Theater in Markt Schwaben:Utopia am Weiher

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In dem vor zwei Jahren bei den Weiherspielen aufgeführten Stück "Die Glücksritter" mimte Fritz Humplmayr einen Obdachlosen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Markt Schwabener Theaterverein leitet mit der Wahl des neuen Spielleiters Fritz Humplmayr einen Generationenwechsel ein und widmet sich auch mit seinem neuen Stück dem Thema Zukunft.

Von Rita Baedeker, Markt Schwaben

Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Wer diese Binsenweisheit geprägt hat, weiß man nicht genau. Fest steht aber, dass der Theaterverein Markt Schwaben es dennoch mit einer Prophezeiung versuchen will. Dort hat man sich in den vergangenen Wochen und Monaten viele Gedanken um die Zukunft gemacht - die eigene und die der Welt - und einen behutsamen Generationenwechsel eingeleitet.

Außerdem spielt das Stück mit dem etwas sperrigen Titel "Planet XX - und dennoch grüßt das Y", das in diesem Sommer auf dem Programm steht, in der nahen Zukunft. Einer Zukunft, in der die Frauen das Sagen haben, und die Männer, abgesehen von ein paar rebellischen Exemplaren, zu nichts mehr zu gebrauchen sind.

Spielleiter Josef Schmid, seit 32 Jahren Autor, Regisseur und Faktotum der Festspiele rund um den Dorfweiher, ist entschlossen aufzuhören. Als Nachfolger hat der Verein den zweiten Vorsitzenden Fritz Humplmayer, 49, Chef eines Einkaufszentrums in Heimstetten und seit 15 Jahren als Schauspieler, Komponist und Sänger im Theaterverein aktiv, ernannt. Er trat unter anderem auf als Obdachloser in den "Glücksrittern" und als König Gilgamesch in "Arche Noah".

Josef Schmid unterstützt aber weiterhin tatkräftig

Ganz raus aus der Nummer ist Josef Schmid aber nicht. "Ich arbeite mit Humplmayr und dem jungen Autor Rafael Scherer am Text mit, helfe beim Aufbau und bei der Gestaltung des Bühnenbilds", sagt er, "doch im Herbst ziehe ich mich ganz zurück. Ich möchte den Druck nicht mehr haben, außerdem brauchen wir eine Verjüngung. Unsere Zuschauer sind mit mir alt geworden", sagt der Siebzigjährige. Angst, "ins Rentnerloch zu fallen", wie er sagt, habe er aber nicht.

Sein Nachfolger widerspricht energisch. "Natürlich brauchen wir den Josef noch", sagt Humplmayr. Beide sind sie bei den Weiherspielen mit Herzblut dabei. "Ich mag verrückte Sachen und brauche den Blödsinn", erklärt Humplmayr, bevor er ernst wird. Es habe in den vergangenen Jahren neben der Zustimmung immer wieder auch Kritik von Seiten des Publikums gegeben. "Wir müssen mal was anders machen, neue Ideen umsetzen", sagt er. Der Weiher lebe vom Stammpublikum, aber es gebe zu wenig neue Zuschauer.

Im Herbst vergangenen Jahres begannen die Ideen zu reifen. "Der Weiher ist zunächst eine Show, doch auch die Geschichten, die Dialoge müssen gut sein", erklärt Humplmayr. Bei all dem müsse aber eines klar sein: "Die Weiherspiele bleiben die Weiherspiele. Die Zuschauer wollen lachen, sich freuen und glücklich nach Hause gehen." Das gelte auch für das diesjährige Stück, das sich einem brandaktuellen, keineswegs erfreulichen Thema widmet und für das der Kartenverkauf bereits begonnen hat.

Versklavte Männer und Welt der Technik

"Planet XX" spielt vor einer bekannten Stadtkulisse, der Name ist noch ein Geheimnis. Zwischen Königin Ea, Heldin der Computerspiele, und Simon, der mit seinen Rebellen fern von der schönen neuen Medienwelt ein beschauliches Leben führt, kommt es zum Kampf. Ea versklavt Männer unbemerkt mit Hilfe von Visualisierungshelmen, Simon durchschaut das Spiel, gerät aber bald selbst in Gefahr. Mit allerlei Effekten wird eine Welt der Technik beschworen, wie sie, so Humplmayr, heute schon real sei. Doch auch die Fantasie kommt zu ihrem Recht: Als Waffe gegen die Verdummung erweist sich eine Badekappe, welche die von den Helmen ausgehende Strahlung ablenkt. Schön wär's! Und dann ist da natürlich noch die Liebe.

Auch organisatorische Neuerungen wird es geben. So veranstaltet der Verein von 1. bis 3. April für bestimmte Rollen erstmals ein Casting für jedermann. Zudem wird die Mannschaft um ein junges Team ergänzt, das sich um Tricks und Technik kümmert. Der Beginn der Aufführungen wurde auf 20.20 Uhr gelegt, Premiere wird am Freitag, 8. Juli, sein, nicht mehr, wie bisher, an einem Mittwoch.

"Die Aufführungen nach der Premiere haben sich meist schlecht verkauft", berichtet Humplmayr. Rabatte gibt es am Premierenwochenende für Zuschauer, die älter als 64 Jahre sind, sowie für Behinderte. Auch Karten, die bis 10. April gekauft werden, sind günstiger. Zudem werden mehr Sitzreihen mit Rückenlehnen bestückt. "Alles wird gut", verspricht Fritz Humplmayr. Nur an eine Prognose wagt auch er sich nicht heran: an den Wetterbericht!

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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