Markt Schwaben:Vom Teich auf den Teller

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Eine winzige Forelle und viele leere Eier - ein faszinierender Anblick. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Adrian Bauer und seine Mutter Stanka Bauer betreiben in Markt Schwaben einen Fisch-Lieferservice. Ihre Ware beziehen sie von der Zuchtfarm von Ludwig Kiesle

Von Cindy Wersche, Markt Schwaben

Als Kind hat Adrian Bauer Fisch verabscheut. Allenfalls in Form von Fischstäbchen akzeptierte er ihn auf seinem Teller. Dass er eines Tages mit frischem Fisch sein Geld verdienen würde, hätte er wohl niemals geglaubt. Und dennoch ist es so: "Flinke Forelle" heißt das Unternehmen des 22-jährigen Markt Schwabeners und seiner Mutter Stanka Bauer. Gemeinsam verkaufen sie fangfrische Regenbogenforellen, Lachsforellen und Saiblinge und liefern sie sogar kostenfrei direkt nach Hause oder ins Büro. "Unser Ziel ist es, jedem frischen Fisch zugänglich zu machen, auch wenn man kein Auto besitzt oder aus anderen Gründen das Haus nicht verlassen kann", erklärt Adrian Bauer.

Die Geschäftsidee kam Stanka Bauer bei einem Spaziergang, bei dem sie zufällig auf die Fischzuchtfarm von Ludwig Kiesle nahe Markt Schwaben stieß. "Ich war sofort begeistert", erinnert sie sich. Nicht ohne Grund, denn die Fischzucht gleicht einem kleinen Paradies: Betritt man die Zucht, so fallen als erstes die riesigen Fischbecken auf, die durch frisches Quellwasser aus der Forstinninger Sempt gespeist werden und auf einer grünen Wiese liegen. Rund 30 Becken sind auf der Zucht verteilt, in denen insgesamt rund eine Millionen Fische bei einer Wassertemperatur von acht bis zwölf Grad gezüchtet werden, wie Kiesle erzählt.

Erst nach zwei Jahren haben die Fische ihr Endgewicht erreicht

"Das klingt zwar zunächst nach vielen Fischen, jedoch ist das Besondere an dieser Zucht, dass das Züchten bereits bei den Fischeiern anfängt und nicht wie bei fast allen anderen Farmen bei kleinen Fischen, die oftmals aus dem Ausland importiert werden und dann als Regionalprodukt angeboten werden", sagt Adrian Bauer dazu. Die Quellwasserzucht von Kiesle ist ein Familienunternehmen, das bereits seit 110 Jahren besteht. Das frische Wasser und die ständige Bewegung wirken sich positiv auf Geschmack, Haltbarkeit und Qualität aus, davon ist der Fischzuchtmeister überzeugt. Zudem würden keinerlei Medikamente verwendet.

Wer Fische züchtet, muss außer dem nötigen Fachwissen auch Geduld mitbringen. "Die Fischeier können nur von November bis Februar gezüchtet werden. Nach 18 Tagen sind bereits die Augen der Jungtiere zu erkennen, erst nach zwei Jahren haben sie ihr Endgewicht erreicht. Solange müssen die Jungtiere alle drei Stunden und die bereits herangewachsenen Fische zweimal am Tag gefüttert werden", erzählt Kiesle. Das Gewicht der ausgewachsenen Tiere variiert je nach Fisch und Art zwischen 300 und 2000 Gramm, erklärt Adrian Bauer.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Fische können nur von November bis Februar gezüchtet werden. Nach 18 Tagen sind bereits die Augen der Jungtiere zu erkennen, erst nach zwei Jahren haben sie ihr Endgewicht erreicht.

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Springlebendig: Forellen aus der Zucht am Vogelherd.

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Die Bauers informieren sich bei einem Besuch bei Fischzuchtmeister Ludwig Kiesle über Wassertemperatur, Gewicht und Fütterung.

Bei der "Flinken Forelle" verkauft sich der Saibling momentan am besten. Doch auch das Geschäft mit den anderen Fischsorten laufe in dem im September 2015 gegründeten Unternehmen richtig gut, erzählen die beiden Firmenchefs. Fast 100 Firmen und Organisationen bestellten inzwischen regelmäßig Fische. Ihre Produkte vertreiben die Bauers inzwischen in der ganzen Münchner Region, auch in der Landeshauptstadt ist ihr Fischtransporter regelmäßig auf Tour. Dabei sind es nicht nur Großbestellungen, die sie abarbeiten: Wenn jemand nur einen Fisch braucht, bringen sie ihm eben nur einen vorbei.

Früher mochte Adrian Bauer nur Fischstäbchen - das hat sich jetzt geändert

Noch läuft der kleine Familienbetrieb für Adrian Bauer neben dem Studium der Energietechnik. Doch freitags muss er sich frei nehmen, um die Ware pünktlich auszuliefern. Läuft es weiter so gut, überlegen Mutter und Sohn, zusätzlich einen Fahrer einzustellen. Auch über das Marketing machen sich die beiden Gedanken. Vielleicht, so überlegt Stanka Bauer, könnte man ja ein paar Rezepte veröffentlichen, um bei den Kunden den Appetit noch weiter anzuregen?

An Ideen mangelt es nicht: Forelle blau, gegrillt oder sogar als Sushi kommen bei der Familie Bauer regelmäßig auf den Tisch, aber auch Delikates aus Selleriepüree, Chicorée, Lachs und gerösteten Mandeln kann Stanka Bauer empfehlen. Früher wurden Forellen gar als stimmungsaufhellendes Mittel verabreicht. "Hätte ich als Kind schon gewusst, wie gut frischer Fisch schmeckt, hätte ich wohl auf die Fischstäbchen verzichtet", sagt ihr Sohn heute.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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