Markt Schwaben:So ein Großvater ist Luxus

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Irgendwas hat er wieder angestellt, der Tunichtgut von Großvater in Anton Hamiks Stück, das Regisseurin Marga Kappl einstudiert hat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Schwabener Theaterverein inszeniert alte Komödie frisch und charmant

Von Annalena Ehrlicher, Markt Schwaben

Den ersten Applaus für die Inszenierung des Theatervereins Markt Schwaben von Anton Hamiks Stück "Der gekaufte Großvater" gibt es bereits, bevor sich der Vorhang zur ersten Szene öffnet. Hermann Bogenrieder huscht als spitzbübischer Großvater so herrlich gehässig kichernd mit einer toten Maus zwischen den Fingern über die Bühne, dass man nicht umhin kann, in Vorahnung des bald folgenden Streichs mit ihm zu lachen.

Die Szene ist symptomatisch für den gesamten Abend, an dem das unter Regie von Marga Kappl entstandene Stück zum letzten Mal in der Theaterhalle Markt Schwaben aufgeführt wird. Den teilweise bereits zur Entstehungszeit des Stückes zopfigen Bubenstücken - tote Maus im Bett, angenagelte Schuhe, Spiritus statt Essig im Salat - haucht Bogenrieder neues Leben ein. Wenn er dann dafür von Regina Czapek bairisch zünftig den Marsch geblasen bekommt und in gleicher Manier antwortet, würde man diesen Großvater am liebsten selbst kaufen.

Uraufgeführt 1940 im damaligen Münchner Volkstheater, wurde das Stück nicht nur in zahllosen Inszenierungen auf die Bühne gebracht, sondern auch verfilmt - "aber es ist ja auch nicht tot zu kriegen", urteilt Regisseurin Marga Kappl. Es sei "ein Charakterstück mit unendlicher Situationskomik", schwärmt sie. Tatsächlich bietet die Geschichte vom armen Bauern, der seine liebe Not mit dem Geld und dem spitzbübischen Großvater hat, viel Potenzial. "Was sich neckt, das liebt sich", sagt der Volksmund - Hamiks Theaterstück ist eine schöne Parabel zu dieser Weisheit. Dem kindischen, aber gutmütigen Großvater wird in Form von Bauer Haslinger, verkörpert von Franz Stetter, ein Schurke entgegengesetzt, der vor nichts zurückschreckt. Nicht mal davor, den Großvater zu kaufen, um an dessen Erbe zu kommen. Im Wettkampf der Spitzbuben handelt der Großvater seinen Wert letztlich selbst hoch: "Ein Großvater ist ein Luxusartikel!"

Grundsätzlich wurde eine leicht gekürzte Version des Originaltextes auf die Bühne gebracht. Eine Änderung tat jedoch Not: "Hamik war ja Österreicher und hat natürlich auch in österreicherischer Mundart geschrieben", erklärt Kappl. "Unsere Version ist jetzt durch und durch urbairisch." Wenn Großvater, des "oide Gschlerf", seine Lausbubenstreiche "zwecks da Gaudi" oder in läuternder Absicht gegen den "Haderlump" Haslinger ausführt, kommt man als Nicht-Muttersprachler schon mal ins Schwitzen. "Wenn schon, denn schon", kommentiert Regisseurin Kappel lachend.

Und die Weisheiten, die Großvater von sich gibt, sind letztlich doch universell. So erklärt er im letzten Akt Bauer Haslinger: "Spitzbuben gibt's zweierlei." Und welche Sorte von Spitzbuben "dem lieben Gott" lieber sind, daran lässt er keinen Zweifel. Sichtbar wird das auch in den Auseinandersetzungen zwischen dem zierlichen Großvater und Bauer Haslingers Frau Nanni, die von Christa Hermannsgabner matronenhaft "gschert" auf die Bühne gebracht wird. Der liebe Gott brauche jedes Mal "a Stamperl Schnaps", wenn sie etwas von ihm wolle, zischt ihr der Großvater beispielsweise erzürnt zu. Als sich das Blatt zeitweilig wendet und die Haslingers die Oberhand haben, treibt ihn Nanni zur Strafe mit schierer körperlicher Übermacht an den Rand der Bühne. Und wenn sie raunt: "Mein' Mo schlog i scho selbst", als sie den Gatten vor körperlichen Übergriffen schützt - glaubt man ihr.

Auch fürs Herz bietet Hamiks Stück etwas: Als sich Lois (Thomas Steinbrunner) und Ev (Lena Stolze) anhimmeln, hat auch der Großvater seine Finger im Spiel: Um die jungen Leute nicht zu stören, stülpt er sich einen Krug über den Kopf und fordert, "lauter" zu sprechen, als er das Liebesgeflüster nicht hört. Ob Großvater mit dem Alter "gescheiter" wird, sei dahin gestellt. Großväter im Publikum jedenfalls haben das ein oder andere Lausbubenstück dazu gelernt. Die jeweiligen Familien dürfen gespannt sein.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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