Markt Schwaben:Personelle Dreifaltigkeit

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Die Markt Schwabener Grünen suchen dringend zwei zusätzliche Vorstandsmitglieder, um das Parteiengesetz erfüllen zu können. Sollten sich die nicht bis Januar finden, droht dem Ortsverband das Aus

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Volker Seibt ist kein Mann großer Worte, dafür gibt es bei den Markt Schwabener Grünen andere. Umso ungewöhnlicher las sich die Einladung des Ortsvorsitzenden zur nächsten Verbandssitzung am kommenden Montag. "Zwei fehlende Leute im Vorstand besetzen oder Auflösung" stand da geschrieben. Was sich wie eine Drohung liest, will Verfasser Seibt vor allem als Motivation verstanden wissen. "Vielleicht fühlen sich einige ermutigt, mal wieder zu erscheinen", sagt Seibt. Er rechne zwar nicht damit, dass er den Ortsverband nach mehr als 20 Jahren tatsächlich auflösen müsse. Wenn sich aber niemand finden sollte, dann wäre das die Konsequenz.

Eigentlich sind es für die Markt Schwabener Grünen erfolgreiche Zeiten in der Kreis- und Kommunalpolitik. Erstmals seit vielen Jahren stellen sie drei Gemeinderäte in Markt Schwaben, unter ihnen auch der Vorsitzende im Landkreis Ebersberg, Tobias Vorburg. Wie kommt es also gerade im Markt Schwabener Ortsverband zu Auflösungserscheinungen? Dahinter steckt dem Vernehmen nach der bayerische Landesverband der Grünen, der Dachverband aller Kreisverbände. Der Ebersberger Kreisverband hatte ein Schreiben des Landesverbands an die Ortsverbände weitergeleitet, das der SZ vorliegt. Darin bezieht sich der Landesverband auf das Parteiengesetz, wonach jeder Ortsverband drei gewählte Mitglieder im Vorstand haben muss. Bis Januar 2017 wolle der Landesverband die Protokolle aller Vorstandswahlen vorliegen haben, heißt es in der Mail an die Ortsverbände.

Denn der Grünen-Vorstand in Markt Schwaben ist nicht der einzige, der unterbesetzt ist. Die Aufforderung betrifft auch die Ortsverbände in Zorneding und Anzing, dort besteht der Vorstand jeweils aus einer Doppelspitze. In Anzing sind das Judith Lack und Birgit Woska-Mayer, in Zorneding Gregor Schlicksbier und Gertrud Höpfner. Vier freie Posten in drei Ortsverbänden. "Es ist nicht so leicht, die Leute dafür zu begeistern", sagt Seibt.

Dass Ortsverbände Probleme bei der Nachbesetzung von Posten haben, ist nicht allzu ungewöhnlich, Auflösungen sind aber eher selten, zumindest im Landkreis Ebersberg. Daniel Kalteis vom Kreisverband der SPD kann sich an keinen Fall erinnern, vor einem Jahr sei es lediglich zu einer Zusammenlegung der Ortsvereine Hohenlinden und Forstinning gekommen, insgesamt gibt es damit 15 SPD-Ortsverbände im Landkreis, die Mitgliederzahl sei stabil. Die Ebersberger CSU will keinerlei Schwierigkeiten haben, dafür spricht, dass alle 21 Landkreiskommunen einen Ortsverband haben, und dass die Mitgliederzahlen steigen, wie die Geschäftsstelle der Landkreis-CSU mitteilt.

Bayernweit verzeichnet die CSU mit 2700 Ortsverbänden zwar einen Rückgang, liegt aber immer noch deutlich vor der SPD, die zwischen 2015 und 2016 in der Summe 74 Ortsverbände verloren hat und in dieser Statistik bei 1543 liegt. Bei Bayerns Grünen, so der Landesverband, liegt die Zahl der Ortsverbände seit Jahren etwa gleichbleibend bei 350. Die Bayern-AfD teilt mit, dass die Partei wachse, Details zu Ortsverbänden sind dort nicht zu erfahren. Bei den Linken sind es 20 Ortsverbände, also doppelt so viele wie noch vor einigen Jahren - dafür ging die Zahl der Kreisverbände entsprechend zurück.

In Markt Schwaben beginnt die Suche nach den fehlenden Vorstandsmitgliedern am Montagabend, 19.30 Uhr, in der Gaststätte "Mythos". Entscheidend ist, ob sich jemand findet, und wer in Frage kommt. Auf der Webseite des Ortsverbands sind sechs "Aktive" gelistet, davon sind jedoch nur vier in der Partei. Gemeinderat Joachim Weikel und die frühere Gemeinderätin Elisabeth Greiner scheiden als Kandidaten aus - nur wer Parteimitglied ist, kann dort auch ein Amt übernehmen. Doris Seibt ist zwar Mitglied, erklärt aber, dass sie sich aus Zeitmangel nicht für den Vorstand berufen fühle. Übrig bleiben die beiden Gemeinderäte Vorburg und Andrä le Coutre. Sie würden dann Mandat und Amt auf sich vereinen, "was auch nicht ideal wäre", sagt Volker Seibt. Er hoffe deshalb auf die vier verbleibenden - inaktiven - Mitglieder des Ortsverbandes und auf Neuzugänge.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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