konnte man auch den Kontrabassisten Martin Zenker als Mitspieler begrüßen, wie Holert erzählt. Martin Westermeier wünscht sich dennoch, dass der Kern des Ensembles größer wird, und setzt auf die Kombination von Alt und Jung. Nach fast 30 Jahren ist die Gruppe ein wenig ausgedünnt, viele jüngere Mitspieler sind ausgeschieden. "Eine Verjüngung wäre schon schön", sagt Westermeier und lädt Interessierte ein, zu den Proben ins Vaterstettener Seniorenheim zu kommen. Niemand müsse Angst vor überzogenen Ansprüchen haben, "wir sind kein hochtrabendes Orchester, aber ein mitreißendes kleines Ensemble."

Am Dienstag, 1o. April, findet die Generalprobe vor dem Auftritt am 14. April statt, Beginn ist um 19.45 Uhr. "Der ideale Zeitpunkt, mal bei uns reinzuschnuppern." Damit der gute Ton sein Publikum bekommt.

Wer gerne bei den Musikfreunden Vaterstetten mitspielen möchte, kann sich auch an Iris Ibel unter (08106 ) 30 21 15 oder Iris.Ibel@gmx.de wenden.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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