Markt Schwaben:Junges Gemüse, fein angerichtet

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Prinzessin auf der Erbse gesucht: Königin Lisa von Botanien fahndet auf der Markt Schwabener Weiherbühne nach einer Frau für ihren faulen Sohn Charlie. (Foto: Christian Endt)

Mit "Prinzessin auf der Erbse" feiert die nächste Generation des Schwabener Kindertheaters Premiere

Von Karin Kampwerth, Markt Schwaben

Zum Abschluss bekam jedes Kind am Ausgang eine Erbse geschenkt. Und außerdem den wohlmeinenden Hinweis von Marga Kappl mit auf den Heimweg, zu Hause selbst auszuprobieren, ob vielleicht ein bisschen Prinzessin oder Prinz in einem steckt. Dem sind die kleinen Theatergänger sicherlich gerne nachgekommen, schließlich haben sie zuvor aufmerksam die zauberhafte Geschichte von einer Magd verfolgt, die nicht nur das Herz von Prinz Charlie von Botanien entflammt hat, sondern sich obendrein auch noch als echte Prinzessin entpuppte - nicht zuletzt mit einem Erbstentrick. Aber dazu später.

Marga Kappl, Chefin des Markt Schwabener Kindertheaters, ist es auf bewährte Weise gelungen, mit ihren Schützlingen ein Stück auf die Bühne der Weiherspiele zu bringen, das den 380 Zuschauern einen kurzweiligen Nachmittag bescherte. Darunter auch wieder zahlreiche Senioren, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und für die Rolf Jorga vom Seniorenbeirat regelmäßig den abwechslungsreichen Ausflug zum Weiher organisiert.

Kappl hat sich "Die Prinzessin auf der Erbse" in diesem Jahr ganz bewusst vorgenommen. So gilt es doch als das kürzeste Märchen, das Hans Christian Andersen vor ungefähr 200 Jahren geschrieben hat. Entsprechend unkompliziert ist die Handlung, die die 33 Nachwuchs-Schauspielerinnen und -Schauspieler zwischen zehn und 15 Jahren nicht überfordert, denn: Das Kindertheater, so berichtete Kappl am Ende der gut eineinhalbstündigen Aufführung, befinde sich gerade im Umbruch. Viele der älteren Spieler seien in die Nachwuchsgruppe "Futura" gewechselt, weshalb das Ensemble mit zahlreichen Neulingen auftrete.

Unterstützt von den "alten Hasen" wie Jonas Frank als König Gunther, Sabrina McAboy als Königin Lisa, die kurzfristig für die erkrankte Hauptdarstellerin eingesprungene Fabiana Bertram sowie einer wunderbar gesangsstarken Julia Zschauer als Mäusekönigin fiel das allerdings nicht auf. Auch deshalb, weil Marga Kappl das Stück sprachlich in eine zeitgemäße Form übersetzt und geschickt die Rollen nach dem jeweiligen Leistungsvermögen verteilt hat. Die ganz Kleinen etwa sangen und tanzten als Mäuschen über die Bühne, die immermüde Katze (Neele Heinrich) glänzte mit einer kurzen Sprechrolle - und die Diener des Prinzen, Zwick und Zwack (Paulo und Antonio Neumüller), legten die Vermutung nahe, das eineiige Zwillinge bereits als Lausbuben auf die Welt kommen. Wunderbar auch die zickigen Prinzessinnen, die um die Gunst des Prinzen buhlten - die eine verfressen, die andere unzufrieden und die letzte viel zu intellektuell für den leicht verschlafenen Charlie. Dieser entpuppte sich als weiser wie würdiger Nachfolger seines amtsmüden Vaters, nachdem er sich nicht nur in Magd Louisa verliebt, sondern von dieser auch noch erfuhr, was alles schief läuft im Königreich.

Das Happy End der Geschichte funktioniert aber auch in Kappls moderner Fassung nur mit dem Erbsentrick. Demnach könne man eine wahre Prinzessin daran erkennen, dass diese unter einem Berg von Matratzen eine Erbse auf der zarten Haut erspüre. So wie Louisa, die dank ihrer Mäusefreunde aus der Schlossküche genau wusste, was sie nach einer Nacht auf der Erbse zu sagen hat. Doch junges Gemüse hin oder her: Zum Schluss entpuppte sich die Magd als verlorene Tochter des benachbarten Königshauses, die weiß, dass es im Leben auf Herz statt auf zarte Haut ankommt. Vielleicht eine Erfahrung, die das junge Publikum in der darauffolgenden Nacht auch auf einer Erbse gut schlafen hat lassen.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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