Markt Schwaben:Sommer is, reißt's d' Straß'n auf

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Teile Markt Schwabens gleichen seit Ferienbeginn einer Großbaustelle. Versuch einer Ortsdurchquerung

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Die großen Ferien sind eine gute Zeit für Bauprojekte, weil Familien verreist sind und weil sich dann nicht so viele Menschen ärgern müssen. Zum Beispiel wenn Straßen gesperrt sind oder der Mann mit dem Presslufthammer besonders gewissenhaft zu Werke geht. Insofern dürfte sich die Kritik an der Terminierung der derzeitigen Bauarbeiten im Ortskern von Markt Schwaben in Grenzen halten. Und dennoch: Auch in Ferienzeiten gibt es wenig, über das man sich so schön ärgern kann, wie über eine Baustelle, die den Verkehr im Ort lahmlegt.

Markt Schwaben ist ein gutes Beispiel für eine Ferienbaustelle. Wenn man am Rathaus vorbei Richtung Erlberg fährt, dann ist es in diesen Tagen ein Vorteil, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Mit dem Auto kommt man dagegen teilweise gar nicht mehr voran, etwa in der Bahnhofstraße. Weil dort die Gasleitungen erneuert werden müssen, wie die Gemeinde mitteilt, ist die Straße komplett gesperrt, hinter der Absperrung stehen Kran, Bagger und Kipper, es rattert und scheppert. Ein Umleitungsschild verweist darauf, dass man nicht durch die Sperrzäune rumpeln, sondern bitte auf der Herzog-Ludwig-Straße weiterfahren möge. Wenn man das macht, landet man allerdings geradewegs in der nächste Baustelle: Von der Hypo-Vereinsbank an ist eine Fahrspur gesperrt, auch hier kommen neue Gasleitungen in den Boden - und die Autofahrer müssen irgendwie zusehen, wie sie mit der Verengung zurechtkommen.

Aufbuddeln, einbuddeln, zubuddeln: In der Herzog-Ludwig-Straße werden derzeit Gasleitungen verlegt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wie gut die Verkehrsstrategen so einen Eingriff vorbereitet haben, lässt sich an der Gesichtsfarbe jener ablesen, die in der Baustelle hinter ihrem Steuer sitzen. In der Herzog-Ludwig-Straße machen die Autofahrer vor allem in den Hauptverkehrszeiten am Morgen- und Nachmittag einen leicht rötlichen Eindruck. Es geht halt nur sehr zäh voran. Gut, dass es in den vergangenen Tagen meist regnete, weil bei offenem Autofenster kann man vom Gehsteig aus hören, wie zufrieden ein Autofahrer gerade mit seiner Lage ist.

Das zuständige Landratsamt hat hier ein System gewählt, das sich recht einfach installieren lässt. Zwei Schilder, die an den beiden Eingängen zur verengten Fahrbahn aufgestellt wurden, signalisieren den Autofahrern, dass der Verkehr ortsauswärts auf einer Länge von hundert Metern Vorfahrt hat - und wer hinein will warten muss. Man kennt dieses Prinzip vom U-Bahnfahren, wo es manchmal besser funktioniert und manchmal schlechter.

Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann findet dieses Modell jedenfalls ausbaufähig. "Man hätte das auch durch eine Ampel regeln können", sagt er. Das Problem: In der Herzog-Ludwig-Straße müssten ja wegen der neuen Verkehrslage derzeit die beiden Schilder mit den Pfeilen maßgeblich sein. Die Ampeln, die hier sonst den Verkehr regeln, sind jedoch auch noch in Betrieb - und das ist dann schon ein bisserl verwirrend. Welches Verkehrszeichen gilt den nun? Und so spielen sich an dieser Engstelle immer wieder spannende Szenen ab, es geht besonders langsam zu, weil keiner so recht weiß, wer jetzt fahren darf und wer nicht. Was für ein Durcheinander es, wie so oft eben, wenn man plötzlich seine Gewohnheiten ändern soll.

In der Bahnhofstraße kommt man derzeit nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß voran. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mei, was will man da jetzt machen? Markt Schwaben ist ja nicht der einzige Ort, wo die Schulferien als Umbauzeitraum auserkoren wurde. Fast überall werden Straßen aufgerissen, Kabel verlegt und neue Sachen gebaut. Egal ob in Vaterstetten, Pliening, Grafing oder Poing (gut, in Poing wird sonst auch immer gebaut). Ganz nach dem Motto: Sommer is, reißt's d'Straß'n auf.

Aber die Schulferien vergehen auch wieder, die kurzen Röcke und Hosen werden wieder im Schrank verschwinden und mit ihnen die Baustellen. Bürgermeister Hohmann kündigte an, dass alle Straßenarbeiten bis Ende der Ferien, also spätestens bis zum 12. September erledigt sein sollen. Und dass der Nahwärmeanschluss für den Neubau gegenüber der Hasi-Bäckerei sogar schon in der kommenden Woche fertig werden soll. Bis dahin müssen die Markt Schwabener mit den Baustellen klarkommen, oder - bevor einem die Hutschnur reißt - gescheiter auf die S-Bahn ausweichen. Dort kann man sich dann auf nächstes Jahr vorbereiten. Dann, so Hohmann, wolle die Gemeinde die Grundschulerweiterung, den Bau des Schulzentrums und den Umbau des Bahnhofs in Angriff nehmen.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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