Massenhaft Äpfel und Zwetschgen:Frühe Früchte

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Der lange Sommer beschert dem Landkreis eine üppige Obsternte

Von Moritz Kasper, Vaterstetten

Nicht nur früh, sondern auch üppig fällt die Ernte dieses Jahr aus. (Foto: Christian Endt)

Die Äste biegen sich unter dem Gewicht unzähliger Äpfel, im Hintergrund sind spielende Kinder zu hören und ein leises Surren kommt aus einem schräg hinter dem Wirtshaus gelegenen Stall. Auf dem Reitsbergerhof steigen normalerweise eher herbe Gerüche in die Nase, wenn man sich dem Kuhstall nähert. Doch wer in diesen Tagen von der Streuobstwiese beim Ziegen- und Schafsgehege zu dem großen Gebäude hinüberläuft, wird mit allen Sinnen eines Besseren belehrt. Es duftet süß-säuerlich. So weit das Auge reicht, ist der Vorraum der dort untergebrachten Kelterei mit Obstkisten vollgestellt - erntefrische Äpfel und Pflaumen. Die meisten davon stammen noch vom Hof selbst, aber auch Privatleute haben schon mehr als sechs Doppelzentner Äpfel hier abgeliefert. Die daraus gepressten 240 Liter Saft stehen bereits in einem Regal rechts vom Eingang zur Abholung bereit. Bei den Pflaumen hingegen dauert es noch etwas, sie gären gerade in großen Fässern, um in etwa vier Wochen zu Schnaps destilliert zu werden.

Zentnerweise Äpfel haben Gursa Habta, Quirin Reitsberger und Georg Reitsberger derzeit zu verarbeiten. (Foto: Christian Endt)

Etwa vier Wochen früher als sonst hat der Bürgermeister von Vaterstetten und Gründer des Reitsbergerhofs Georg Reitsberger seine Saftpresse anlaufen lassen. Und er ist nicht allein. Im ganzen Landkreis müssen Landwirte und Gartenbauvereine ihre üblichen Pläne über den Haufen werfen und frühzeitige Obstsammlungen organisieren. Die frühe und üppige Ernte ist aber nicht nur dem langen Sommer zu verdanken. Dadurch, dass in der vergangenen Saison relativ wenige Früchte an den Bäumen wuchsen, konnten sich dieses Jahr sehr viele Blüten herausbilden. Dazu gab es durch das milde und frostlose Frühjahr "optimale Blühbedingungen". "Wir hatten dieses Jahr keinen richtigen Übergang von Winter zu Sommer", erläutert Harald Käsbauer, Kreisfachberater für Naturschutz und Landschaftspflege im Landratsamt Ebersberg.

Wenn die Niederschläge in den kommenden Wochen nicht zu heftig ausfallen, könnte Obstbauern und Hobbygärtnern seiner Meinung nach eine Jahrhunderternte bevorstehen. Etwas nüchterner beurteilt Michael Neumüller vom Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos die Lage. "Bei so vielen Äpfeln erhalten die einzelnen Früchte zu wenig Zucker", erklärt er. Dementsprechend niedriger falle dann ihr Wert auf dem Markt aus.

Die besonders vollen Kronen haben auch noch einen anderen unerwünschten Nebeneffekt. Durch die zusätzliche Belastung sind etliche Bäume einsturzgefährdet. "Man sollte die großen Äste durch Baumpfähle abstützen oder frühzeitig abernten", empfiehlt Käsbauer. Alternativ lässt sich ein längeres Holzbrett verwenden, in das man eine V-förmige Kerbe für den zu stützenden Ast schneidet. Bei Pflaumen und Birnen empfehle es sich sowieso, nicht mehr allzulange zu warten, da die durch die anhaltende Trockenheit sonst mehlig werden.

Der Saft wird in Kartons abgefüllt. (Foto: Christian Endt)

Während die Saftpresse auf dem Reitsbergerhof weiter auf Hochtouren läuft, holen sich Siegrid und Manfred Matejko schon ihren Saft ab. Mehr als 100 Kilo Äpfel haben sie zusammen mit ihren Enkeln gesammelt. Die daraus gewonnenen 45 Liter Saft halten sich im verschlossenen Kartonmehr als zwei Jahre. Wer seine Äpfel zur Presse bringen möchte, sollte darauf achten, dass diese keine brauen Stellen haben. "Leichte Druckstellen sind aber unbedenklich", ergänzt Reitsberger.

Zurück bleiben nur trockene Reste. (Foto: Christian Endt)

Auch wenn man die runden Vitaminbomben eigentlich schon nicht mehr sehen kann, sollte man sich Gedanken über die richtige Konservierung machen. Denn nächstes Jahr könnte die Ernte schon wieder ganz anders ausfallen: Wegen der vielen Früchte ist nur sehr wenig Platz für die Entwicklung der neuen Blüten übrig.

Folgende Obstpressen im Landkreis nehmen Früchte an: Reitsberger Hof, Baldhamer Straße 99, Vaterstetten; Anlieferung ganztags möglich außer Dienstags (Ruhetag); Obstsafterei des Vereins für Gartenbau und Landespflege Ebersberg im Nebengebäude der ehemaligen Jugendherberge, am Volksfestplatz Attenberger-Schillinger-Straße 1, Ebersberg; Liefertermin telefonisch vereinbaren unter (08092)2321747 (bitte Montag bis Freitag von 18 bis 20 Uhr anrufen); Ebersberger Land Streuobstsammlung Abinger-Hof, Bruck 26, Bruck. Anlieferer erhalten 20 Euro pro 100 Kilo Äpfel . Termine jeweils samstags von 9 bis 14 Uhr: 25. August, 8., 15. und 29. September, 6. Oktober.

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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