Markt Schwaben:Klingendes Credo

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Die Katholiken in Markt Schwaben feiern am Wochenende Orgelweihe. Das mächtige Instrument in Sankt Margaret wurde für 350 000 Euro generalsaniert

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Wenn Stefan Krischke richtig Gas gibt mit seinem Pedal, der sogenannten Walze, die nach und nach immer mehr Register zuschaltet, wird schnell klar, warum Orgel und Kirche untrennbar miteinander verbunden sind: weil kein anderes Instrument die Macht und Herrlichkeit Gottes in dieser Intensität hörbar macht. So voll, so schön, so überwältigend: Der Klang der Orgel dringt, obwohl diese oben auf der Empore steht, direkt unter den Engeln und Girlanden des grau-weißen Stuckhimmels, bis in die letzten Winkel des großen Gotteshauses. Sich zu entziehen, ist unmöglich.

Das aber will von den Markt Schwabener Katholiken wohl auch niemand, schließlich ist die Pfarrgemeinde nun einfach froh und stolz, dass Sankt Margaret wieder in vollem Glanz erstrahlt - vom Altar bis zur Empore. Die ganze Kirche wurde renoviert, als letztes war die Orgel dran. "Es hätte ja keinen Sinn gemacht, sie erst zu säubern, und danach mit der Baustelle wieder viel Staub zu produzieren", sagt Kirchenmusiker Krischke, der sich in diesen Tagen freut wie ein kleines Kind unterm Weihnachtsbaum. An diesem Wochenende steht also nicht nur das Patrozinium auf dem Programm, sondern auch die Orgelweihe mit Festgottesdienst und Konzert.

Fest steht: Eine Orgel wie die in Sankt Margaret ist ein hochkomplexe Angelegenheit. (Foto: Christian Endt)

Die Orgelgeschichte, auf die Sankt Margaret zurückblickt, ist bewegt. 1672 errichtet, erhielt das Gotteshaus 1723 die erste Orgel, erbaut von einem Quirin Weber. Diese hielt etwas länger als hundert Jahre, dann installierten die Gebrüder Frosch ein neues Instrument, das jedoch etwas weniger lang Bestand hatte: 1928 schufen Schuster und Schmid die dritte Version, den Grundstock der heutigen Orgel. Grundstock deshalb, weil die Verantwortlichen in der Pfarrei bereits nach dem Zweiten Weltkrieg damit begannen, das Instrument immer wieder zu sanieren und zu erweitern. 30 Jahre lang steckten Rektor Ambros Bürgle und sein Sohn Helmut viel Herzblut in die Kirchenmusik, nach ihnen sei kaum mehr etwas zum Wohle des Instruments geschehen, so Krischke. Auch deswegen erkor man Vater und Sohn zu Namensgebern der Bürgle-Schmid-Orgel. "Diesen beiden Männern haben wir immerhin ihre Größe zu verdanken", erklärt Krischke.

Der überwältigende Klang der Markt Schwabener Orgel nämlich kommt nicht von ungefähr: Durch das 5,5 Tonnen schwere Instrument strömen pro Minute 35 Kubikmeter Luft. 2569 Pfeifen und zahlreiche Mixturen sowie Register, also Klangfarben, stehen dem Spieler hier zur Verfügung, wie viele Oktaven das Instrument umfasst, weiß nicht einmal Krischke auf Anhieb zu sagen. Gemessen werden Orgelpfeifen in Fuß, ein Fuß sind 30 Zentimeter Luftsäule. Die tiefste Pfeife in Sankt Margaret misst 32 Fuß - jedoch nur im Klang. "Die ist keine zehn Meter hoch, das ist ein Trick", sagt Krischke und lächelt spitzbübisch. "Davon gibt es viele bei der Orgel."

Was ein Manual ist, und was ein Tremulant, das weiß ein Musikliebhaber vermutlich noch. Doch bei Begriffen wie Superkoppeln oder Einzelzungenabsteller wird es dann schon schwierig. (Foto: Christian Endt)

Nach 40 Jahren ohne nennenswerte Pflege war das Instrument freilich verschmutzt und verstimmt, doch nicht nur das. "Die Elektrik war nicht mehr vorschriftsgemäß", sagt Krischke mit Blick auf den Brandschutz, zudem sei die "Windversorgung" unterdimensioniert gewesen. Die Orgel hatte also zu wenig Luft für ihren klingenden Atem. Auch die Ansprache der Pfeifen habe zu wünschen übrig gelassen, sagt der Kirchenmusiker, man habe beim Spielen immer mit kleinen Verzögerungen rechnen müssen. Ein Problem, das aus den vielen Umbauten resultierte, war eine Heterogenität des Klangs: Die Orgel wurde 1928 romantisch angelegt und später in neobarockem Stil erweitert. "Das hat aber nicht zusammengepasst." Man stelle sich vor: Rachmaninoff auf einem Spinett? Barockes auf einem Steinway?

Die Substanz der Orgel jedoch war in Ordnung, so dass ein Neubau nie infrage kam. Die alten, bleibenden Bestandteile wie das Gehäuse oder die Windladen machten also gewisse räumliche Vorgaben, so dass die Generalsanierung für Orgelbauer Siegfried Schmid durchaus eine Herausforderung war. Genauso wie für Markus Zoitl, der für die Intonation, also das Stimmen der zahllosen alten und neuen Pfeifen, zuständig war - laut Krischke ein höchst aufwendiger und anspruchsvoller Prozess.

Kirchenmusiker Stefan Krischke freut sich, dass das Instrument nun wieder so klingt, wie es soll. (Foto: Christian Endt)

Mit dem Ergebnis ist der Kirchenmusiker jedoch mehr als zufrieden. "Wir haben alles gemacht, was herauszuholen war, ohne in Luxus zu schwelgen", sagt er. "Das ist eine tolle Universalorgel im besten Sinne geworden, auf der man fast alles spielen kann." Glücklich ist er aber nicht nur über den stimmigen Klang, sondern auch über einen neuen, sehr übersichtlichen Spieltisch mit drei Manualen und hübschen Schaltern aus Porzellan. "Jetzt habe ich zum Beispiel endlich eine vernünftige Stiftablage", sagt Krischke. Manchmal sind es eben auch kleine Details, die den Unterschied ausmachen.

Die Kosten für die Sanierung der Orgel belaufen sich auf 350 000 Euro, seit 2003 schon hat die Pfarrei dafür gesammelt - und das Geld nun bis auf einen fünfstelligen Restbetrag beisammen. Allein durch Spenden, Benefizveranstaltungen und eine Aktion, bei der die Markt Schwabener Paten für Pfeifen werden konnten. Offenbar ist ihnen bewusst, dass Orgelmusik ein klingendes Credo ist.

Orgelweihe in Sankt Margaret, Markt Schwaben: Festgottesdienst mit Weihbischof Bernhard Haßlberger am Samstag, 15. Juli, um 17 Uhr, danach Fest im Pfarrgarten, Orgelkonzert mit Karl Maureen am Sonntag, 16. Juli, um 18 Uhr.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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