Markt Schwaben:Oh yeah, auch ohne Rampenlicht

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Revival am Markt Schwabener Gymnasium: Die "Storyville Shakers" um Klarinettist Uli Wunner brauchen keine große Bühne. (Foto: Christian Endt)

Beim Jazzkonzert der "Storyville Shakers" am Markt Schwabener Gymnasium haben alle Spaß - am meisten die Band

Von Jan Schwenkenbecher, Markt-Schwaben

Es war zwischen zwei Liedern, als deutlich wurde, was die Storyville Shakers, die am Freitag beim Jazzkonzert des Markt Schwabener Gymnasiums auftraten, so besonders macht. Klarinettist Uli Wunner hatte gerade das nächste Lied angesagt, da rief der Pianist, sein Bruder Johannes, etwas, das nur die Band hören konnte. Alle lachten. Gitarrist John Brunton rief auch noch etwas, dann Schlagzeuger Max Kirchmaier. Immer weiter steigerten sich die Musiker in ihre Witzchen hinein, prusteten schon vor Lachen. Das nächste Lied, es kam und kam nicht.

Für die vor 40 Jahren gegründeten Storyville Shakers war dies der zweite gemeinsame Auftritt nach einer sechsjährigen Pause. Zuvor waren sie schon durch Europa getourt, spielten sogar in New Orleans, wo ihre Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts einst entstanden ist. Uli Wunner, ein Freisinger, jazzte schon in Brasilien, in Rio de Janeiro - hat der New Orleans-Stil doch viele lateinamerikanische Einflüsse. Auch spielte er mehrfach auf dem Jazz-Ascona, einem schweizer Jazz-Festival, zu dem 60 000 bis 70 000 Zuschauer kommen.

Und auch in Markt Schwaben sind die Storyville Shakers keine Unbekannten: Bereits vor mehr als 20 Jahren traten sie beim Jazz-Konzert der Schule auf. Seither kommt Wunner fast jedes Jahr mit wechselnden Formationen zurück in sein "Wohnzimmer". In der schmucklosen Aula des Gymnasiums kamen die Storyville Shakers nun zu einem Revival zusammen, spielten vor einem schwarzen Vorhang, der die kahle, weiße Steinwand versteckte. Es gab Schweinwerfer, doch die waren aus. Die Band stand also nicht im Rampenlicht - sondern die Musik.

Die prägenden Melodien lieferte zumeist Wunner mit seiner Klarinette. Vor dem rhythmischen Teppich, den Schlagzeug, Piano, Gitarre und Rene Haderer am Kontrabass webten, dominierte er die meisten Lieder und verfiel immer wieder in minutenlange Soli. Ab und zu hielt Wunner sich aber auch zurück, überließ dem Posaunisten Andreas von Pawel das Feld. Dann legte er die Klarinette in den Schoß, klatschte und feuerte an.

Seine Aufmunterung galt dabei aber nicht, wie sonst oft üblich, dem Publikum. Vielmehr klatschte Wunner seinen Bandkollegen zu. Immer wieder feierten sich die Musiker gegenseitig, riefen sich "oh yeah" zu, zeigten auf den gerade die Musik dominierenden Spieler. Immer wieder riefen sie auch ihre kleinen Insider-Späße in den musikfreien Raum zwischen den Liedern, lachten sich schlapp und ließen das Publikum etwas ratlos dreinblicken.

Etwa 60 Gäste waren in die Schule gekommen, größtenteils ältere. Alle wippten, nickten, klatschten, schunkelten oder summten, jeder für sich, aber irgendwie auch alle zusammen. Das passte zur Musik, denn gerade im New-Orleans-Jazz improvisieren die Musiker viel. Die Töne scheinen oft schräg, trotzdem passt alles irgendwie zueinander. Noch besser als vor, war die Stimmung aber auf der Bühne. Nur wenige Zuhörer, keine Schweinwerfer - den Storyville Shakers war das egal. Sie hatten sich, ihre Musik, ihre Witzchen. Sie hatten: Spaß.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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