Millionen-Geschäft:Ausverkauf im Idyll

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Die Münchner Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Guten Hirten trennt sich in Moosach von drei Grundstücken. Darunter das Kinderhaus und ein Sozialprojekt für ehemalige Häftlinge

Von Michael Haas

Die Aufregung war groß in den vergangenen Wochen in Moosach. Seit bekannt geworden war, dass das unter dem Namen "Haus Altenburg" bekannte Gelände im Ortsteil Altenburg zum Verkauf steht, wurde allerorten wild spekuliert. Nicht ohne Grund, denn auf dem Grundstück befindet sich unter anderem das BRK-Kinderhaus mit Kindergarten und Kinderkrippe der Gemeinde Moosach. Nun ist klar: Das "Haus Altenburg" ist verkauft, für die Mieter und Pächter soll sich aber nichts ändern.

"Es stimmt. Das Grundstück ist verkauft, der Vertrag ist in der Abwicklung", bestätigt Ralf Olbrück, was in Moosach ohnehin schon gemunkelt wurde. Eine Privatperson habe das Gelände erworben, so der Geschäftsführer der Kölner Vermögensberatung, die den Verkauf für die Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Guten Hirten organisiert hat. Der Käufer habe sich mit seinem Angebot gegen "sechs sehr konkrete und ernsthafte Interessenten" durchgesetzt. Zum Kaufpreis äußert Olbrück sich freilich nicht, in Moosach wird über eine Summe von rund 2,6 Millionen Euro für die 196 543 Quadratmeter Grundstücksfläche gemutmaßt.

Idyllisch auf einer Anhöhe gelegen befindet sich das Areal direkt neben der Wallfahrtskirche Maria Altenburg. Wohl auch deshalb hatte es 1927 die Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten, eine Ordensgemeinschaft mit Sitz in München, erworben und bis zum jetzigen Verkauf besessen. Auf den bebauten 1694 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche lebten dort zunächst Schwestern des Ordens, später wurde das Gelände in ein Ferienhaus für Schwestern und Mädchen umgebaut. Als Anfang der 1990er Jahre der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in Moosach stieg, mietete die Gemeinde das leer stehende Ferienhaus. Seit dem Oktober 1991 befindet sich dort nun der Kindergarten, seit 2008 auch eine Kinderkrippe. Gerne hätte die Gemeinde das Haus nun erworben, die Kongregation wollte den Grund aber nur am Stück verkaufen. "Viele sind gar nicht unglücklich darüber", sagt Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU). Stattdessen wurde nämlich in der Ortsmitte ein Grundstück gekauft, das der Gemeinde neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Zudem sei der Fortbestand des Kinderhauses mit derzeit 50 Kindergarten- und zwölf Krippenkindern trotz des Verkaufs ohnehin nie gefährdet gewesen, ergänzt Gillhuber. Der befristete Mietvertrag der Gemeinde läuft noch bis 2021.

Unsicherer könnte hingegen die Zukunft des Vereins Tabor sein. Seit 20 Jahren unterhält der eine Wohngemeinschaft für ehemalige Strafgefangene in einem weiteren Haus auf dem nun verkauften Grundstück. 14 Menschen - Haftentlassene, ehemaligen Drogenabhängige und einige Ehrenamtliche - wohnen hier gemeinsam. Sozialarbeiterin Ingrid Trischler, die das Projekt mit ihrem Mann gemeinsam aufgebaut hat, kennt den Käufer noch nicht. "Ich höre alles nur gerüchteweise", sagt sie. "Aber ich denke, an den Mietverträgen wird sich erstmal nichts ändern." Das werde wohl auch längerfristig so bleiben, sagt Ralf Olbrück. "Es ist mit dem Käufer so abgestimmt, dass das weiterläuft."

Vom dem sei nicht gewollt, dass sich etwas ändere, so der Vermögensberater. Das betrifft auch die landschaftlichen Flächen auf dem Grundstück, die größtenteils verpachtet sind. "Es wurde uns versichert, dass die auch weitergeführt werden." Die einzigen Veränderungen wird es seiner Einschätzung nach am dritten Haus auf dem Grundstück geben. Dieses steht leer, seit die Schwestern das Ferienhaus aufgaben. Eine Generalsanierung wird hier wohl nötig sein, wenn der Käufer das Haus künftig - beispielsweise als Mietshaus - nutzen möchte.

© SZ vom 04.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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