Markt Schwaben/Poing:Vernunft oder Fräse

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Die gesperrte Ortsverbindungsstrasse von Markt Schwaben nach Poing neben dem Bahngleis soll wieder geöffnet werden. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Poinger Straße wird als Geh- und Radweg wiedereröffnet, für Kraftfahrzeuge bleibt die Strecke gesperrt.

Von Max Nahrhaft, Markt Schwaben/Poing

In den vergangenen fünf Monaten wurde diskutiert, gestänkert und missachtet. Seitdem ist nämlich die Poinger Straße, der Schleichweg zwischen Markt Schwaben und dem Nachbarort Poing, gesperrt. Um sich von der Verkehrssicherungspflicht zu befreien, hat sich die Gemeinde damals kurzerhand entschlossen, die schmale und holprige Straße für den Durchgangsverkehr abzuriegeln. Auf halbem Weg nach Poing wurden massive Barrieren aus Beton, Warnschilder und mit Sand gefüllte Barrikaden aufgestellt.

Damit wollte man verhindern, dass die Gemeinde Markt Schwaben verantwortlich gemacht werden kann, falls sich auf der Strecke ein Unfall ereignet. Die Straße mit gerade einmal drei Metern Breite und unbefestigten Seitenränder ist nämlich keine Grundlage für sicheren Straßenverkehr und war in der Vergangenheit schon häufig der Auslöser vieler kleinere Unfälle gewesen. Doch nicht alle waren mit der Entscheidung zufrieden.

Den direkten Anliegern und auch vielen anderen Abkürzungsliebhabern diente die Straße als Option, um möglichst schnell in den Nachbargemeinde zu gelangen. Manche SUV- und Geländewagenfahrer haben sich sogar selbst über die Beschlüsse der Gemeinde gestellt und die Sperre durch die angrenzenden Felder umfahren, wo sie tiefe Spuren ihrer Ordnungswidrigkeit hinterließen. Aber auch die Landwirte, die auf die Straße angewiesen waren, um ihre Äcker zu bewirtschaften, konnten der Vollsperrung nichts Positives abgewinnen.

Das Landratsamt lehnte den bisherigen Gemeinderatsbeschluss ab

Da sich auch die Gemeinde und Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) bewusst waren, dass die Barrieren keine Ewigkeitscharakter haben sollten, hat sich der Gemeinderat im April entschlossen, die Straße wieder zu öffnen. Dafür müsse man sie nur in einen Wald- und Feldweg umbenennen und dementsprechend Schilder aufstellen, glaubte man. "Wir haben den Beschluss dann der kommunalen Aufsichtsbehörde vorgelegt. Die sollten prüfen, ob er auch hält, was er verspricht", sagte Bürgermeister Hohmann. Doch das Landratsamt lehnte die Entscheidung ab.

Der Gemeinderat hat sich nun - auf Empfehlung des Landratsamtes hin - für eine andere, aber doch ähnliche Lösung entschieden. Diese klingt so einfach wie pragmatisch: Schilder tauschen. Anstatt in einen Wald- und Feldweg wird die Straße nun in einen Geh- und Radweg umbenannt. Landwirtschaftlicher Betrieb und der Verkehr bis zum äußersten Gehöft ist aber weiterhin als Ausnahmeregelung zugelassen. Für alle anderen Kraftfahrzeuge ist die Durchfahrt auf dem Radweg zukünftig verboten, das wird auch von der Polizei kontrolliert.

Dafür hat sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit entschieden - mit Gegenstimme des Bürgermeisters. Ihm ging die Maßnahme nämlich nicht weit genug: "Wenn wir zusätzlich auf einem Teil der Fahrbahn den Asphalt aufbrechen, machen wir die Änderung deutlicher." Die anderen Gemeinderatsmitglieder sahen diese Maßnahme eher als letzte Option, um ein Fahrverbot durchzusetzen. "Zunächst sollten wir einmal an die Vernunft der Bürger glauben und es ohne Abfräsen probieren", sagte Susanne May (SPD). Wenn der Verkehr in den nächsten Monaten allerdings nicht deutlich verringert werde, müsse man auch darüber nachdenken, die Straße aufzubrechen. Die Dauerposse um die Poinger Straße ist damit vorerst beendet - zumindest solange die Vernunft der Bürger überwiegt.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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