Markt Schwaben:Lagerkoller

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Der Wertstoffhof am Erlberg ist in einem äußerst schlechten Zustand, er musste bereits mehrmals geschlossen werden. (Foto: Christian Endt)

Markt Schwabens Gemeinderat wehrt sich gegen Pläne, neben dem Wertstoffhof auch die Bauhofhalle neu zu bauen

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Die Überraschung war dem Münchner Ingenieurbüro gelungen. Statt der erwarteten Sanierung stellte Ingenieur Werner Bauer in der Gemeinderatssitzung Pläne vor, nicht nur den Markt Schwabener Wertstoffhof neu zu bauen, sondern zu großen Teilen auch den angrenzenden Bauhof. Bisher waren sie in Markt Schwaben davon ausgegangen, dass der Bauhof lediglich saniert werden müsse. Entsprechend entrüstet reagierten mehrere Gemeinderäte. Vor allem aus der CSU kam erheblicher Widerstand.

Ihr maroder Wertstoffhof am Erlberg beschäftigt die Markt Schwabener seit mehreren Jahren. Wegen seines schlechten Zustands musste der Wertstoffhof mehrmals geschlossen werden, zuletzt wurde das Gelände im Spätsommer 2016 für knapp zwei Wochen auf Anordnung des Landratsamts gesperrt. Auf dem Gelände besteht beim Entsorgen zudem Unfallgefahr, weil die Fahrzeuge des Bauhofs den Wertstoffhof kreuzen müssen. Markt Schwaben soll daher einen neuen Wertstoffhof an anderer Stelle bekommen, das ist nach einem Beschluss im November 2016 im Prinzip klar. Dass auch die Lagerhalle des Bauhofs komplett neu gebaut werden soll, hatten sie im Gemeinderat bisher nicht auf dem Zettel.

Kaum eine andere Landkreisgemeinde plagt ein solcher Schuldenberg wie Markt Schwaben, was an der Debatte im Anschluss an Bauers Präsentation unschwer zu erkennen war. "Da haut's mir den Schuss raus", sagte Heinrich Schmitt (CSU), "das liegt über unseren Möglichkeiten." Noch drastischer formulierte es seine Fraktionskollegin Anja Zwittlinger-Fritz: "Ich fühle mich überfahren, dass wir hier einen kompletten Neubau vorgestellt bekommen", sagte sie. Den Bedarf dafür sehe sie nicht, allein schon "weil wir es uns nicht leisten können". Erstaunt zeigte sich auch Andreas Stolze von den Freien Wählern. "Da gibt es bessere Lösungen", sagte er.

Aus den Plänen des Münchner Ingenieurbüros geht hervor, dass eine Fahrzeughalle und ein neues Betriebsgebäude gebaut werden sollen. So wie der Bauhof aktuell ist, würden Umkleiden, Pausenzimmer und Erste-Hilfe-Räume für 37 Personen fehlen. Diese in die bestehende Fahrzeughalle zu integrieren sei "aufwendig und teuer", so Bauer, vor allem wegen der Brandschutzbestimmungen und der Energiesparversorgung. Bauer empfahl die zweite Variante. Danach soll die alte Halle für eine neue weichen, die gut sechs Meter länger sein soll. Die frei werdenden Flächen könnten dann in zwei je 100 Quadratmeter große Betriebswohnungen umgebaut werden.

Sascha Hertel (Zukunft Markt Schwaben) lobte die Pläne, "super, dass über Wohnraumschaffung nachgedacht wird", sagte er. In Markt Schwaben wie sonst im Landkreis gestaltetet sich die Wohnungssuche bekanntermaßen kompliziert. Dieter Kämpf (SPD) drehte den Spieß sogleich um: "Wir brauchen nicht Platz für drei, sondern für 300." Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) beschwichtigte. Es handle sich hierbei "erst einmal um eine Vorstellung", sagte er. Es gehe darum, einen Bebauungsplan aufzustellen, "den wir nicht gleich übermorgen kippen". Es koste die Gemeinde nicht mehr, dass das Münchner Büro mehrere Varianten entworfen habe.

Einigkeit bestand am Ende nur darüber, dass allein der Wertstoffhof nach modernen Standards neu gebaut werden muss. Er soll auf ein angrenzendes Grundstück zum Bauhof verlegt werden, dort, wo bis vor kurzem noch Flüchtlinge in Containern untergebracht waren. Um welche Kosten es bei all dem geht, darüber wurde in der öffentlichen Sitzung nicht gesprochen. Heinrich Schmitt beantragte schließlich erfolgreich, man möge alles weitere, auch die Finanzierung, in der anschließenden nicht öffentlichen Sitzung bereden. Bei Kontroversen sind sie im Markt Schwabener Gemeinderat gerne unter sich, so war es auch diesmal.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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