Markt Schwabener Neujahrsempfang:Schorsch, der Baumeister

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Sonntagsbegegnung: Markt Schwabens Urgestein Josef Blasi (links) wünscht Bürgermeister Georg Hohmann ein gutes Händchen fürs politische Jahr. (Foto: Christian Endt)

Bürgermeister Georg Hohmann bereitet die Gäste in Markt Schwaben auf ein Jahr mit Baggern und Straßensperren vor

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Die Salami-Baguettes wurden mit einer hübschen Haube aus Meerrettichcreme, Essiggurke und Paprika serviert. Und damit das Häppchen nicht zum Magentratzerl verkommt, haben sie zwischen den Salamischeiben und dem Weißbrot noch eine zwei Zentimeter dicke Butterschicht untergebracht. Da kann die Gemeindekasse noch so leer sein, den Butter lassen sie sich auch in Markt Schwaben nicht vom Brot nehmen, ist er doch das Fundament einer jeden seriösen Brotzeit. Vielleicht ein Fundament auf das sich aufbauen lässt, zum Start in dieses kommunalpolitische Jahr.

In Markt Schwaben steht ein Menge Schichtarbeit an, auf verschiedenen Ebene, das wurde beim Neujahrsempfang der Gemeinde am Sonntagnachmittag mehr als deutlich - nicht nur wegen des Baguette-Belags. Wegen der unzähligen Bauprojekte müssten sich die Markt Schwabener im laufenden Jahr "auf erhebliche Behinderungen einstellen", sagte Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) in seiner Rede vor lediglich 80 Gästen im Unterbräusaal, weniger als sonst also. Fast flehend fügte er hinzu: "Ich bitte um Geduld, Geduld und noch mal Geduld." Es klang fast, als würden sie den halben Ort umgraben.

Wahrscheinlich hat der Bürgermeister aber gar nicht mal übertrieben. Die Liste an Bauprojekten ist nämlich so lang, dass sie für drei Jahre reichen würde. Hohmann ging die Baustellen durch, auf die sich die Markt Schwabener in den kommenden elf Monaten schon mal gefasst machen dürfen. Bereits im Mai soll etwa mit dem Bau der Verkehrsinsel an der Geltinger und Poinger Straße begonnen werden, so Hohmann. Außerdem steht der komplette Umbau des Bahnhofs an, er soll barrierefrei werden und einen fünften Bahnsteig bekommen. Gleis 1 und 2 sind dann nur noch für Fernverkehrszüge. Gleis 3 bis 5 für die S-Bahn und ihre zweite Stammstrecke nach München. Baubeginn, so Hohmann, sei vermutlich irgendwann im ersten Halbjahr.

Und es hört nicht auf mit den Baustellen, zu denen die Bagger und Kräne in diesem Jahr in Markt Schwaben ausschwärmen sollen. Weiter geht es mit dem Neubau des ausgedienten Markt Schwabener Wertstoffhofs, "er soll Ende des Jahres fertig sein", so Hohmann, dies sei der Plan. Dann wird das Ufer des Hennigbachs saniert, inklusive der Brücken. "Die Abkürzungen fallen dieses Jahr weg", sagte Hohmann. Dafür dürfte es 2018 viele Staus in Markt Schwaben geben. Zum Beispiel, wenn über den ganzen Ort verteilt Straßen für den Breitbandausbau aufgerissen werde - ein Jahr lang zäher Verkehr im Austausch für dauerhaft schnelleres Internet.

Dann werden neue Wasserleitungen verlegt, Kanäle erschlossen. An der Finsinger Straße, am früheren BSG-Sportplatz, bauen sie neue Duschen und Umkleidekabinen hin. Dann noch: Fernwärmeanschluss, Hochwasserschutz, Schulcontainer, ein neues Dach für das undichte Kinderhaus Sonnenschein. Überall wird gebaut, alles in diesem Jahr. "Das war bei weitem nicht alles", sagte Hohmann. Doch es reichte, dass nun einige Münder etwas weiter offen standen als vorher. Das kann ja mal was werden. "Wenn das alles fertig ist, haben wir hoffentlich lange Zeit Ruhe", so Hohmann.

Das alte Jahr war spannend, und das neue wird es auch. Davon dürfen sie in Markt Schwaben ausgehen. Viel Zeit und Aufwand werden die Planungen um den Neubau der Grund- und Mittelschule in Anspruch nehmen, wahrscheinlich ist auch da noch nicht das letzte kontroverse Wort gesprochen. Das gesprochene Wort sei ihm aber bei all den umstrittenen Themen im Ort immer noch am liebsten, so Hohmann. "Die Verrohung bei der Sprache ist generell und auch in Markt Schwaben schlimmer geworden", sagte er und beklagte vor allem die Anonymität, mit der viele im Internet unterwegs sind - ein Phänomen das viele zunehmend zu spüren bekommen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen.

Eine erfreuliche Botschaft hatte der Bürgermeister dann doch noch. Markt Schwaben werde sich zum Jahr der Biene genau wie der Landkreis Ebersberg an der bundesweiten Initiative "Deutschland summt" beteiligen, ein Projekt gegen den allgemeinen Trend des Insektensterbens. Durch Unkrautvernichtungsmittel und Monokulturen - gerade in den ländlichen Gebieten in Oberbayern nimmt etwa der Maisanbau seit Jahren stetig zu. "Es ist ein Versuch, die Natur zurückzuholen", so Hohmann. Dann beendete der Bürgermeister und ging Richtung Büffettisch, wo reichlich Butter aber kein einziges Maiskorn zu finden war.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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